Bildung - Landrat stellt Ergebnisse der bisherigen Planungen vor / „Neue Denke“ für eine moderne Schule: Weg vom Klassenverband, hin zu kleineren baulichen Einheiten

Biedensand-Campus als kreisweites Vorbild

Von 
Uwe Rauschelbach
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Ein erstes Modell des künftigen Biedensand-Campus in Lampertheim (Bild) wurde bereits Anfang vergangenen Jahres vorgestellt. Inzwischen sind die Detailplanungen vorangeschritten. © Stadtverwaltung Lampertheim

Bergstraße. Die „Planungsphase 0“ für den neuen Lampertheimer Biedensand-Campus abgeschlossen . Nun wollen die Architekten an die Arbeit gehen. Landrat Christian Engelhardt stellte jetzt das sogenannte Raumfunktionsbuch vor. Es ist die Grundlage für die architektonischen Planungen.

In den nächsten Wochen soll die Stadt Lampertheim jetzt noch die Frage beantworten, ob auf dem Biedensand-Campus auch eine Kulturstätte entstehen soll. Warum dieser zeitliche Druck? Christian Engelhardt sieht ihn vor allem in der räumlichen Bedrängnis, unter der das Lessing-Gymnasium wegen der steigenden Schülerzahlen zu leiden habe.

Neubau vernünftiger als Sanierung

Berechnungen hätten gezeigt: Ein Schulneubau sei zeitlich schneller und wirtschaftlicher zu realisieren als eine Sanierung des bestehenden Gebäudes. In einer einjährigen, mit insgesamt 28 Besprechungen äußerst intensiven Planungsphase hätten Vertreter des Kreises, der Schulen, der Lampertheimer Verwaltung, der Vereine und von Baufachbüros über ein neues Schulkonzept diskutiert.

Dieses zeichnet sich nach den Erläuterungen des Landrats vor allem durch einen „pädagogisch modernen“ Ansatz, durch eine „neue Denke“, gar durch einen „Paradigmenwechsel“ aus: weg vom Klassenverband mit seinem frontalen Lehrer-Schüler-Unterricht, hin zu kleineren baulichen Einheiten mit unterschiedlichen Funktionen, die jeweils auf spezifische Jahrgangsstufen zugeschnitten sind.

Die schematische Darstellung, die einem modernen pädagogischen Konzept folgen, zeigt etwa einen „Lehrerstützpunkt“, ein „Lesestation“ und einen „Marktplatz“. Räume, in denen sich Schüler einer Klasse verteilen und dort unter pädagogischer Anleitung verweilen. Engelhardt spricht hierbei von „Ermöglichungsräumen“, die das alte Klassenzimmer ablösten.

Zugleich sollten die Arbeitsbedingungen es den Schülern ermöglichen, sich besser beheimaten zu können. Auch verfolge der Campus-Gedanke das Ziel einer wechselseitigen Nutzung der Räume durch die im jetzigen Schulzentrum beheimateten Schulen. So sollen Lessing-Gymnasium, Alfred-Delp-Schule, aber auch Elisabeth-Selbert- und Biedensandschule vom neuen Raumkonzept profitieren.

Kreisweites Experiment

Auf diese Weise versteht der Landrat unter dem Bildungsprojekt ein Experiment, das kreisweit Vorbild für Neubauten beziehungsweise Modernisierungen von Schulgebäuden sein soll. Die Investitionsmittel in Höhe von 60 Millionen Euro seien Bestandteil der Investitionsplanungen des Kreises. Engelhardt spricht hierbei von einer „Investition in die Zukunft“.

Beteiligung von Stadt und Schulen

Und obwohl der Kreis als Bauherr über die architektonischen Entwürfe, das ein Darmstädter Architektenbüro nun vorlegen soll, zu entscheiden hat, legte Christian Engelhardt mit Blick auf die nun folgende Planungsstufe Wert auf die ungebrochene Beteiligung durch Stadt und Schulen.

