Bergstraße. Der Ukraine-Krieg und die Gaskrise bewirken ein deutlich erhöhtes Interesse an Brennholz als in den Jahren zuvor: Laubhölzer wie Buche sind fast überall ausverkauft. Durch den Erwerb von Holz versuchen die Menschen, eine Alternative zur Öl- und Gasheizung zu finden.
Der Preis von Brennholz ist in diesem Herbst deutlich höher als noch im Jahr 2021. Laut dem Statistischen Bundesamt erhöhte sich der Kaufpreis für Brennholz im August 2022 um 85,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Dies ist auch ein immenser Anstieg im Vergleich zu den Verbraucherpreisen. Da diese im selben Zeitraum um 7,9 Prozent zunahmen.
Brennholz ist gefragter denn je
Auch an der Bergstraße ist Brennholz ein beliebtes Gut zum alternativen Heizen. „Ich kann bestätigen, dass es auch bei uns eine deutlich erhöhte Nachfrage zu Brennholz gibt.“, sagt Ralf Schepp, Forstamtsleiter in Lampertheim. Der Preis sei circa 20 bis 30 Prozent zum Vorjahr angestiegen, erläutert Schepp. Derzeit koste ein Festmeter Buche 85 Euro. Der Preisanstieg sei dadurch zu erklären, dass Holz Öl oder Gas ersetzen könne.
Da die Preise für Öl und Gas massiv gestiegen sind, erhöhten auch die Holzanbieter ihre Preise für Brennholz. Trotzdem sei Holz laut Ralf Schepp noch preiswerter als Öl oder Gas. Dies würde die aktuelle Beliebtheit des Rohstoffes erklären.
Private Haushalte bevorzugt
Aus dem Wald des Lampertheimer Forstamts wird nur eine begrenzte Anzahl an Brennholz abgegeben. Dabei konzentriere sich das Forstamt Lampertheim auf die privaten Haushalte. Die maximale Anzahl betrage zehn Festmeter. „Private Haushalte haben eine höhere Priorität als Unternehmen, die bei uns Holz erwerben wollen.“, schildert Ralf Schepp. Deshalb würden an die Händler nur 50 Prozent der Vorjahresmenge an Laubholz abgegeben.
Das Forstamt Lampertheim konzentriere sich auf die regionalen Nachfrager, da sie mittlerweile auch Anfragen von weiter weg bekämen. Dies sei ein weiterer Grund, die Menge an Brennholz zu begrenzen, da das Forstamt Lampertheim so viele Kunden wie möglich versorgen möchte.
Doch kann man bei aller Frustration über diese Verhältnisse auch den Ball flach halten, denn Schepp rechnet vor: „Zehn Erntefestmeter reichen aus, dass man in einem Einfamilienhaus bequem über den Winter kommen sollte.“ Die Formel funktioniert so: Ein Festmeter frisches Holz hat etwa 1000 Kilogramm Gewicht und entspricht, was die Heizleistung angeht, etwa 400 Litern Heizöl. Macht bei zehn Erntefestmetern umgerechnet 4000 Liter Heizöl.
Beim Forstamt können zwei verschiedene Formen von Brennholz erworben werden: Holz im Bestand und Holz gerückt am Weg.
Beim Holz im Bestand handelt es sich um Baumkronen, die bei der Aufarbeitung von Stammholz im Bestand verbleiben und vom Kunden selbst aufgearbeitet werden. Das Holz am Waldweg besteht aus kleineren Bäumen aus Durchforstungsarbeiten, die am Waldweg gekauft und dann vor Ort bearbeitet werden. Ralf Schepp weist darauf hin, dass für beide Brennholz-Varianten ein Motorsägenschein notwendig ist.
Holz muss erst einmal trocknen
Eindeutig sei auch, welches Holz am häufigsten gekauft werde: „Bei unseren Kunden ist derzeit das Holz gerückt am Waldweg am beliebtesten.“, erklärt der Lampertheimer Forstamtsleiter. Er betont, dass dieses Holz aber erst zwei Jahre trocknen müsse, um es verwenden zu können.
Ralf Schepp gibt aber zu verstehen, dass auch Nadelhölzer als Brennholz erworben werden könnten. Zudem sei dieses Holz preiswerter im Vergleich zu Laubhölzern wie Buche. Zurzeit können Interessierte jedoch kein Brennholz über die Webseite des Forstamts Lampertheim kaufen.
Am teuersten ist Furnierholz
Für die Bewirtschaftung gilt zudem das Kaskadenprinzip: Holz aus dem unteren Bereich des Stammes ist am wertvollsten. Für Eichenfurnier bekommt der Forst 800 Euro pro Festmeter. Würde man das als Brennholz verkaufen, hätte man weniger als ein Zehntel des normalen Erlöses. „Astige“ Stücke können als Dielenbretter vermarktet werden, während Brennholz ein Koppelprodukt sei und immer anfalle: Nämlich „Material, das stärker als sieben Zentimeter ist und nicht sägefähig.“
Holz aus der Krone werde verwendet für Faserplatten, Hackschnitzel oder Pellets. Auch aus volkswirtschaftlichen Gründen widerstrebt Schepp die Vorstellung, teures Holz zu verheizen: „Denn die Sägewerke brauchen Rundholz in entsprechender Qualität. Wenn wir das nicht mehr liefern, bedroht das deren Existenz.“ Das meiste, was dort verarbeitet wird, sei übrigens „auch hier gewachsen. Nur ein kleiner Teil wird exportiert.“
In den vergangenen Wochen und Monaten wurde publik, dass es vermehrt zu Holzdiebstählen in den hessischen Wäldern gekommen ist. Dies berichtete auch die Sprecherin von „Hessen-Forst“, Michelle Sundermann: „Speziell in den vergangenen Wochen kam es vermehrt zu Holzdiebstählen – auch im größeren Stil.“ Daher empfiehlt Sundermann, erworbenes Holz so schnell wie möglich aus dem Wald zu transportieren. Nahe einer Kleinstadt im Vogelsberg waren beispielsweise zwei Lkw-Ladungen Holz im Wert von 10 000 Euro gestohlen worden.
Ralf Schepp gibt jedoch Entwarnung für die Region: „In unseren Wäldern haben wir noch keinen Holzdiebstahl mitbekommen“, betont der Amtsleiter. Er bestätigt jedoch, schon von anderen hessischen Forstämtern gehört zu haben, dass es in ihren Wäldern zu Diebstählen gekommen sei.
Außerdem erklärte Schepp, dass GPS-Tracker in die Holzstämme eingelassen seien, so dass die Täter im Falle eines Diebstahls nachverfolgt werden könnten. An der Bergstraße müsse sich der Holzkäufer also keine Sorgen machen, dass Holz in einem großen Umfang entwendet werde, so der Forstamtsleiter.
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