Bundestagswahl

Michael Meister gewinnt Direktmandat im Kreis Bergstraße

Michael Meister erreichte bei der Bundestagswahl 2025 erneut das Direktmandat im Kreis Bergstraße. Sven Wingerter und Thomas Fetsch fast gleich auf.

Von 
Angela Schrödelsecker
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Michael Meister (2.v.l.) mit Ehefrau Heidi (links), Birgit Heitland (rechts)und Alexander Bauer © Thomas Neu

Bergstraße. In der CDU Kreisgeschäftsstelle in Heppenheim gab es Grund zu feiern. Wie der Bundestagsabgeordnete Michael Meister betonte, habe er das von ihm gesteckte Ziel erreicht, den Direktkandidaten der AfD zu verhindern – und das deutlich: „Es gibt eine klare Bewegung in Richtung bürgerliches Lager und mit dem neuen Programm und einer neuen Mannschaft haben wir ein ordentliches Ergebnis erzielt.“

Michael Meister hat bereits das siebte Mal das Direktmandat im Kreis Bergstraße geholt, ob es tatsächlich für den den neunten Einzug in den Bundestag reicht, stand bei Redaktionsschluss noch nicht final fest, da durch die Wahlrechtsform für die Direktkandidaten alle hessischen Ergebnisse aus den Wahlkreisen abgewartet werden müssen. Optimistisch war man aber in der Geschäftsstelle durchaus, dass das Wahlergebnis von Michael Meister ausreichen wird.

Michael Meister: „Mit Schmuddelkindern spielt man nicht.“

Sollte er eine weitere Legislaturperiode im Bundestag sitzen, sei es das Ziel, dass die CDU eine stabile Regierung bilde, die geschlossen zusammenstehe, denn der offen ausgetragene Streit der Vorgängerregierung habe viele Wähler zur AfD getrieben. Mit der kann sich Michael Meister keine Koalition oder Zusammenarbeit vorstellen: „Mit Schmuddelkindern spielt man nicht.“

Er hofft auf Koalitionsverhandlungen sowohl mit der SPD als auch mit den Grünen. Obwohl er die Mitbewerber der beiden Parteien um das Direktmandat im Kreis im Wahlkampf nicht verstand: „Ich bin der einzige Bewerber, das zeigt ja auch das Wahlergebnis, der die Chance hatte, die AfD in Schach zu halten und das war ja unser gemeinsames Ziel.

Aber anstatt mich zu unterstützen, haben sie gegen mich Stimmung gemacht.“ Um die AfD künftig zu verhindern, möchte er die Themen Migration, Sicherheitsgefühl in der Öffentlichkeit und Wirtschaft angehen. Er selbst sieht sich in dem Themenfeld Finanzpolitik – über Posten möchte er zu diesem Zeitpunkt nicht äußern.

Erststimmenergebnis ist besser als das der Partei

Wenig zu feiern gab es gestern Abend bei den Bergsträßer Sozialdemokraten . Mit dem Bundesergebnis von zu diesem Zeitpunkt 16,3 Prozent könne man natürlich alles andere als zufrieden sein, auch wenn einige Prognosen der letzten Wochen noch schlechter ausgesehen hätten, zog der Bergsträßer SPD-Direktkandidat Sven Wingerter im Gespräch mit dieser Zeitung gestern Abend. Dass er persönlich beim Erststimmenergebnis etwas besser dastand als seine Partei, sei „zwar schön für mich“, aber letztlich nicht entscheidend.

Reale Chancen, Michael Meister (CDU) das Direktmandat streitig zu machen, hatte Wingerter im Gegensatz zur Wahl 2021 nicht. Damals lag er nur die Prozentpunkte hinter dem Christdemokraten. Diesmal habe auch der Rückenwind des Bundestrends gefehlt. „Wir sind ein Trendwahlkreis“, sagt Wingerter. Dennoch habe er versucht, persönlich etwas zu bewegen. Gespannt verfolgten die Bergsträßer Sozialdemokraten gestern das Abschneiden von FDP und BSW. Als „Worst-Case-Szenario“ bewertete Wingerter die gestern Abend diskutierte eventuelle Notwendigkeit einer „Deutschlandkoalition“ von CDU, SPD und FDP. „Schon die Ampel-Koalition ist an der FDP gescheitert.“

Nach der Auszählung des ersten Bergsträßer Wahlbezirks Wald-Michelbach Hartenrod hatte der AfD-Direktkandidat Thomas Fetsch mit 30,61 Prozent die Nase vorne. Allerdings gibt es in dem Wahlbezirk nur 168 Wahlberechtigte. Lange hielt der Vorsprung nicht. Doch Thomas Fetsch hat auch so gute Chancen, in den Bundestag einzuziehen.

