Bergstraße. Die blauen Mietfahrräder werden wieder aus dem Viernheimer Stadtgebiet verschwinden: Das Ausleihangebot von VRN-Nextbike in Viernheim wird nicht fortgesetzt.
In der jüngsten Sitzung des Ausschusses Umwelt, Bauen, Energie haben sich die Stadtverordneten einstimmig gegen die Fortführung der Ausleihe ausgesprochen. Der Grund: Die Kosten für die Stadt Viernheim steigen nach der einjährigen Testphase auf ein Vielfaches an. „Die Zahlen sprechen für sich“, führt der Erste Stadtrat Jörg Scheidel aus, „in der Testphase liegt der städtische Zuschuss pro Ausleihe bei 3,90 Euro, bei der Fortführung des Angebots steht dieser Betrag bei 20,48 Euro. Das steht leider in keinem Verhältnis“, bedauert der Dezernent. Denn grundsätzlich sei die Möglichkeit von Leihrädern in der Brundtlandstadt begrüßenswert.
Etwa zehn Nutzungen täglich
Deshalb startete am 1. Dezember 2022 das VRN-Nextbike-System für ein Testjahr in Viernheim, eine Kooperation zwischen dem Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) sowie nextbike by TIER und der Stadt. 50 Fahrräder und fünf Lastenräder stehen seitdem an zehn Stationen im Viernheimer Stadtgebiet bereit und können für Fahrten ausgeliehen werden. Die Standorte der Fahrräder sind in Wohngebieten, an Einkaufsstätten, in der Nähe von Haltestellen und bei oft besuchten Einrichtungen. Die Viernheimer konnten und können sogar kostenlos unterwegs sein – jede erste halbe Stunde in Viernheim ist mit dem entsprechenden Rabattcode gebührenfrei. In diesem kostenfreien Rahmen lag in den ersten Monaten auch die überwiegende Nutzungszeit, wie Myriam Buddensiek, zuständige Klimaschutz-Managerin, ausführt: „Die Fahrtzeit bei den Ausleihen lag vorwiegend bei unter 15 Minuten sowie innerhalb einer halben Stunde.“
Bis Mitte September wurden in Viernheim rund 2900 Ausleihvorgänge verzeichnet, davon etwa 330 Fahrten mit einem Lastenrad. Das macht im Schnitt etwa zehn Ausleihen am Tag. Viernheim bewege sich damit im Durchschnitt der Städte, die das VRNnextbike-Angebot nutzen. Eine genaue Summe der dabei zurückgelegten Kilometer kann nicht ermittelt werden, weil diese Daten nicht erfasst werden. Wenn man für eine Fahrt innerhalb der Stadt mit 2,3 Kilometern rechnet, sind bisher 6670 Kilometer mit VRNnextbike-Fahrrädern zurückgelegt worden. Die Kosten für das Testjahr vom 1. Dezember 2022 bis 30. November 2023 belaufen sich auf 14 280 Euro für die Stadt.
Das Brundtlandbüro hat sich nun ein Angebot für die Fortführung des Leihsystems in Viernheim ab Dezember 2023 eingeholt. Blieben alle zehn bisherigen Stationen, beliefe sich der städtische Betriebskostenzuschuss für 50 Fahrräder und vier Lastenräder auf 156 177,75 Euro für zwei Jahre. Viernheim könnte die Anzahl der Stationen auch auf die Mindestzahl acht reduzieren. „Bisher wurden die Stationen an Waldschwimmbad/Waldsporthalle und Bürgerhaus wenig genutzt, teilweise vielleicht wegen Baustelleneinschränkungen“, berichtet Myriam Buddensiek. Auch Standorte Dina-Weißmann-Allee sowie Beethovenstraße/Mozartstraße seien weniger frequentiert, so könnte man zwei Stationen einsparen. Der Zuschuss für acht Ausleihstandorte läge bei 143 348,40 Euro.
Für die Stadtverordneten wie auch für den Magistrat zu viel, auch unter Würdigung des Aspekts der klimafreundlichen Fortbewegung. Angesichts der angespannten Kassenlage in der Kommune seien die Kosten – mehr als das Fünffache gegenüber der Testphase – für Viernheim nicht zu stemmen.
Ganz vom Tisch ist die Fahrradausleihe in Viernheim aber nicht. Das Unternehmen nextbike by TIER ist derzeit Vertragspartner des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar. Der Vertrag läuft am 31. Dezember 2025 aus. Der VRN bereitet derzeit eine Neuvergabe vor. „Wenn eventuell ein neuer Anbieter involviert ist, wollen wir ein neues Angebot einfordern“, betont Stadtrat Scheidel, dass die Stadt der Möglichkeit der permanenten Bereitstellung eines umweltfreundlichen Verkehrsmittels weiterhin positiv gegenüber steht. /sm
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