Kreisdelegiertenversammlung - 59 Delegierte aus 24 Ortsvereinen des Bergsträßer Roten Kreuzes tagten in der Lautertalhalle

Bergsträßer DRK-Helfer kritisieren Corona-Politik

Von 
Jeanette Spielmann
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Vorsitzender Arno Gutsche blickte bei der Kreisdelegiertenversammlung in der Lautertalhalle auf die Rotkreuz-Arbeit der vergangenen beiden Jahre zurück. © Thomas Zelinger

Bergstraße. Als „wichtigste Institution und unverzichtbar für den Kreis“ bezeichnete Landrat Christian Engelhardt das Bergsträßer DRK und das hatte sich in diesem wie im vergangenen Jahr mehr als bestätigt. Deutlich wurde das bei der Kreisversammlung, zu der sich am vergangenen Freitag 59 Delegierte aus den 24 Bergsträßer DRK-Ortsvereinen in der Lautertalhalle versammelt hatten. Kreisvorsitzender Arno Gutsche zeigte sich erfreut, dazu auch Landesschatzmeister Holger Grothe sowie den Hausherrn, Lautertals Bürgermeister Andreas Heun, begrüßen zu können. Landrat Engelhardt hatte sich entschuldigt, aber ein Grußwort geschickt, das verlesen wurde.

Pandemie und Flutkatastrophe

Zwei herausragende Ereignisse beherrschten dieses und das vergangene Jahr die Aktivitäten der Hilfsorganisation: die Corona-Pandemie und die Flutkatastrophe an der Ahr und an der Erft. In der Pandemie war die Unterstützung des DRK seit November 2020 vor allem beim Testen und Impfen in Altenheimen und in Schulen gefragt.

Arno Gutsche machte hier aber auch deutlich, dass die Politik zu Beginn der zweiten Welle im Herbst 2020 „sehenden Auges in die Katastrophe gelaufen“ sei. Dem von allen Fachleuten vorhergesagten steilen Anstieg der Infektionszahlen und deren Warnungen sei man nicht gefolgt und habe „wider besseren Wissens“ sich für einen Lockdown light entschieden. Innerhalb von zwei Tagen habe das DRK mobile Testungen ermöglicht und beim Aufbau des Impfzentrums geholfen, das mangels Impfstoff erst ab 27. Dezember seinen Betrieb aufnehmen konnte. Auch Soldaten seien für die Tests entsprechend geschult worden. Die mobilen Impfteams wurden vom DRK gestellt. Ohne die Hauptamtlichen des Rettungsdienstes wäre das alles nicht möglich gewesen, denn der Regeldienst sei in dieser Zeit fast komplett heruntergefahren worden, so Gutsche.

Betroffen davon waren die Wohlfahrts- und Sozialarbeit mit ihren bis März 2021 geschlossenen Kleiderkammern – und auch die Bergwacht habe finanzielle Einbußen hinnehmen müssen.

Es war aber auch einiges möglich. So konnte im Obergeschoss des DRK-Gebäudes in Mörlenbach das neu gestaltete Rotkreuz-Museum des Kreisverbandes eröffnet werden. Bisher hatte Hans-Martin Stäckler die von ihm gesammelten Exponate in seinen Privaträumen in Birkenau präsentiert.

Von 21 Ortsvereinen wurden insgesamt 71 Blutspendetermine organisiert und dabei 8196 Blutkonserven gesammelt.

Auch auf das noch normal verlaufene Jahr 2019 blickte der Kreisvorsitzende zurück, da die Kreisversammlung 2020 wegen der Pandemie nicht stattgefunden hat. Zu den besonderen Ereignissen zählte das fünfjährige Bestehen der Demenzbetreuung, die neu gewählte Leiterin der 13 Jugendrotkreuzgruppen im Kreisverband, Susanne Schulz, und die neu eröffnete Second-Hand-Boutique in Mörlenbach.

Mit 380 Neuanmeldungen registrierte das DRK 2019 insgesamt 1280 Hausnotruf-Anschlüsse. Im vergangenen Jahr waren es 64 Neuanschlüsse, wobei es jedes Jahr auch Abmeldungen durch Umzug in Betreuungseinrichtungen oder durch Tod gibt.

Vieles ist wieder möglich

„Recht zufrieden“ äußerte sich Schatzmeister Hartmut Koch bezüglich der finanziellen Situation des Kreisverbandes. Dies vor allem vor dem Hintergrund der zuvor von Landesschatzmeister Grothe gehörten Information, dass es auch Kreisverbände gab, die wegen drohender Insolvenz auf die Hilfe des Landesverbandes angewiesen waren.