Nüchterene Stimmung bei der Wahlparty der Grünen

Auf der Landesliste der AfD steht er auf Platz 7. Beim Gespräch mit dieser Zeitung am Sonntagabend war er zwar zuversichtlich, aber noch nicht sicher, ob es reichen wird. Die Hochrechnungen am Wahlabend verfolgte der Jurist ohnehin nur mit einem Auge. „Ich arbeite gerade noch“, sagte er. Dass die AfD deutlich zulegen konnte, ist für ihn keine Überraschung: „Das ist das Ergebnis der Politik der vergangenen Jahre. Die Bürger erhoffen sich eine sachliche Wende bei den Themen Migration, Energie und Wirtschaft.“

Bei der Wahlparty der Grünen ist die Stimmung eher als nüchtern zu bezeichnen. Die Direktkandidatin Evelyn Berg hatte sich als Ziel gesetzt, Platz drei von der letzten Wahl zu halten – das hat sie mit knapp über neun Prozent nicht geschafft: „Ich bin angetreten, da es wichtig war, dass grüne Themen im Wahlkampf vertreten sind, aber die Linke hat uns vermutlich wichtige Stimmen gekostet.“

Evelyn Berg spricht von einem kurzen, anstrengenden Wahlkampf und auch am Wahlabend gab es noch eine böse Überraschung: „An der Geschäftsstelle wurden Schilder mit einer Brechstange abgerissen. Es musste die Polizei kommen. Und wir haben bereits ein Schutzkonzept für die Geschäftsstelle, da sich Mitarbeiter bedroht gefühlt haben.“

Bundesweiter Aufwärtstrend der Linken

Beste Stimmung herrschte gestern dagegen bei den Vertretern der Linken. In einer gemeinsamen Runde verfolgte man die ersten Hochrechnungen . Der Direktkandidat im Kreis Bergstraße, Bruno Schwarz, zeigte sich in einer ersten Reaktion nicht sonderlich überrascht über das gute Abschneiden seiner Partei. „Ich hatte schon im Vorfeld positive Erwartungen. Sonst hätte ich auch nicht kandidiert.“

Mit dem Gewinn des Direktmandates im Kreis hatte Schwarz natürlich nichts zu tun. Der bundesweite Aufwärtstrend der Linken mache sich aber auch im Kreis bemerkbar. Einen Mitgliederzuwachs von 50 Prozent habe man in den vergangenen Monaten verzeichnen können. Warum die Linken in der Gunst der Wähler noch einmal so zulegen konnten, dafür macht Schwarz einen „doppelten Effekt“ verantwortlich. Zum einen die „unsägliche Abstimmung“ der CDU mit den Stimmen der AfD bei den Migrationsanträgen im Bundestag, zum anderen die „frische Strahlkraft“ der Linken-Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek, die zahlreiche junge Menschen angesprochen habe.

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Er räumte jedoch ein: 5,1 Prozent wären natürlich entspannter, aber noch immer kein Grund zur Freude gewesen. Und auch, dass die Liberalen im Kreis Bergstraße besser abschneiden konnten als im Bund, tröstete nicht. Um die schlechten Ergebnisse in Ostdeutschland auszugleichen, hätte man in einem Wahlkreis wie dem Kreis Bergstraße zulegen müssen.

Für Mansmann endet nun die Zeit als Bundestagsabgeordneter. Bei den Erststimmen holte er knapp vier Prozent. Über die Landesliste der FDP wäre er selbst bei einem Einzug der Liberalen in den Bundestag nicht abgesichert gewesen.

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