Sparkassen-Wettbewerb - Cleveres Tänzchen mit Bulle und Bär auf dem Frankfurter Parkett / Ab November „verstärkt auf Risiko gespielt“ / Solider Gewinn, wo viele andere Verluste zu verzeichnen hatten

Der Bensheimer Student Daniel Pech belegte im Planspiel Börse den Spitzenplatz

Von 
Thomas Tritsch
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Daniel Pech, erfolgreicher Absolvent des von der Sparkasse ausgelobten Planspiels Börse für Studenten, beim Interview im Medienhaus in Bensheim. © Neu

Bergstraße. Der Name ist irreführend: Daniel Pech hatte Glück. Sein Aktiendepot entwickelte sich besser als das seiner Konkurrenten. Doch auf dem spiegelglatten Börsenparkett bewies der Student aus Bensheim auch eine gehörige Portion Know-how und Mut zum Risiko. Schließlich waren die 100 000 Euro Startkapital nur eine künstliche Währung.

Beim Planspiel Börse Plus – extra für Studenten – hatte der 23-Jährige Anfang des Jahres die Nase vorn. Er war einer der Teilnehmer beim Online-Wettbewerb der Sparkassen, bei dem man sein Spielkapital durch geschickte Transaktionen an der Börse vermehren muss und dabei Gefahr läuft, in die virtuelle Pleite zu rutschen.

„Macht eine Menge Spaß“

Die fiktiven Käufe und Verkäufe werden über elf Wochen fortlaufend mit den realen Kursen während der Börsenöffnungszeiten abgerechnet. Der simulierte Wertpapierhandel vertieft auf spielerische Weise wirtschaftliche Grundkenntnisse – und macht eine Menge Spaß, wie der Bensheimer betont. Daniel Pech hat Erfahrung. Bereits 2017 schaffte er es auf einen ersten Platz – ein erfolgreiches Warm-up für die Wettbewerbe danach. Am 25. September fiel der Startschuss für Europas größtes Börsenspiel 2019/20. Von Corona ahnte keiner etwas.

Über 24 000 Teams aus Deutschland waren dabei. Insgesamt 88 000 Teilnehmer hatten die Börse im Blick, auch im Geschäftsgebiet der Sparkasse Bensheim. Hier gingen 86 Gruppen mit 186 Teilnehmern an den Start. In der etwas komplexeren Variante für Studenten und Berufseinsteiger bis 30 Jahre meldeten sich 14 Teams mit 19 Teilnehmern.

Gebürtiger Bensheimer

Daniel Pech bewies dabei ein besonders sicheres Händchen im Umgang mit Finanzen: Mit einem Depotwert von 107 165,89 Euro belegte er den ersten Platz. Kein riesiger Gewinn, aber eine solide Steigerung des Kapitals, während die meisten Kollegen auf Talfahrt gingen.

Der gebürtige Bensheimer hat gleich nach seinem Abitur im Jahr 2016 am Alten Kurfürstlichen Gymnasium sein Studium an der TU Darmstadt begonnen. Im November geht es ins neunte Semester. Sein Reich ist der Studiengang Informationssystemtechnik (iST), bei dem es unter anderem um die Konstruktion komplexer Systeme aus softwaretechnischen und elektronischen Komponenten geht.

Typische Anwendungsgebiete sind das Internet der Dinge, intelligente Industrieproduktionsanlagen, die Entwicklung intelligenter Stromnetze oder Verkehrsinfrastrukturen der Zukunft. Das interdisziplinäre Studium verbindet die Fachdisziplinen Informatik, Elektrotechnik und Informationstechnik. Ohne fundierte mathematische Grundlagen wird es schwer.

Mit den Leistungskursen Mathematik und Physik war Daniel Pech für den Einstieg an der Uni gut ausgestattet.

„Ich habe schon lange ein Faible für die Börse.“ Er fühlt sich wohl zwischen Bullen und Bären. Auch in den Spezialbereich Finanzmathematik hatte er bereits hineingeschnuppert, als er bei der Sparkasse Bensheim seinen Hut in den Ring warf.

Erfolg in wackligen Zeiten

Schwerpunkte seines Depots waren in den Branchen Technologie und Medizin verortet. Damit hätte er wahrscheinlich auch noch ein paar Monate länger – nach dem Ausbruch der Pandemie in Europa – ordentliche Gewinne erzielt. Ab Februar herrschte an den Aktienmärkten blanke Panik. Vom 20. Februar bis 18. März krachte der Dow um fast 40 Prozent nach unten, der Dax brach um 5000 Punkte ein. „Zum Glück waren wir früher dran“, so der erfolgreiche Spekulant.

Daniel Pech und seine Mitspieler erlebten einen starken Börsen-Oktober 2019 in schon damals wackligen Zeiten: Handelskonflikte, Brexit und Rezessionsängste bestimmten die Atmosphäre auf dem internationalen Parkett. Auch der Bensheimer hatte alle Antenne auf Empfang: Was passiert in der Weltpolitik? Was twittert Trump? Wie reagiert China? Die Aktie des Zahlungsdienstleisters Wirecard brach nach Meldungen über Bilanzunregelmäßigkeiten im Oktober zweistellig ein, erinnert sich Pech an eine turbulente Phase. Zeitweilig waren fast vier Millionen Euro Börsenwert futsch. An den Finanzmärkten herrschte dennoch überwiegend Kauflaune. Anfang November begann der der Dax eine Seitwärtsbewegung, am Ende des Jahres haben sich die Anleger dann aber nicht mehr aus der Reserve locken lassen: Der Handel verlief bei geringen Umsätzen in ruhigen Bahnen.

Mit einem Anstieg des Dax um mehr als 25 Prozent konnte sich das Börsenjahr 2019 unterm Strich durchaus sehen lassen. Es war der stärkste Anstieg des Dax seit Jahren.

Etwas Zockergeist gehört dazu

„Ab Ende November habe ich verstärkt auf Risiko gespielt“, so Daniel Pech. Etwas Zockergeist gehöre schon dazu, um an der Börse auf einen grünen Zweig zu kommen. No risk, no fun. Andererseits sei schnelles Geld nicht immer das Beste, so der Teilnehmer.

Zu verlieren haben die Planspieler ohnehin nichts – aber zu gewinnen: 300 Euro Preisgeld konnte der Student am Ende für sich verbuchen. Ein warmer Regen für einen Studenten, der gerade vor seiner Bachelor-Arbeit steht und danach flott seinen Master in Angriff nehmen will.

Ambitionierter Tänzer

Mit dem Parkett kennt er sich auch abseits der Börse gut aus. Daniel Pech ist ambitionierter Tänzer. Vorlieben: Standard und Latein. Dennoch zieht es ihn auch in diesem Herbst wieder an die Finanzmärkte. Erster Handelstag der laufenden Runde war der 30. September. Am 11. November findet zur Halbzeit eine Zwischenbewertung statt. Am 9. Dezember schließt die Börse für alle Teilnehmer mit den Kursen von 11 Uhr. Bewertet werden die Teams und Solisten jeweils nach dem Depotgesamtwert und dem Nachhaltigkeitsertrag, der sich auf Papiere bezieht, die im Nachhaltigkeitsindex gelistet sind. „Mitmachen lohnt sich“, so der Wiederholungstäter aus Bensheim.

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