Bergstraße. Wer kennt es nicht, das unangenehme Quietschen von Kreide auf einer Schultafel. Womöglich gehört das nun der Vergangenheit an. Jetzt ist das schaurige Geräusch in der Lampertheimer Schillerschule jedenfalls nicht zu hören. Kein Wunder, wie alle anderen Schulen im Kreis Bergstraße ist jetzt auch die Grundschule im Herzen Lampertheims mit digitalen Tafeln ausgestattet worden. „Das ist ein ganz wesentlicher Aspekt der Schuldigitalisierung“, sagt Landrat Christian Engelhardt (CDU), der extra in die Schule nach Lampertheim gekommen ist.
Mit der Modernisierung dieser letzten Bildungsstätte habe der Kreis in Sachen Bildung einen wesentlichen Schritt nach vorne getan: „Das ist der finale Akt.“
Modernisierung von Schulen im Kreis abgeschlossen
Wie Engelhardt weiterhin sagt, hat der Kreis in den vergangenen Jahren mit erheblichem Kraftaufwand dafür gesorgt, dass alle Schulen im Kreisgebiet mit Glasfaserkabeln, WLAN und eben auch mit den digitalen Tafeln ausgestattet wurden. Nach eigenen Angaben hat der Kreis Bergstraße in den vergangenen Jahren etwa 1450 digitale Tafeln angeschafft und in seinen Schulen installieren lassen. An diesem letzten Freitag im März wird also der Schlusspunkt gesetzt. Alle der etwa 70 Schulen im Kreis Bergstraße verfügen nun über digitale Tafeln und flächendeckendes WLAN. Der Glasfaserausbau wurde bereits 2023 abgeschlossen.
Die modernen Tafeln, sie sind nicht mehr grün, sondern weiß, lassen sich mit Spezialstiften oder auch nur mit Fingern beschriften. Die hochempfindliche Oberfläche registriert Berührungen, wie es beispielsweise bei einem Tablet-Rechner oder einem Smartphone der Fall ist.
Digitalpakt
- Beim ersten Digitalpakt Schule, der im Mai dieses Jahres auslief, hatte sich der Bund seit 2019 mit 6,5 Milliarden Euro beteiligt und 90 Prozent der Ausgaben für die Digitalisierung in den Schulen wie Laptops und digitale Tafeln getragen. Länder und Kommunen mussten zehn Prozent übernehmen.
- Nach monatelangem Ringen hatten Bund und Länder im Dezember die Einigung auf eine Fortsetzung des sogenannten Digitalpakts 2.0 verkündet.
- Die Schul-IT des Eigenbetriebes Schule + Gebäudewirtschaft im Kreis Bergstraße ist für den Service und Support in den Schulen zuständig. Durch die zunehmende Zahl technischer Geräte an Schulen braucht es einen professionellen Support , um Probleme effizient zu lösen. wol
Über einen Laserbeamer werden geschriebene Sätze oder aufgemalte Skizzen auf die Tafel geworfen. Ist alles vollgeschrieben, kann man eine neue Seite aufrufen – und das alte Tafelbild später zurückholen. Im Hintergrund arbeitet ein Computer, über den sich Grafiken anzeigen, Musikstücke abspielen oder auch Videos vorführen lassen.
Dass sich dank solcher Hilfsmittel der Unterricht lebendiger und interessanter gestalten lässt, daran hat der Landrat keinen Zweifel. Die Inhalte lassen sich mit dem interaktiven Board speichern und jederzeit abrufen. Lehrer können die interaktive Tafel übrigens auch von einem Laptop aus oder mit einem Smartphone bedienen.
Zudem können sie über eine sogenannte Dokumentenkamera Bilder auf die Tafel übertragen. Mehrfach wird an diesem Freitag der Digitalpakt hervorgehoben. Diesem Projekt sei es zu verdanken, dass die Schulen während der vergangenen Jahre mit moderner Infrastruktur ausgestattet wurden.
Am Ende zählen Kreativität und Pädagogik
Gleichwohl gab es jüngst auch Kritik am digitalisierten Unterricht. Einige Pädagogen warnen, kognitive Leistungen wie Lesen und Schreiben, aber auch Gesundheit und psychische Entwicklung könnten durch digitale Geräte beeinträchtigt werden.
Engelhardt betont, am Ende sei es natürlich entscheidend, was die Lehrer gemeinsam mit den Schülern entwickeln. Letztendlich gelte es, die Kreativität der Kinder mithilfe der Pädagogen und der Informationstechnik zu fördern. Alleine die Versorgung mit Tafeln hat nach Angaben des Landrats 11,2 Millionen Euro gekostet. Noch einmal 2,5 Millionen Euro mussten für die Versorgung mit dem kabellosen Funknetz ausgegeben werden.
Zur Gesamtsumme von 17,7 Millionen Euro hat der Kreis den Angaben zufolge 1,5 Millionen Euro beigesteuert. Das restliche Geld sei direkt aus dem Digitalpakt gekommen, der vor allem vom Bund finanziert wird. Schulschließungen wegen Extremwitterungslagen und Notsituationen zeigten, wie wichtig die Schuldigitalisierung für Homeschooling und zeitgemäße Pädagogik seien.
Welcher Kraftakt hinter der Digitalisierung steckt, zeigt auch, dass mittlerweile 13.000 Endgeräte, also Laptops und Computer-Tablets, in den Schulen des Kreises Bergstraße mittlerweile genutzt werden, sagt Engelhardt. Wie die Leiterin der Schillerschule, Annette Wunder-Schönung, sagt, hat der Tafeltausch in den 18 Unterrichtsräumen auch den Lehrern einiges abverlangt.
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