Zu Beginn der Versammlung zeigte sich der Kreisvorsitzende erfreut darüber, dass man wieder in der Lage sei, Breitenausbildung anzubieten, und die Kleiderkammern größtenteils wieder regulär geöffnet seien. Im August seien die Bewegungsprogramme für Senioren wieder aktiviert worden, lediglich die PC-Kurse ruhten noch.

Der Kreisverband habe acht neue Auszubildende als Notfallsanitäter aufgenommen, fünf Azubis seien nach erfolgter Ausbildung übernommen worden.

In Biblis seien der Spatenstich und das Richtfest für die neue Rettungswache gefeiert worden. Mit einer Investition von 1,6 Millionen sprach Gutsche von einer „tollen“ und nach dem neuesten technischen Stand ausgestatteten Wache.

Nicht vergessen wurde der Erfolg der Jugendrotkreuz-Gruppe aus Biblis, die bei dem digital durchgeführten Landeswettbewerb unter 14 Teilnehmergruppen den ersten Platz belegt hatte und damit für den Bundeswettbewerb qualifiziert ist.

Mit einer Urkunde, Gutscheinen für jeden der sechs siegreichen Teilnehmer und einem Blumenstrauß für Gruppenleiterin Jessica Wetzel würdigte die Bergsträßer JRK-Leiterin Susanne Schulz die Leistung. Entgegengenommen wurde die Ehrung stellvertretend von Silke Wetzel vom DRK Biblis.

Wie alle hessischen DRK-Kreisverbände war auch die Bergsträßer Hilfsorganisation mit zwei Zügen im Ahrtal aktiv und Teil des auf dem Nürburgring eingerichteten „DRK-Dorfes“. Was dort alles geleistet wurde, berichtete Landesschatzmeister Grothe anhand eines interessanten Videos, das eindrucksvoll die seit Mitte Juli und zum Teil noch heute geleisteten DRK-Aktivitäten zeigte.

Wichtiger Bestandteil der Hilfe war die Verpflegung der über 1000 Einsatzkräfte, aber auch der Bevölkerung. Bis Mitte September wurden über 900 000 Essensportionen und 400 000 Liter Getränke ausgegeben. Im Einsatz war auch die Bergwacht, die mit fünf Luftrettern 300 Personen von den Dächern ihrer Häuser retteten. 15 Einsatzkräfte waren vor Ort mit klassischen Suchdienstaufgaben beschäftigt und bearbeiteten über 4000 Meldungen von vermissten Personen.

Nächstes Jahr in Einhausen

IT-Spezialisten bauten eine Richtfunkstrecke auf, um in den Orten Basis-Internet zu ermöglichen, und es wurden über 2,8 Millionen Liter Trinkwasser verteilt. Bis Ende Oktober wurde der Aufbau und Betrieb der Trinkwasserversorgung im gesamten Ahrtal sichergestellt, dazu gehörte auch der Aufbau von Duschcontainern und „Waschsalons“.

„Es war der bisher größte und komplexeste Einsatz des DRK-Landesverbandes, bei dem die Einsatzkräfte in den rund 8000 Einsatzkräftetagen bis an ihre physische und psychische Belastungsgrenze halfen und der Landesverband eindrucksvoll seine Stärke gezeigt hat“, so Holger Grothe.

Festgelegt wurde von der Kreisversammlung noch der Tagungsort für die Versammlung im Oktober 2022, die in Einhausen anlässlich des 75-jährigen Bestehens des dortigen Ortsvereins geplant ist.

Nach wie vor geplant ist auch die Jubiläumsfeier des Kreisverbandes am 20. November. „Bis 19. November bleibt es dabei“, so der Kreisvorsitzende in Hinblick auf nicht vorhersehbare Pandemie-Entwicklungen und -Regelungen.

Bestätigt wurden von der Versammlung die bereits getroffenen Wahlen von Susanne Schulz als JRK-Vertreter im Vorstand und von Dr. Gerald Wimmer als Kreisverbandsarzt. Nach der einstimmigen Entlastung des Kreisvorstandes für die beiden vergangenen Jahre wurden ebenfalls die Haushalts- und Stellenpläne für 2019 und 2020 angenommen sowie die neue Satzung einstimmig beschlossen.

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