Darmstadt/Bergstraße. Die Corona-Situation in den hessischen Krankenhäusern ist beherrschbar, hat Ministerpräsident Volker Bouffier im Zusammenhang mit der Bekanntgabe der seit Montag geltenden neuen Regelungen erklärt.
Die durch die Omikron-Welle drastisch steigenden Infektionszahlen haben sich bisher nicht auf die Bettenbelegung auf den Intensivstationen ausgewirkt, stattdessen werden eher mehr Covid-19-Patienten, die sich mit der Delta-Mutante angesteckt hatten, entlassen, als dass neue Omikron-Fälle aufgenommen werden.
Was dagegen steigt, sind die Neuaufnahmen auf den Normalstationen, was sich in den vergangenen Tagen in einem Anstieg der Hospitalisierungsinzidenz dokumentiert hat. Das hängt aber auch damit zusammen, dass immer mehr Patienten wegen einer anderen Diagnose ins Krankenhaus kommen, bei der Aufnahme dann aber auch eine Corona-Infektion festgestellt wird.
Diese Entwicklung bestätigt auch das Klinikum in Darmstadt, das in der Pandemie als koordinierendes Krankenhaus für den Bereich Südhessen und damit auch für den Kreis Bergstraße fungiert. Aktuell ist dort bei gut zwei Dritteln der Patienten auf den Normalstationen Covid-19 nicht die führende Diagnose, sondern ein Nebenbefund, wie Pressesprecherin Eva Bredow-Cordier auf Anfrage unserer Redaktion berichtet. „Die meisten Intensivpatienten sind noch schwerste Verläufe aus der Delta-Welle“, ergänzt sie.
Platz für 83 Corona-Patienten
Um der aktuellen Entwicklung zu begegnen, hat das Klinikum nun eine zweite Station in einen Corona-Bereich umfunktioniert. Die real steigenden Fallzahlen sowie die Prognosen des Hessischen Sozialministeriums für die kommenden 30 Tage veranlassen die Krankenhausleitung, in zwei Schritten eine weitere Corona-Isolierstation in Betrieb zu nehmen.
Der erste Teil der Station, die baulich an die bisherigen Corona-Isolierbereiche und Corona-Verdachtsbereiche anschließt, ist bereits seit vergangener Woche als Isolierbereich ausgewiesen. In dieser Woche soll dann der zweite Teil dieser Station ebenfalls als Corona-Isolierstation gefahren werden. Damit gäbe es dann Platz für 83 Corona-Patienten und Patienten mit Corona als Nebenbefund, die ebenfalls isoliert werden müssen.
An weiteren Szenarien wird derzeit gearbeitet, um darauf vorbereitet zu sein, sollten diese Bettenzahlen nicht mehr ausreichen, teilen Geschäftsführer Clemens Maurer und Professor Dr. Nawid Khaladj mit. Sie danken allen Mitarbeitern für ihren Einsatz und die Bereitschaft, sich auf diese neuen Situationen einzulassen: „Wir wissen, dass dies den Teams sehr viel abverlangt. Diese Entscheidungen müssen getroffen werden, um diese neue Welle bestmöglich und so sicher wie möglich für unser Personal und unsere Patienten stemmen zu können.“
Auf Personalausfälle vorbereiten
Da noch eine zweite ungewisse Größe hinzukommt – die des Personals beziehungsweise des Personalausfalls durch eigene Erkrankungen, aber auch durch Quarantäne-Maßnahmen – stellen alle südhessischen Kliniken und Stationen Ausfallkonzepte auf, soweit das möglich ist. „Wir stellen uns auch darauf ein, dass Personalprobleme in anderen Kliniken zu vermehrten Zuweisungen bei uns führen können. Denn in vielen Bereichen haben wir als Maximalversorger ein Alleinstellungsmerkmal in der Region und sind für die Versorgung etwa von Schlaganfällen, bei Risikogeburten, aber auch Schwerstverletzten unverzichtbar“, so Maurer.
Khaladj ergänzt: „Perspektivisch wird deshalb auch das geplante Programm der Kliniken heruntergefahren werden müssen, damit wir unseren Versorgungsauftrag jeden Tag rund um die Uhr auch als koordinierendes Krankenhaus für Südhessen erfüllen können. Aus den ersten vier Wellen haben sich sogenannte Floating-Konzepte bewährt, die auch jetzt kurzfristig je nach Lage umgesetzt werden können. Wir fahren auf Sicht und in enger täglicher Abstimmung mit den betroffenen Klinikdirektoren und den Pflegedienstleitungen, um tagesaktuell steuern und reagieren zu können.“
Steigende Personalausfälle
Im Bergsträßer Kreiskrankenhaus werden derzeit ebenfalls steigende Personalausfälle im Kontext von Omikron verzeichnet. „Dies überwiegend durch Infektionen über Angehörige, aber auch durch zu betreuende Kinder mit Infektionen. Daneben gibt es die ‚normalen‘ Ausfälle, die zu dieser Jahreszeit auch hoch sind. In der Summe ist es also eng und wir können nicht alle Betten betreiben, wie wir uns das wünschen würden“, erklärt Pressesprecherin Anna Lumpp.
Demnach kommt es aktuell auch – noch vereinzelt – zu Verschiebungen im Bereich geplanter Versorgungen und Operationen. „Gleichzeitig steigen die Zahlen der Patienten mit Corona im Regelstationsbereich, was den Betreuungsaufwand erhöht. Viele davon haben das Virus als Begleitdiagnose und sind nicht deswegen in der Klinik“, macht auch sie deutlich. jün/ü
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