Bundestagswahl

Bundestagswahl: CDU Bergstraße setzt auf Michael Meister

Die CDU Bergstraße setzt im Kreis Bergstraße auf einen „erfahrenden Politiker“. Der Herausforderer Torben Kruhmann erzielte Achtungserfolg.

Von 
Sandra Usler
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CDU-Kreisvorsitzende Birgit Heitland (links) gratuliert Michael Meister und überreicht Blumen an Ehefrau Heidi. © Sandra Usler

Bergstraße. Der Kandidat der CDU Bergstraße heißt auch bei der nächsten Bundestagswahl Michael Meister. Der Bensheimer ist beim Kreisparteitag der Christdemokraten im Bürstädter Bürgerhaus mehrheitlich gewählt worden – und hatte erstmals mit einem Gegenkandidaten zu tun. Der Viernheimer Torben Kruhmann stellte sich ebenfalls zur Wahl. 44 Stimmen erhält der stellvertretende Kreisvorsitzende, Meister vereint dagegen 108 Stimmen der Delegierten auf sich. Damit kann er sich zum neunten Mal für das Bundesparlament bewerben, in dem er seit 1994 seinen Wahlkreis vertritt.

Leidenschaftlich und kämpferisch werben beide Kandidaten um das Vertrauen der CDUler. Erst mit Videobeiträgen, dann mit persönlichen Statements stellen der 63-jährige Bundestagabgeordnete und sein 32-jähriger Gegenkandidat ihre Ideen, Vorstellungen, Visionen, Schwerpunkte vor.

Kruhmann fordert dabei weniger Bürokratie, gelockerte Datenschutzgesetze und deutliche Veränderungen bei der Energiepolitik und dem Bürgergeld. Besorgt blickt er auf den Erfolg der AfD. Die Partei profitiere von der aktuellen Migrationspolitik: „Wenn wir nichts unternehmen, wird irreguläre Migration die demokratische Mitte beenden.“ Der Viernheimer will für Aufbruchstimmung sorgen. „Einige Dinge, die wir heute kritisch sehen, haben wir früher mitbeschlossen“, räumt er ein. Nun müsse die CDU die Menschen überzeugen, „dass wir es jetzt anders sehen. Für diesen Neuanfang stehe ich bereit.“

Viernheim und Lampertheim für inhaltliche Neuausrichtung

Mitbewerber Meister sieht die Zeit für eine Erneuerung noch nicht gekommen: „Das würde voll in die Hose gehen.“ Politik sei mehr als Marketing: „Es ist nicht möglich, erfolgreich zu regieren ohne Erfahrung. Und diese Erfahrung bringe ich mit.“ Um Deutschland aus der misslichen Lage zu holen, brauche es eine „Agenda 2030“. Es müsse wieder eine soziale Marktwirtschaft geben und das Subsidiaritätsprinzip müsse gelten: „Nicht alles muss in Berlin oder in Wiesbaden entschieden werden, stattdessen müssen wir möglichst nah an den Bürgern sein.“

Die Hoffnungen auf einen Neuanfang im Land würden auf der Union ruhen: „Das ist unsere einzige Chance, und das ist eine Verantwortung für Land und Demokratie. Wenn es schief geht, werden sich die Menschen abseits demokratischer Parteien orientieren.“

Meister war vom Kreisvorstand der CDU vorgeschlagen worden. „Er ist immer präsent in unserem Wahlkreis, sucht den Kontakt, kümmert sich um die Bürger“, wirbt Kreisvorsitzende Birgit Heitland für den Bundestagsabgeordneten, der schon viele Ämter und Aufgaben innegehabt habe und damit erfahren und kompetent sei. „Wenn es zu einer vorgezogenen Wahl kommt, falls die Ampelregierung scheitert, hätten wir einen Kandidaten, der bekannt ist.“ Christiane Ludwig-Paul (Lorsch) fügt an, dass sich Meister keinen politischen oder persönlichen Fehltritt geleistet habe. „Warum soll man so einen Menschen austauschen? Wenn die CDU die Bundestagswahl gewinnt, brauchen wir erfahrene Politiker wie ihn.“

Die Viernheimer CDU spricht sich dagegen für einen Neustart aus und hatte ihren Stadtverbandsvorsitzenden Torben Kruhmann nominiert. „Wir brauchen einen Kandidaten, der die inhaltliche Neuausrichtung der CDU glaubhaft verkörpert, und der die notwendigen Korrekturen zur Ära Merkel unbelastet vertreten kann“, begründet Erster Stadtrat Jörg Scheidel den Viernheimer Vorschlag. Die CDU benötige einen Generationenwechsel, um auch junge Wähler anzusprechen – und mutige Politiker, die zu ihren Überzeugungen stehen und die bereit sind, auch in schwierigen Zeiten den Weg der Verantwortung zu gehen.

Zustimmung kommt von Stefan Griesheimer (Lampertheim): „Wir brauchen einen klaren Cut mit neuen Gesichtern, damit wir als CDU wieder glaubwürdig werden.“ Scheidel übt indes auch Kritik an der Kreis-CDU: „Der Stadtverband Viernheim hätte sich gewünscht, dass man erst die Wahl des neuen Kreisvorstands abgewartet hätte, damit sich das Gremium in Ruhe und ohne Druck mit der Frage befasst, wie wir uns als CDU Bergstraße aufstellen möchten.“

Ein erstes Stimmungsbild für die Wahl zeigte die Rückmeldung der Ortsverbände zu den beiden Kandidaten – die Mehrheit hatte sich im Vorfeld für Michael Meister ausgesprochen. Die Delegierten wählen in Bürstadt aber einzeln in geheimer Wahl. Nach der Auszählung bestätigt sich das Stimmungsbild: 71 Prozent für Michael Meister. Der Direktkandidat verspricht: „Ich werde mich anstrengen. Der Wahlkampf wird sicher härter und schmutziger, als wir es heute erwarten.“

Kruhmanns Ergebnis wird in der Versammlung als Achtungserfolg gewertet: „Ich war als Herausforderer angetreten, habe der CDU eine Alternative geboten“, stellt er klar. Und kündigt an: „Jetzt werde ich Michael Meister im Wahlkampf unterstützen.“

Freie Autorin

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