Wirtschaft - Kick-off-Veranstaltung des Netzwerks Businesswomen Bergstraße in Bensheim / Lob vom Landrat / Schirmherrin Marita Reckweg überwältigt von „Frauenpower pur“

Berufstätige Frauen gehen in die Offensive

Von 
Gerlinde Scharf
Lesedauer: 

Bergstraße. Der Groschen ist gefallen. Die Männerdomäne bröckelt. Berufstätige Frauen tun sich zusammen, bilden ein Netzwerk um sich gegenseitig in ihrer beruflichen Entwicklung zu stärken, um mutiger zu werden, sich wechselseitig beim Erreichen ihrer Ziele zu unterstützen, sich auszutauschen und gegenseitig zu motivieren. Sie lernen voneinander, ihre eigenen Potenziale zu entwickeln, erfolgreicher und stärker zu werden.

Landrat Christian Engelhardt, der bei der Kick-off-Veranstaltung des jungen Vereins Businesswomen Bergstraße in den Räumen der Firma Reckeweg angesichts der Übermacht von 180 Frauen zu gerade Mal drei Männern eingestand, „sehr aufgeregt zu sein, vor einer solch großen Frauengruppe zu sprechen“, quittierte die Neugründung mit der treffenden Bemerkung: „Hurra, was für eine tolle Idee. Sie haben das richtige Gespür für die richtige Sache zur richtigen Zeit.“

Die Idee, ein Frauennetzwerk zu gründen, kam sieben Unternehmerinnen beziehungsweise Gründerinnen im vergangenen September. Schon im Dezember machten Sandra Käfer, Caroline Liemert, Jasmin Mölter, Katrin Rückes, Simone Schröter, Christina Labonte-Steinmann und Antje Willmes Nägel mit Köpfen und hoben den Verein Businesswomen Bergstraße aus der Taufe. Von der riesigen Resonanz beim ersten Gang in die Öffentlichkeit („Wir wollen sichtbar werden“) zeigte sich nicht nur Gastgeberin und Schirmherrin Marita Reckeweg „schier überwältigt von Frauenpower pur“.

Zu wenige weibliche Vorbilder

Vorstandsmitglied Sandra Käfer, stellte die Idee, die hinter dem Netzwerk steht, und die Visionen, die es verfolgt, gemeinsam mit Antje Willmes vor. Käfer hatte „mit um die 40 Frauen“ gerechnet. Als Gründerinnen und Unternehmerinnen sei es wichtig, ähnliche Fragestellungen mit gleichgesinnten Frauen zu besprechen, so etwa bei der Pressearbeit, bei strategischen Entscheidungen (wie mache ich meine zündende Geschäftsidee alltagstauglich?) und im Marketing, betonte Käfer.

„Die Businesswelt wird noch immer von Männern dominiert. Es gibt zu wenig weibliche Vorbilder. Und Frauen haben oftmals Angst vor dem Scheitern. Dagegen müssen wir etwas tun. Wir müssen etwas verändern“, lautet die Botschaft der Businesswomen Bergstraße: „Wir sind Frauen im Austausch“. Eine Zahl belegt den großen Nachholbedarf in Sachen Netzwerke: So nimmt Deutschland, was die Gründungsquote von Frauen anbelangt, unter 54 Ländern den 48. Platz ein und gehört damit zu den Schlusslichtern.

Landrat Engelhardt sagte dem Frauen-Netzwerk die uneingeschränkte Unterstützung „für eine starke Frauen-Gesellschaft und als Existenzgründerinnen“ zu und sprach von einem „Gewinn für unseren Kreis.“ Er zählte einige Beispiele von Frauen-Power auf: Neben dem Frauen-Service-Club der Soroptimisten nannte er unter anderem Marita Reckweg, die mit ihrem Mann und den beiden Töchtern als Geschäftsführerin an vorderster Front eines Familienunternehmens steht, er führte weiter die Leiterin der Waffenbehörde beim Kreis, die Vizelandrätin und die neue Chefin des Eigenbetriebs Neue Wege auf.

Mehr Testosteron, auch für Frauen

Mehr als in der Vergangenheit, fuhr Engelhardt fort, gelte es, in der Integrations- und Flüchtlingsarbeit den Fokus auf Frauen zu richten. Durch ausreichend Betreuungsplätze an Schulen wolle man zudem Mütter in ihrem Berufsalltag unterstützen. Er gedachte auch der kürzlich verstorbene Bensheimer Kaufhaus-Chefin Ursula Sturm-Ganz und nannte sie eine „tragende Säule der Bergsträßer Wirtschaft.“

Die persönlichen Kontakte, der gegenseitige Austausch bei unterschiedlichen Veranstaltungen und regelmäßigen Netzwerk-Themen- und Branchentreffs, stehen im Mittelpunkt der Businesswomen Bergstraße. Ideen für die Umsetzung gibt es bereits einige. Neben der Jahresauftaktveranstaltung sind dies unter anderem Gesundheitstage, Workshops (Frauen und Finanzplanung, soziale Medien) und Stammtische (Power Days). In der kommenden Woche soll die Programmplanung für 2020 in trockene Tücher gepackt werden. Zudem sind die Bergsträßer Netzwerkerinnen auf Facebook und Xing präsent und haben eine eigene Website geschaltet. Am 12. März werden in Heppenheim mit maximal 60 Teilnehmerinnen die ersten Entwürfe für einen Strategie-Workshop diskutiert.

Im Anschluss an die einstündige Vorstellungsrunde der Netzwerkerinnen von Businesswomen Bergstraße gab Gast-Coach Simone Zander in ihrem mitreißenden Vortrag „Entdecke die Löwin in Dir“ Tipps und Tricks aus ihrem Coaching-Alltag und stellte ihr Konzept vor, wie es gelingen kann, die eigene Komfortzone zu verlassen, Veränderungen zuzulassen und Schritt für Schritt Ziele zu erreichen – gegen den Widerstand unseres „stockkonservativen Gehirns“. Ohne Fleiß kein Preis, und ohne Training keine Veränderung, so Zander. Selbstbewusstsein, innere und äußere Stärke, Körpersprache und Stimme wollen gepusht werden: „Haltung erzeugt Wirkung, und Körperhaltung macht die Veränderung. Wer sich körperlich größer macht, bekommt mehr Testosteron, auch wir Frauen.“

Info: www.businesswomen- bergstrasse.de

Freie Autorin Seit vielen Jahren "im Geschäft", zunächst als Redakteurin beim "Darmstädter Echo", dann als freie Mitarbeiterin beim Bergsträßer Anzeiger und Südhessen Morgen. Spezialgebiet: Gerichtsreportagen; ansonsten alles was in einer Lokalredaktion anfällt: Vereine, kulturelle Veranstaltungen, Porträts. Mich interessieren Menschen und wie sie "ticken", woher sie kommen, was sie erreiche haben - oder auch nicht-, wohin sie wollen, ihre Vorlieben, Erfolge, Misserfolge, Wünschte etc.

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger