Interview - Die gebürtige Iranerin Susan Massarat über ihre Herkunft, ihre neue Heimat und die manchmal schwere Zeit dazwischen

Die ALTE HEIMAT im Herzen

Von 
Monika Hälker
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Susan Massarat arbeitet als Integrationshelferin im Bergsträßer Landratsamt. In Deutschland ist sie voll und ganz angekommen und fühlt sich zu Hause.

© Funck

Susan Massarat ist im Iran geboren und lebt seit 15 Jahren in Deutschland. Sie hat in Darmstadt Pädagogik und Germanistik studiert. Im Iran hatte sie bereits eine universitäre Ausbildung in Deutsch als Fremdsprache abgeschlossen. Heute ist sie im Landratsamt in Heppenheim Leiterin des Projekts "Integration braucht Partnerschaft" im Ausländer- und Migrationsamt. Der Bergsträßer Anzeiger hat mit ihr über das Spannungsfeld Heimat gesprochen.

Frau Massarat, wie haben Sie die Anfänge als Studentin in Deutschland erlebt?

Susan Massarat: Oh, das war richtig hart. An der Uni in Darmstadt gab es noch keine Tutoren, die sich um internationale Studenten kümmerten. Ich lebte in einem Hin und Her und habe mich letztlich für Pädagogik und Germanistik entschieden. Das Studium hat mich große Mühe gekostet.

Worin bestanden die Schwierigkeiten?

Massarat: Die Uni Marburg wäre mit dem Angebot Deutsch als Fremdsprache meinen Interessen vielleicht näher gekommen, aber ich habe in Darmstadt mit meiner Schwester zusammengewohnt und mich nicht getraut, mich von dem letzten Zipfel Heimat zu trennen. Die ganze Umgebung war für mich neu, das politische und gesellschaftliche System war neu, die Uni war neu und ich hatte keinen Freundeskreis. Es war niemand da, der mich motivieren konnte, wirklich auszuwählen, was mir Spaß machen würde. Während des Studiums habe ich in diversen Nebenjobs gearbeitet, die für mich ganz wichtige Stufen waren, um auch neue Perspektiven zu entwickeln. Anfangs wollte ich immer in den Iran zurück. Jetzt bin ich froh, dass ich hiergeblieben bin.

Sie leben einen Spagat zwischen Ihren Wurzeln, die im Iran liegen, und der Gesellschaft hier. Wie sieht das konkret aus? Welche Bedeutung haben Ihre Wurzeln für Ihr Leben heute?

Massarat: Ich stehe nicht mehr zwischen zwei Kulturen. Ich lebe nicht mehr im Hin und Her und bin gut angekommen. Anfangs schlugen sich kulturelle Unterschiede nieder, die mich immer wieder berührt und in Konflikt gebracht haben. Ich bin stolz auf meine Geschichte, auf meine Erziehung, auf meine Familie. Sie gehören zu mir und bleiben mir. Sie sind meine Heimat.

Fühlen Sie sich heute in Deutschland heimisch?

Massarat: Ja. Trotzdem habe ich meine iranische Kindheit und Jugend nicht verloren, sie bleiben in meinem Herzen. Dort liegen meine Wurzeln. Stellen Sie sich das Bild eines Baums vor, der in einem anderen Land angewachsen ist und sich nun in anderer Erde weiterentwickelt. Ich lebe hier und wachse hier weiter, aber diese Person hat an anderer Stelle Wurzeln gehabt.

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