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Chemieunfall im Hafen Mannheim: Einsatz geht weiter

Fast 24 Stunden nach einem Chemieunfall im Mannheimer Hafen mit über einem Dutzend Verletzen war am Mittwochnachmittag der Großeinsatz noch im vollen Gange.

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red
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Am Dienstagnachmittag war auf einem Werksgelände im Mannheimer Mühlauhafen Gefahrgut aus einem Seecontainer ausgetreten. © Dieter Leder/dpa

Mannheim. Fast 24 Stunden nach einem Chemieunfall im Mannheimer Hafen mit über einem Dutzend Verletzen war am Mittwochnachmittag der Großeinsatz noch im vollen Gange. Weit über 100 Einsatzkräfte waren noch vor Ort. Sie kühlten einen Container des Chemiekonzerns BASF, um den weiteren Austritt giftiger Dämpfe zu verhindern, wie eine Sprecherin der Feuerwehr erläuterte. Die Lage sei stabil. Aktuell stimmten sich die Experten darüber ab, wie der Einsatz weitergeführt wird und welche Maßnahmen ergriffen werden. 

Die Fässer, aus denen am Dienstagnachmittag eine giftige Chemikalie entwichen ist, stammen von der Ludwigshafener BASF. Das hat eine Sprecherin des Unternehmens bestätigt. Bei allen weiteren Fragen verwies sie auf die Stadt Mannheim. Die Werksfeuerwehr der BASF sei zumindest beratend an der Sicherung des Containers mit knapp 200 Fässern beteiligt, teilte die Polizei mit.

Die genaue Ursache für die Leckage sei noch immer nicht geklärt, sagte die Sprecherin der Feuerwehr. Bei der Feuerwehr habe es bislang keine Verletzten gegeben. Die Polizei hingegen hatte 16 Beamte gemeldet, die über Reizhusten und gerötete Augen klagten. Zwei von ihnen mussten im Krankenhaus behandelt werden. An dem Einsatz waren auch die Wasserschutz-Polizei und das Technische Hilfswerk beteiligt.

Am Vormittag waren mit Ausnahmen in unmittelbarer Nähe des Einsatzortes fast alle Straßensperrungen wieder aufgehoben.

Knapp 200 Fässer

Am Dienstagnachmittag war auf einem Werksgelände im Mannheimer Mühlauhafen Gefahrgut aus einem Seecontainer ausgetreten. In dem Container waren knapp 200 Fässer gelagert, die mit Hydrosulfit gefüllt sind. Dabei handelt es sich um ein Hilfsmittel für die Textilindustrie, das beispielsweise zum Bleichen verwendet wird. Nach jetzigem Kenntnisstand könnte es aufgrund der Produkteigenschaften zu einer Selbstzersetzung des Produkts gekommen sein, bei der Schwefeldioxid und andere Schwefelsalze freigesetzt wurden. Dies verursachte zeitweise eine rund 150 Meter hohe Rauchwolke. Die genaue Ursache muss noch ermittelt werden.

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Die Feuerwehr hat über die Nacht weiterhin Luftmessungen durchgeführt. Dabei ergaben sich nach wie vor keine erhöhten Werte. Anwohner der betroffenen Stadtteile werden dennoch vorsichtshalber gebeten, Türen und Fenster weiterhin geschlossen zu halten. Bürger können ihre Häuser verlassen.

Die Straßensperrungen sind fast alle wieder aufgehoben, lediglich die Güterhallen- und Werfthallenstraße in unmittelbarer Nähe des Einsatzortes sind weiterhin gesperrt.

Sirenenalarm am frühen Abend

Am späten Abend und in der Nacht wurde der Container von der Feuerwehr mit Wasser gekühlt, um austretende Dämpfe zu reduzieren. An verschiedenen Punkten im Stadtgebiet wurden Luftmessungen vorgenommen. Die Ergebnisse ergaben den Angaben zufolge bislang keine erhöhten Werte. Menschen, die dennoch langanhaltende Beschwerden verspürten, sollten sich in ärztliche Behandlung begeben, hieß es.

Die Berufsfeuerwehr Mannheim und das THW waren mit einem Großaufgebot im Einsatz, um den Austritt des Gases zu stoppen. Am Nachmittag war eine bis zu 150 Meter hohe giftige Rauchwolke zu sehen, so ein Sprecher. Per Polizeihubschrauber wurde beobachtet, wohin sich die Giftstoffe ausbreiteten. Am späten Abend wurde bekannt, dass 16 Polizisten verletzt wurden. Sie hätten Atemwegsreizungen, sagte ein Polizeisprecher. Zwei von ihnen würden im Krankenhaus untersucht, die anderen gingen zum Arzt. 

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Zur Warnung der Bevölkerung hatte die Stadt am frühen Abend auch einen Sirenenalarm ausgelöst. Zudem erschien eine Warnmeldung auf der Internetseite der Stadt Mannheim. Informiert wurde auch über die Warnapps Katwarn und Nina. Auf der Neckarwiese und dem Alten Meßplatz waren währendessen sorglose Menschen unterwegs. Der Austritt des Gases hatte außerdem massive Auswirkungen auf den Berufsverkehr. Neben dem Bereich um den Handelshafen wurden auch umliegende Brücken gesperrt. Betroffen waren die Kurt-Schumacher-Brücke, die Neckarvorlandstraße sowie die Teufelsbrücke, alle weiteren Zufahrten zum Mühlauhafen sowie der Park- und der Luisenring. Autofahrer, die die Stadt verlassen wollten, sollten über die Augustanlage fahren. Zudem sollte die Innenstadt gemieden werden. 

Erster Bürgermeister Christian Specht erklärte am Abend, dass etwa 200 Einsatzkräfte vor Ort waren. Auch die Werksfeuerwehr der BASF habe mitgelöscht. Für Betroffene ist ein Bürgertelefon unter 0621/293 63 70 eingerichtet. Der Notruf solle freigehalten werden. Der Einsatz hatte auch Auswirkungen auf den Fernverkehr der Bahn. Das teilte der Konzern mit. Die Strecke zwischen Mannheim und Frankfurt/Main Hbf und Frankfurt Flughafen wurde zeitweise gesperrt, der Fernverkehr umgeleitet.

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