Tradition

Ausstellung im Landratsamt Bergstraße zur interkulturellen Woche

Interkulturelle Woche: Eine Ausstellung im Landratsamt zeigt in Deutschland lebende Frauen in traditionellen Gewändern.

Lesedauer: 
Zur Interkulturellen Woche 2023 präsentiert die Stabsstelle Integrationsbeauftragte die Foto-Ausstellung „WeltenFrauen – Im Gewand der Vielfalt“ in der Rhein-Main-Neckar-Galerie im Landratsamt. Unser Bild zeigt bei der Vorstellung v.l.: Sachbearbeiterin Ulricke Beck, Integrationsbeauftragte Viktoriya Ordikhovska und Landrat Christian Engelhardt. © Thomas Neu

Heppenheim. Menschen, die beschließen, sich in einem anderen Land ein komplett neues Leben aufzubauen, wandeln häufig zwischen zwei Welten. Da ist noch das alte, vertraute - und gleichzeitig so viel Neues, das es zu erlernen gilt. Wie kann es gelingen, geliebte Traditionen aus der alten Heimat nicht zu verlieren, sich seine Identität zu bewahren und sich gleichzeitig in der neuen Heimat erfolgreich zu integrieren?

Für die Freiburger Künstlerin Ellen Schmauss sind traditionelle Kleidungsstücke eine wichtige Brücke in die Heimatländer vieler Frauen. Seit 2018 schon fotografiert sie Frauen, die in Deutschland leben und ihr altes Leben hinter sich gelassen haben, in ihren traditionellen Gewändern. „WeltenFrauen - im Gewand der Vielfalt“ heißt die Wanderausstellung, mit der Schmauss im ganzen Land unterwegs ist.

Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"

Im Rahmen der Interkulturellen Woche, die bundesweit in diesem Jahr vom 24. September bis zum 1. Oktober läuft, zeigt die Fotografin 20 ausgewählte Bilder in der Rhein-Main-Neckar-Galerie im Heppenheimer Landratsamt (Gräffstraße 5). Zehn von ihnen sind versehen mit kurzen Biografien. Dort erklären die Frauen ihre Beweggründe, nach Deutschland zu kommen und wie ihnen der Spagat zwischen der Identifikation mit den eigenen Wurzeln und dem Alltagsleben in Deutschland gelingt.

Einigung auf gemeinsame Werte

„Diese Frauen tragen zwei Kulturen in ihren Herzen“, sagte die Integrationsbeauftragte des Kreises, Viktoriya Ordikhovska, bei einem Termin im Landratsamt. Deswegen passe diese Ausstellung auch so gut zu der Integrationsstrategie des Kreises Bergstraße. „Integration bedeutet nicht, seine Herkunft komplett aufzugeben, sondern die Bereitschaft, sich auf gemeinsame Werte und kulturelle Rahmenbedingungen zu einigen“, führte Landrat Christian Engelhardt aus. Ein „Nebeneinander her leben“ hält er für weniger zielführend.

„Kultur ist etwas Erlerntes. Und manchmal kommt es, wenn Kulturen aufeinandertreffen, zu Missverständnissen.“ Es sei wichtig, dass man sich seiner Kultur - auch der deutschen - bewusst sei, andererseits aber auch zu schätzen wisse, welchen Mehrwert andere Kulturen für die eigene Gesellschaft haben können.

Man könne von Menschen, die in Deutschland leben möchten, durchaus verlangen, dass sie sich aktiv integrieren. Dies erwartet Engelhardt auch von den Geflüchteten, deren Ankunftsstrom im Kreis Bergstraße auch weiterhin nicht abreißt. Damit man auch der im Land lebenden Bevölkerung gerecht werde, forderte er erneut, den Zugang für Geflüchtete nach Deutschland einzuschränken. „Unsere Gesellschaft hat den Anspruch darauf, dass wir das alles auch gut organisieren können.“

Frauen als „Motor der Integration“

Doch genug der aktuellen Politik: Die Interkulturelle Woche soll neue Räume für Begegnung und Austausch, aber auch für die Auseinandersetzung und das Zusammenfinden von Menschen schaffen. Beim Thema Integration hält Ordikhovska es für sehr wichtig, vor allem die Frauen zu erreichen. „In ihren Familien sind meist sie es, die sich um Dinge wie Sprachkurse oder andere Maßnahmen kümmern. Sie sind sozusagen der Motor der Integration.“

Gleichzeitig seien sie es, die am schwersten zu erreichen seien. Das erklärte die Integrationsbeauftragte unter anderem damit, dass es in vielen Familien die Männer seien, die arbeiten gehen und so mehr Kontakte nach außen knüpfen. Als eine weitere Herausforderung bei der Integration benannte sie „sensible und nicht ganz konfliktfreie Themen, zum Beispiel die Frauengesundheit“. Aber auch dies müssten Menschen, die in Deutschland leben möchten, annehmen und akzeptieren.

Integrationslotsen stellen sich vor

„Integration ist weitaus mehr als Sprache“, sagte Ordikhovska. Aus diesem Grund bildet der Kreis Bergstraße regelmäßig sogenannte Integrationslotsen aus. Mittlerweile sind es 28 Menschen, die insgesamt 16 Sprachen sprechen. Sie unterstützen Zugewanderte beim Einleben in Deutschland. Die Ehrenamtlichen haben alle selbst eine Zuwanderungsgeschichte und helfen etwa beim Zurechtfinden auf Ämtern oder beim Kennenlernen der deutschen Kultur. Auf dem Youtube-Kanal des Kreises Bergstraße hat die Stabsstelle Integrationsbeauftragte vor Kurzem ein Video hochgeladen, das erklärt, wie die Lotsen genau unterstützen und wie man sich bei Interesse selbst engagieren kann. ame

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger