Bergstraße. Der große Tag für Familien rückt näher: Am Montag, 4. September, ist in Hessen für viele Kinder Einschulung. Zum neuen Lebensabschnitt gehört für die Erstklässler auch die Herausforderung dazu, den Straßenverkehr selbstständig zu meistern. Damit die Kleinen sicher ankommen, empfiehlt der ADAC, den künftigen Schulweg rechtzeitig vor Schulbeginn zu üben.
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Obwohl Verkehrswacht, Polizei, Lehrer und Erzieher viel leisten, um die Kinder auf den sicheren Schulweg vorzubereiten, liegt es immer noch in erster Linie an den Eltern, ihren Nachwuchs richtig auf die Teilnahme am Straßenverkehr vorzubereiten. Fürs Training eignen sich am besten die Sommerferien. So können sich die Kinder in Ruhe an die neue Situation herantasten.
Unter realen Bedingungen
Der Schulweg sollte unter realen Bedingungen abgelaufen werden, also werktags morgens und mittags. Dabei sollten Eltern ihren Kindern mögliche Gefahrenpunkte wie Kreuzungen und Straßenquerungen zeigen und ausführlich mit ihnen besprechen.
Richtige Entscheidungen können Eltern durch Lob verstärken. Fehlverhalten können sie mit Geduld und gutem Beispiel korrigieren. Durch Wiederholen sollten Eltern das richtige Verhalten bei ihrem Kind festigen. Mit zunehmender Sicherheit baut sich die Bereitschaft zu selbstständigem Handeln auf.
ADAC: Kein „Elterntaxi“
Schulanfänger sind zumeist auch Verkehrsanfänger. Denn zum Kindergarten wurden die meisten gebracht. Den Schulweg aber müssen sie früher oder später alleine bewältigen. Und das ist gar nicht so einfach: Der Verkehr hat stark zugenommen. Straßen, in denen Kinder früher gefahrlos spielen konnten, sind heute wichtige Verkehrsadern.
Das bewegt viele Eltern und führt dazu, dass sie ihre Kinder mit dem Auto zur Schule fahren, um sie so vor den Gefahren des Straßenverkehrs zu schützen. Der ADAC rät davon ab, Kinder regelmäßig mit dem Auto zur Schule zu bringen. Elterntaxis führen oft zu chaotischen und unübersichtlichen Situationen vor der Schule, in denen Kinder erst recht gefährdet sind.
Auf kritische Stellen achten
„Wichtig ist es, dass Kinder eigenständiges Verhalten im Straßenverkehr lernen“, so Alejandro Melus, Verkehrsexperte des ADAC Hessen-Thüringen. „Im Elterntaxi würden sie den Straßenverkehr nur als passiver Verkehrsteilnehmer von der Rückbank des elterlichen Autos erleben.“ Weitere unerwünschte Folgen von permanenten Elterntaxis: Bewegungsmangel, fehlendes Gefahrenbewusstsein und verhinderte Sozialisierungsprozesse. Besser sei es, mit dem Kind den Schulweg zu üben. Eltern sollten ihr Kind auch auf unerwartete Situationen (zum Beispiel eine Baustelle auf dem gewohnten Weg) vorbereiten und mit ihm besprechen, wie es sich richtig zu verhalten hat.
Das Verhalten ihres Kindes an bestimmten kritischen Stellen sollten Eltern testen, bevor sie es zum ersten Mal allein gehen lassen. Besonders ist dabei darauf zu achten, ob es am Bordstein immer anhält, um sich abzusichern, den Blickkontakt mit dem Fahrzeugführer sucht, die Absicht anderer Verkehrsteilnehmer erkennt und danach handelt, die eigene Absicht deutlich anzeigt und die Geschwindigkeit herannahender Fahrzeuge abschätzen kann.
Nicht schnell, sondern sicher
Wenn Kinder einen Teil oder den gesamten Weg mit dem Schulbus oder öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen, sollten Eltern auch diese Wege vorher mit dem Kind üben. „Nicht schnell, sondern sicher ankommen! Lieber einen kleinen Umweg in Kauf nehmen, wenn dadurch Gefahrenstellen umgangen werden können“, rät Alejandro Melus, Verkehrsexperte des ADAC Hessen-Thüringen. „Wichtig ist auch, genug Zeit einzuplanen, damit das Kind nicht in Stress gerät, weil es sich beeilen muss.“
Rollentausch hilft
Der Weg sollte so oft gelaufen werden, bis der Nachwuchs diesen sicher bewältigen kann. Zur Kontrolle bietet sich ein Spiel an: Im Rollentausch können die Kinder ihren Eltern den Weg zeigen und alles erklären. Außerdem ist es in den ersten Schulwochen sinnvoll, das Kind zur Schule zu begleiten. Die meisten Unfälle passieren nach Informationen des ADAC beim Überqueren der Fahrbahn, deshalb sollte hier besonders sorgsam geübt werden. Einerseits fehlt Erstklässlern aufgrund ihrer geringeren Körpergröße noch der nötige Überblick und andererseits werden sie von anderen Verkehrsteilnehmern leicht übersehen. Zudem können Kinder Geschwindigkeiten der heranfahrenden Autos noch nicht richtig einschätzen.
Vorsicht gilt auch an Bushaltestellen. „Eltern sollten Kindern frühzeitig erklären, niemals vor oder hinter einem haltenden Bus über die Straße zu laufen“, sagt Alejandro Melus. Helle Kleidung, Reflektoren oder eine Sicherheitsweste erhöhen die Sichtbarkeit, besonders bei schlechten Sichtverhältnissen. Generell sollten Eltern ihr Kind bei schlechten Sicht- und Wetterverhältnissen so anziehen, dass es von den Fahrzeugführern rechtzeitig erkannt werden kann. Die Farben gelb, rot oder orange sind dazu am besten geeignet.
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