Freizeit - Meik Schäfer, Vorstandsmitglied des Rad-Touristik-Clubs Bergstraße/Odenwald, hofft darauf, dass weitere Trails für die Radsportler ausgewiesen werden

Der Fahrrad-Boom lockt auch mehr Mountainbiker in die Bergsträßer Wälder

Von 
Felix Wolf
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Bergstraße. An Tagen, an denen sich die Sonne wieder häufiger zeigt, zeigt sich ebenso, dass dem vorherrschenden Fahrrad- und Mountainbike-Trend kein Abbruch droht. Meik Schäfer, Vorstandsmitglied des Rad-Touristik-Clubs Bergstraße/Odenwald (RTC, BILD: privat), geht davon aus, dass das erhöhte Aufkommen von Radfahrern und vor allem Mountainbikern sich auch auf der Vereinsstrecke, dem „Fuchstrail“, bemerkbar machen wird.

Der „Fuchstrail“ besteht aus zwei Abfahrtsstrecken und befindet sich oberhalb von Hochstädten hinter dem Fürstenlager. „Während Corona erreichte der Mountainbikesport einen neuen Peak. Eine Sättigung ist noch nicht in Sicht“, berichtet Schäfer.

Mountainbiken als Einzelsport ist – dem Mannschaftssport gegenüber – ganz klar im Vorteil. Der Sport lässt sich pandemiekonform ausüben unter Einbehaltung der Hygiene- und Abstandsregelungen. Für viele Menschen, die es während der Pandemie ins Freie zog, war es eine logische Entscheidung, zum Mountainbike zu greifen.

Enorm gestiegene Nachfrage

Das führte zu einer sehr hohen Nachfrage am Fahrradmarkt, die bis heute noch nicht befriedigt werden konnte. Hans-Peter Obermark vom Verband des Deutschen Zweiradhandels sagte dazu: „Einige Händler warten noch auf bis zu 40 Prozent der Räder, die sie bereits im vergangenen Jahr bestellt haben. Die Branche rechnet, sofern es nicht zu weiteren Lockdowns kommt, erst Ende 2024 mit einer Normalisierung des Fahrradmarktes bei weiter steigender Nachfrage.“

Der RTC Bergstraße/Odenwald mit Sitz in Bensheim-Auerbach besteht bereits seit September 1989. Die Abteilung „Mountainbike“ wurde im Jahr 2014 gegründet. Ziel dieser Abteilung, die zunächst aus einer Handvoll ambitionierter Mountainbiker bestand, war die Legalisierung des „Fuchstrails“. Die Strecke existierte bereits, allerdings nur in einem Zustand geduldeter Illegalität.

Die Abteilung machte es sich zur Aufgabe, diesen Zustand zu ändern, und realisierte die Legalisierung des „Fuchstrails“ innerhalb eines Jahres. Das begann mit einer Eingriffsgenehmigung und den darauffolgenden Arbeitsstunden in Planungs- und Bauphasen. Im Mai 2017 fand dann die offizielle Eröffnung der Vereinsstrecke statt. Pachtgeber der Strecke ist der Landesbetrieb Hessen-Forst.

Die Mitglieder des RTC leisteten zusammen laut eigenen Angaben 4688 unentgeltliche Arbeitsstunden für die Realisierung des Projektes. Hinzu gekommen seien 25 000 Euro für Materialien und Werkzeuge. Auch in diesen Aspekten wünschen sich die Mountainbiker Unterstützung von der Stadt Bensheim.

„Fuchstrail“ als positives Beispiel

Während die Zahl der Mountainbiker an der Bergstraße enorm wachse, befinde sich eine Ausweitung des offiziellen Angebotes im Stillstand. Meik Schäfer hofft auf eine dem Fahrradabsatz angepasste Entwicklung des Trail-Angebots. Durch eine größere Zahl von Strecken würde sich das gestiegene Aufkommen von Radfahrern im Wald von ganz allein verteilen und entzerren.

Der Fuchstrail sei hierbei als positives Beispiel zu betrachten. Da es sich dabei, aufgrund der Vielzahl der dort verwendeten Bauwerke und der damit einhergehenden rechtlichen Rahmenbedingungen, jedoch um eine Vereinsstrecke handelt, mache sich der RTC für ein öffentliches Wegenetz stark, das von jedem Mountainbiker genutzt werden könne.