Dies auch, was den Bau einer Kulturstätte auf dem Campus-Gelände betrifft. Dazu gibt es Überlegungen, die etwa auch von Bürgermeister Gottfried Störmer angestoßen wurden. So sei zu prüfen, ob der Campus als alternative Option zu einem Standort in der Innenstadt infrage komme. Im Zuge des Stadtumbaus ging man bislang allerdings davon aus, dass eine solche Einrichtung im Zentrum belebende Effekte haben könnte.

Der Landrat kann sich indes eine Kulturstätte auf dem Campus unter finanzieller Beteiligung der Stadt und mit einem kombinierten Nutzungskonzept vorstellen, von dem auch die Schüler etwas hätten. Solche Kooperationsmodelle gebe es im Kreis häufiger, etwa im Bereich der Sporthallen. Hier führte Engelhardt das Beispiel der Lampertheimer Hans-Pfeiffer-Halle an. /sm

Das Baukastensystem

Schritt für Schritt zum neuen Biedensand-Campus:

Zunächst wird die Altrheinhalle abgerissen.

An ihre Stelle wird das neue LGL gebaut.

Dann erfolgt der Umzug des Lessing-Gymnasiums.

Das Naturwissenschaftlich-Technische Zentrum (NTZ) der Alfred-Delp-Schule zieht daraufhin in die naturwissenschaftlichen Räume des alten LGL.

In einem weiteren Schritt wird das NTZ abgerissen.

Dort entsteht die neue Alfred-Delp-Schule, in die die naturwissenschaftlichen Räume – wie auch beim neuen LGL – integriert sind.

Schließlich werden die beiden Schulaltbauten abgebrochen.

Dadurch entsteht Platz für eine riesige Grünfläche im Herzen des Campus, auf der ursprünglich auch die neue Sporthalle stehen sollte. Jetzt wird ein anderer Platz für die Halle gesucht. off/sm

Die Altrheinhalle muss dem Neubau des Lessing-Gymnasiums weichen

Die Lampertheimer Altrheinhalle soll für den Neubau des Lessing-Gymnasiums (LGL) weichen. Landrat Christian Engelhardt erteilt damit Forderungen eine Absage, die Halle – im Interesse der Vereine, die sie mitnutzen – möglichst lange während des groß angelegten Bauprojekts zu erhalten.

Der Bau des neuen Schulzentrums müsse „möglichst wirtschaftlich sein“. „Schließlich wird er aus Steuergeldern finanziert“, betonte der Landrat. Daher sei es notwendig, die Halle in einem ersten Schritt abzureißen. Denn die Fläche werde für das neue LGL gebraucht, das als zweiter Schritt in dem sogenannten Baukastensystem entstehen soll.

Der Kreis habe auch die jetzige Altrheinhalle mitfinanziert und zahle „einen erheblichen Teil der Betriebskosten“, machte Engelhardt deutlich. Als Schulträger müsse er vor allem die Belange der Schüler im Auge haben. Dass sich Lampertheimer Politiker um die Trainingskapazitäten der ortsansässigen Sportvereine sorgten, verstehe er aber. Auch er wolle die Ehrenamtlichen in den Vereinen – soweit es gehe – unterstützen. Daher werde nun versucht, den Bau einer neuen Sporthalle auf dem Campusgelände vorzuziehen. Auf dem Biedensand sollten die Lampertheimer schließlich nicht zehn Jahre auf eine Turnhalle verzichten müssen.

Aus diesem Grund soll das Architekturbüro, das in der kommenden Planungsphase 1 die weiteren Ausarbeitungen zum Lampertheimer Biedensand-Campus übernimmt, nach einem anderen Platz für die neue Sporthalle suchen. Bisher war angedacht, die Halle auf der riesigen Grünfläche zu errichten, die durch den Abriss des jetzigen Lessing-Gymnasiums und der Alfred-Delp-Schule entstehen wird.

Einen tiefgreifenden Konflikt zwischen Schulgemeinschaften und Lampertheimer Vereinen habe er in der Planungsphase 0 nicht feststellen können, erklärte Engelhardt. Im Gegenteil: Der Kanu-Club beispielsweise habe sogar angeboten, seine eigene Halle in der Zeit des Wegfalls der Altrheinhalle für Turnunterricht zur Verfügung zu stellen. off/sm

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