Entsorgung

Biomüll-Sünder an der Bergstraße haben dieses Jahr noch Schonfrist

Von 
Sina Roth
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Seit Jahren kämpft der Zweckverband Abfallwirtschaft Kreis Bergstraße mit Aufklärungskampagnen gegen die vielen Fremdstoffe im Bioabfall: Die Qualität der Abfälle hat sich jedoch nicht merklich verbessert. Seit August werden die Tonnen nun beim Leeren mit Abfall-Detektoren auf Störstoffe geprüft. Wird die Technik fündig, wird der Behälter zwar geleert, aber es gibt die gelbe Karte. Ab dem nächsten Jahr werden solche Tonnen jedoch nicht mehr geleert und es gibt die rote Karte. © Thorsten Gutschalk

Bergstraße. Dass Biomüll-Sünder zur Kasse gebeten werden – das hat der Zweckverband Abfallwirtschaft Kreis Bergstraße (ZAKB) bereits im August angekündigt. Wie die Erfahrungen mit den dafür nötigen Abfall-Detektoren sind und ob die gelben und roten Karten auf den Biotonnen Wirkung zeigen, das hat Pressesprecher Marc Röllich auf Anfrage berichtet.

„Die Fahrzeuge mit den Fremdstoff-Detektoren sind seit Ende August im Kreis Bergstraße auf Tour“, so Röllich. „Seitdem läuft die sogenannte Verwarnphase, die gelbe Phase, in der die Biotonnen geprüft und bei falscher Befüllung mit einem gelben Anhänger gekennzeichnet werden. Er enthält Hinweise zum richtigen Trennen und informiert die Bürgerinnen und Bürger darüber, dass die Tonne zukünftig nicht mehr geleert wird, sollten weiterhin Fremdstoffe im Bioabfall enthalten sein. In der Verwarnphase werden die Tonnen – trotz falscher Befüllung – weiter geleert.“

Wenn die Tonne stehen bleibt

Noch haben die Müll-Sünder also Schonfrist. Anfang des nächsten Jahres wird es aber ernst. „Dann beginnt der Regelbetrieb, die sogenannte rote Phase“, erklärt Röllich. „Dann werden falsch befüllte Tonnen, die detektiert wurden, stehen gelassen und nicht geleert. Der Müllwerker markiert die Tonne mit einem roten Anhänger.“

Aber wohin dann mit dem Müll, der in der Tonne geblieben ist? Röllich erklärt, was dann zu tun ist: „Der Kunde hat die Möglichkeit, die Tonne nachzusortieren und bei der nächsten Bioabfuhr erneut bereitzustellen – oder er lässt sie bei der nächsten Restmüllabfuhr gegen Gebühr als Restabfall leeren.“

Entscheidet man sich für die zweite Variante, dann sollte man sich mit der Kundenberatung in Verbindung setzen. „Entsprechend unserer Gebührenordnung wird für die Sonderentleerung als Restabfall wegen Verunreinigung durch Störstoffe die vierfache Leistungsgebühr erhoben“, so Pressesprecher Marc Röllich.

Stand 14. Oktober wurden 2355 von insgesamt 30 669 Behältern detektiert – es wurden also Fremdstoffe erkannt und die entsprechenden Tonnen wurden mit einem gelben Anhänger versehen. Das entspricht einer Quote von 7,68 Prozent.

Ob durch die Aktion künftig weniger Fremdstoffe im Biomüll sein werden, das wird sich noch zeigen. „Zum aktuellen Zeitpunkt liegen uns hierzu noch keine Erkenntnisse vor. Voraussichtlich können wir im Laufe der roten Phase Genaueres dazu sagen.“

Vom Glas bis zur Verpackung

Wenn es um Fremdstoffe im Biomüll geht, dann sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt: „Von Verpackungen über Batterien bis hin zu Gläsern ist im Biomüll alles dabei“, berichtet Röllich. Dabei haben die dort nichts verloren. Grundsätzlich gehören alle Küchen- und Gartenabfälle in die braune Biotonne – lose, eingewickelt in Zeitungspapier oder verpackt in eine Papiertüte.

Hinein dürfen Obst-, Gemüse- und Salatabfälle, Eierschalen, Knochen und Fischgräten, Kaffeesatz und -filter, Teebeutel, Frittierfett aufgesaugt in Zeitungspapier oder Küchenkrepp, Lebensmittel ohne Verpackung, Gartenabfälle wie Blumen, Rasen- und Grünschnitt, Rinde und Schalen von Zitrusfrüchten.

Übrigens: Als kompostierbar oder biologisch abbaubar deklarierte Plastiktüten und -produkte wie Geschirr oder Kaffeekapseln dürfen nicht in den Bioabfall, wie der Experte erklärt. „Sie zersetzen sich in unseren Anlagen nicht schnell genug und müssen daher mühsam aussortiert und als Restabfall entsorgt werden.“ Außerdem tabu sind Glas, Staubsaugerbeutel, Asche, Windeln, Zigarettenkippen, Tabak und Tierkot.“

Weiter geht’s in die Biogasanlage

Was ordnungsgemäß in der Biotonne gelandet ist, das kommt anschließend in die Biogasanlage des ZAKB in Heppenheim. „Dort erzeugen wir aus den Küchen- und Gartenabfällen Strom, Wärme und hochwertigen Kompost. So entsteht aus vermeintlichem Abfall grüne Energie und bester Ökodünger für die Region“, erklärt der Experte: „Mit unserer Anlage können wir pro Jahr 32 000 Tonnen Bioabfall verarbeiten – das reicht aus, um den Inhalt aller braunen Tonnen des Kreises Bergstraße zu verwerten. Bevor wir Bananenschalen, Grünschnitt und Co. kompostieren, werden sie in großen Fermenterboxen vergoren.“

Dabei entsteht Biogas, das ein Motor anschließend verbrennt und einen Generator antreibt. „Den Strom speisen wir ins öffentliche Netz ein. Außerdem nutzen wir die entstehende Abwärme, um die Rotteboxen auf Temperatur zu bringen und den Energiebedarf der Anlage zu decken.“

Info: Weitere Infos zu den Detektoren gibt es online unter: https://www.zakb.de/der-zakb/biodetektor/

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