Zusätzlich zur Planung, dem Bau und der Pflege eines öffentlichen Mountainbike-Streckennetzes an der Bergstraße sei auch eine Ausweitung der zwei bestehenden Vereinsstrecken geplant. Diese Entwicklungen befinden sich momentan noch im Stadium von Gesprächen zwischen dem RTC und der Kreisverwaltung. Aufgrund der hohen Anzahl von beteiligten Akteuren gestalten sich die Gespräche schwierig, sagt Schäfer über die momentane Situation.

Zusätzlich wünsche man sich von der Stadt Bensheim mehr Unterstützung bei der Planung und Finanzierung der Strecken. Bereits 2019 fanden zwei Gespräche an runden Tischen statt. Eines im März mit Vertretern der Stadt Bensheim und eines mit einem erweitertem Teilnehmerkreis im Juni mit der Stadt, dem Geo-Naturpark und dem „Fuchstrail“-Pachtgeber Hessen-Forst. Vor allem für die moderierende Rolle, die die Stadt in diesem Gedankenaustausch einnahm, zeigte sich der Verein dankbar.

Konstruktive Zusammenarbeit

Die Gespräche auf dieser Ebene seien allerdings nur bis zu einem gewissen Punkt ertragreich, sagt Meik Schäfer. Um dem diesjährigen erneuten Absatzanstieg auf dem Mountainbikemarkt entgegenzukommen, sei es dringend notwendig, das Mountainbike-Angebot auf Kreisebene zu erweitern und auch auf dieser Ebene Gespräche zu führen.

Hinzu komme die Tatsache, dass viele Menschen – aufgrund der hohen Nachfrage – auch in diesem Jahr noch kein Fahrrad ergattern konnten und die Nachfrage nach weiteren Strecken demzufolge auch im nächsten Jahr konsequent ansteigen werde.

Das Problem, dass Mountainbiker kaum auf offizielle Angebote stoßen, existiere schon seit Jahren, so Schäfer. Damit einhergehend werde auch die Nachfrage nach einem offiziellen Trail-Angebot für Mountainbiker steigen. „Meine Hoffnung ist demnach, dass sich das offizielle Trail-Angebot analog zum Fahrradabsatz entwickelt“, erläutert der Mountainbike-Experte.

Der Pachtgeber des Fuchstrails, das Forstamt Lampertheim für Hessen-Forst, erkannte den Bedarf für legal angelegte Trails, als Aktivitäten von Mountainbikern auf dem vorher illegalen Trail stattfanden. Forstamtsleiter Ralf Schepp spricht von ertragreichen Gesprächen, in denen sich die Mountainbiker sehr kooperativ zeigten und aus denen eine sehr gute, vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit entstand.

Ein weiterer Faktor für die Konzeption des Fuchstrails war die Entlastung des naheliegenden Melibokus. „Illegale Trails zu befahren, ist unverantwortlich. Es sorgt dafür, dass eine Erholung in diesen Gebieten nicht möglich ist – für Mensch und Natur“, so Schepp. Ein blitzschnell auftauchender Mountainbiker bedeute für Tiere grundlegend mehr Stress als ein Wanderer. Ein Mountainbike-Streckennetz ist an der Bergstraße und im Odenwald bereits vorhanden. „Es ist nur eben kein Trail-Netz. Man kann es leider nicht jedem recht machen.“

Gespräche über neue Strecken

Das Streckennetz läuft größtenteils über bereits vorhandene Wanderwege. Steile, kurvige und schmale Trailabschnitte sind dabei die Ausnahme. Diese würde der RTC gerne in der Nähe von bereits bestehenden Wegen anlegen. Die Trails jedoch parallel zu den Wegen laufen zu lassen, sei aufgrund der Topografie schlicht nicht möglich. Während sich Wanderwege in Serpentinen einen Berg hinauf- oder herabwinden, verlaufen die Trails meist etwas steiler, um das nötige Momentum zu gewinnen.

Vorerst plant der RTC mit einer Erweiterung der Vereinsstrecke. Weitere Gespräche mit der Stadt Bensheim und dem Kreis rund um das Trailnetz sind in Planung.

Redaktion

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