Ehrung - Dominic Harreus hat am 7. Oktober eine pflegebedürftige Seniorin aus ihrer brennenden Wohnung getragen

Auszeichnung für Lebensretter aus Biblis

Von 
Christine Dirigo
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Feierstunde für Dominic Harreus (2.v.l), der eine bettlägerige Nachbarin aus ihrem brennenden Haus geholt hat. Mit dabei (v.l.) der Nordheimer Wehrführer Uwe Schmidt, Lebensgefährtin Marie Hamberger und Tochter Mia, sowie die Mutter von Dominic Harreus, Bärbel Daunke, und Bürgermeister Volker Scheib. © Christine Dirigo

Biblis. „Sie haben ein Menschenleben gerettet“, stellte der Bibliser Bürgermeister Volker Scheib bei der Feierstunde im Rathaus fest. Nachdem der 34-jährige Dominic Harreus eine Frau aus einem brennenden Haus gerettet hatte, erhielt er nun eine besondere Ehrung.

Harreus hatte am Abend des 7. Oktober eine pflegebedürftige, bettlägerige Seniorin aus ihrem brennenden Haus im Bibliser Ortsteil Nordheim geholt und der 84-Jährigen dadurch mit größter Wahrscheinlichkeit das Leben gerettet. Zwischen seinem spontanen Einsatz und dem Eintreffen der Feuerwehr vergingen sieben Minuten. Das hätte die Frau nicht überlebt, vermutete Harreus heute. Denn als er ins Haus kam, war überall dichter, schwarzer Rauch. Dass er sich dabei selbst in Gefahr begibt, hatte der 34-Jährige dabei völlig außer Acht gelassen. Das würdigte der Bürgermeister ebenfalls.

„Menschen wie Sie, die sich in solch einer Ausnahmesituation mit Mut für andere einsetzen, sind die Säulen unserer Gesellschaft“, brachte Scheib seinen Respekt vor. Harreus habe sich ohne Eigennutz und ohne abzuwägen, was ihm selbst hätte passieren können, in das brennende Haus gestürzt, um die alte Dame auf den Armen ins Freie zu tragen. Die Seniorin wird demnächst in die Residenz Haus Paulus an der Bibliser Riedhalle umziehen, kündigte der Bürgermeister an. Dort wollen Harreus und seine Lebensgefährtin Marie Hamberger sie bald besuchen, denn seit der Rettung haben die beiden die Frau nicht mehr gesehen.

Der Nordheimer Wehrführer Uwe Schmidt war stellvertretend für die drei Feuerwehren der Großgemeinde Biblis anwesend. „Obwohl Dominic Harreus gegen den Rat der Wehr gehandelt hat und trotzdem ins Haus gegangen ist, war das in diesem Fall angemessen. Er hat die Lage richtig einschätzt“, bestätigte Schmidt.

Marie Hamberger war an diesem Abend maßgeblich an der Entdeckung des Brandes beteiligt. „Ich hab’ einen Rauchmelder schon zehn bis 15 Minuten lang gehört, ihn aber nirgends in der Nachbarschaft zuordnen können“, erzählte sie. Das Ganze hatte sich gegen 21 Uhr abgespielt, es war bereits dunkel. Harreus saß derweil mit Kopfhörern an seinem Rechner und nahm das schrille Fiepen gar nicht wahr. Als er mit seiner Lebensgefährtin eine Rauchpause am Dachfenster einlegte, hatte sich die junge Frau konzentriert umgeschaut. Zufällig stand eine Straßenlampe genau an der richtigen Stelle, so konnte sie den Qualm entdecken, der aus dem Fenster der Seniorin trat. Als Dominic Harreus die Entscheidung traf, ins Haus zu gehen, telefonierte Marie Hamberger gerade mit den Rettungskräften – „glücklicherweise“, sagt er heute. Sie hatte damals einen riesigen Schreck bekommen. „Ich habe gedacht, er spinnt, als er dort klingelte – und dann spontan reinlief, als ihm die Pflegekraft geöffnet hatte“, berichtete sie.

Drei bis vier Tage hatte es gedauert, bis beide das Ereignis einigermaßen verdaut hatten. Wehrführer Schmidt besuchte Harreus zwischendurch, um nach ihm zu sehen. Der langjährige Brandschützer weiß, wie belastend ein solches Ereignis sein kann – selbst für geschulte Einsatzkräfte.

In seiner Aussage bei der Polizei schilderte der 34-Jährige dann einmal mehr die Ereignisse. Später war er noch einmal im Haus der Nachbarin, das nicht mehr bewohnbar ist. Derzeit wird es von einer Spezialfirma aus Offenbach gereinigt. „Ich habe die Dame rufen hören, und ich musste einfach rein. Wenn ich es nicht versucht hätte und die Frau gestorben wäre, hätte ich mir das nie verzeihen können. Erst danach hat das Gehirn angefangen zu rattern“, erinnerte sich Harreus.

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