Gewässerverband Bergstraße

Müllwürfel aus der Weschnitz macht ersten Halt in Rimbach

Bürger für Gewässerschutz sensibilisieren: Rimbach ist die erste Station für den Müllwürfel, der die Verschmutzung der Weschnitz dokumentiert. In Einhausen musste das Flüsschen gerade erst von Unrat befreit werden.

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jün
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Ein transparenter Würfel macht auf die Vermüllung der Gewässer aufmerksam. Am Montag findet der Auftakt der Aktion in Rimbach statt. © Gewässerverband

Bergstraße. Vergammelte Plastikdosen, dreckige Glasflaschen, sogar ein großes Plüschtier und ein alter Fußball sowie eine ganze Menge weiterer Unrat – das ist der Inhalt des Müllwürfels, der seit dem gestrigen Montag den Marktplatz in Rimbach ziert. Er soll als stilles Mahnmal für die Vermüllung der Gewässer allgemein und speziell der Weschnitz dienen und die Bürger dafür sensibilisieren, Abfall nicht achtlos in der Natur wegzuwerfen.

Wohin das führen kann, wenn Unrat in der Weschnitz landet, konnte man in der vergangenen Woche beispielsweise in Einhausen beobachten. Dort hatten sich an einem in dem Flüsschen liegenden Ast Flaschen, Bälle, Schlappen und anderes Treibgut verfangen. Der Gewässerverband musste zur Reinigung der Müllbarriere sogar ein Boot ins Wasser lassen.

Angeschwemmtes Treibgut in der Weschnitz in Einhausen. © Jörg Keller

In Rimbach kann der dortige Müllwürfel vier Wochen lang begutachtet werden, anschließend wandert er für jeweils vier Wochen weiter durch die Kommunen des Kreises Bergstraße. Die nächste Station ist Fürth. „Müllkippe oder Natur?“ ist darauf zu lesen, und dass es sich beim Inhalt um einen Teil der Menge an Abfall handelt, die sich jährlich in der Weschnitz ansammelt. Zudem ist eine Box angebracht, die Flyer mit den Verhaltensregeln und der Gesetzeslage zum Schutz der Gewässer in drei Sprachen enthält.

Zwei Initiativen zusammengeführt

In dieser Aktion werden zwei Initiativen zusammengeführt. So hatte der Gewässerverband Bergstraße die Aufstellung des Müllwürfels schon ins Auge gefasst, als eine Anfrage von der Martin-Luther-Schule in Rimbach kam, die auch Kooperationspartner ist. Die angehende Abiturientin Phoebe Mink wollte anlässlich einer Facharbeit im Leistungskurs Biologie die Weschnitz auf die Belastung mit Makro- und Mikroplastik untersuchen und nahm deshalb in den vergangenen Sommerferien Kontakt mit Ulrich Androsch, dem Geschäftsführer des Gewässerverbands, auf, bei dem sie auf offene Türen stieß.

So wurde dann zwischen Fahrenbach und Rimbach ein Gitterkäfig in die Weschnitz gehängt, in dem sich der in dem Bach entsorgte Abfall ansammelt. Nachdem sich die Menge zunächst aufgrund der regenarmen Sommerzeit und des niedrigen Wasserstandes in Grenzen hielt, stieg sie bei der nächsten Leerung angesichts zunehmender Regen- und Wassermengen deutlich an. Alleine 1,6 Kilogramm an Glasflaschen waren aufgefangen worden.

Darüber hinaus wollte Phoebe Mink wissen, wie es sich mit der Belastung mit Mikroplastik verhält. Dafür nahm sie drei Wasserproben in einer Menge von jeweils einem Liter, filterte zunächst den Dreck heraus, um dann mit einem Färbemittel namens „Bengalrosa“ entsprechende Partikel nachweisen zu können. Die Anzahl war zwar gering, wie sie im Gespräch mit unserer Redaktion berichtete, aber dennoch zeigte es sich, dass „die Belastung mit Mikroplastik auch in der Weschnitz präsent ist“. Und darauf möchte sie mit diesem Projekt die Aufmerksamkeit der Bürger lenken.

Viel Partymüll

Besonders auffällig war ihren Worten zufolge, dass sich sehr viel Partymüll in dem Gitterkäfig befand. Deshalb galt ihr Aufruf gerade der jungen Generation, den Abfall ordnungsgemäß zu entsorgen. Zudem hatte sich einiges an Baustellenmüll angesammelt, wie sie anfügte.

Reinigungsaktion des Gewässerverbandes in der Weschnitz bei Einhausen. © Stefanie Seitz

Der Rimbacher Bürgermeister Holger Schmitt würdigte bei der Präsentation des Müllwürfels ausdrücklich das Engagement der Abiturientin, die sich in das Projekt reingekniet habe, und rief sie dazu auf, an dem Thema dranzubleiben. Androsch merkte dazu an, dass das Projekt ausgeweitet werden und man Gitterkäfige auch an anderen Stellen in die Weschnitz hängen könne, beispielsweise hinter Weinheim, wo sich dann deutlich mehr Müll ansammeln dürfte.

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Schmitt hoffte, dass der Müllwürfel die Bürger dafür sensibilisieren wird, mehr auf ihre Umwelt zu achten. Obwohl es alle Möglichkeiten der Entsorgung gebe, werde immer noch viel zu viel Abfall einfach in der Natur weggeworfen. „Es muss uns ins Bewusstsein kommen, dass alle für die Umwelt verantwortlich sind“, unterstrich er. Hier würdigte er aber auch die Müllsammelaktionen von Vereinen, Institutionen und von privater Seite.

Bei dem gesammelten Müll handele es sich nur um den sichtbaren Teil, erklärte Androsch hinsichtlich der Mikroplastikproblematik. In diesem Zusammenhang machte er auf die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse aufmerksam, dass der Klimawandel viel schneller voranschreite als gedacht. „Hört auf die Fachleute“, appellierte er.

Für ihre Facharbeit erhielt Phoebe Mink übrigens auch eine gute Note, wie ihr Biologielehrer Matthias Beuth anmerkte. jün/kel

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