Bergstraße. Wir starten den letzten Wandertag des Nibelungensteiges morgens in der Barockstadt Amorbach. Wer hier noch etwas verweilen will, kann diese letzte Etappe auch wie ursprünglich vorgesehen in Miltenberg oder Bürgstadt in zwei Etappen aufteilen und in Amorbach zum Beispiel noch die Wallfahrtskapelle oder das alte Templerhaus besuchen.
Darüber hinaus sprechen für diese Variante heute auch die anderen beiden Städte am Weg, in denen es ebenfalls genug zu sehen gibt. Nach Tagen der Entbehrung in puncto städtischem Flair könnte das dem einen oder anderen Wanderer sicher gelegen kommen. Die heutige Wegstrecke ist ansonsten allerdings auch an einem Tag für jedermann zu schaffen.
Nach Tagen im tiefsten Odenwald erleben wir am Main wieder so etwas wir städtisches Flair. Der erste Anstieg des Tages entlohnt uns dabei wieder mal für jeden Schweißtropfen, den wir unterwegs vergießen. Schon auf dem recht steilen Weg zum Gotthardsberg genießen wir auf dem Weg durch den jungen Laubwald ein paar exzellente Blicke, und oben angekommen können wir sogar noch höher hinaus. Von der Gotthardsruine überblickt man im 360-Grad-Panorama Amorbach mit seinen Stadtteilen sowie die umliegenden Wälder. Auch unseren weiteren Weg durch Reuenthal und Monbrunn können wir hier überblicken: Da sind sie wieder, die winzigen Odenwalddörfer auf unserem Weg, die diesen zwar im besten Sinne auszeichnen, aber auch für den ein oder anderen Seufzer sorgen können, wenn man nach dem dritten oder vierten Anstieg des Tages ins fünfte Bergdorf mit dem Finger noch immer nicht bedeutend weiter auf der Übersichtskarte der Tagesetappe gekommen ist.
Relikte vorchristlicher Zeit
Wir wandern nun immer weiter in die Nähe des Mains. Auf dem Greinberg, oberhalb der „Perle des Mains“ Miltenberg, sehen wir zwar keine spektakulären Bauwerke, doch die steinernen Relikte vergangener Zeit sind Zeugen aus vorchristlicher Zeit. Kelten haben hier eine noch heute zumindest teilweise erhaltene Ringwallanlage erbaut, die die Römer später als Kultstätte nutzten.
Nach der Keltenschanze erreichen wir schließlich den Schlossberg, der über dem Maintal thront und die Mildenburg mit kostenpflichtigem Museum beheimatet. Aber auch ohne Museumsbesuch lohnt sich der kleine Abstecher zur Burg mit tollem Blick über die Stadt mit ihrer charakteristischen Mainbrücke und den Türmen der Sankt-Jakobus-Kirche.
Danach kommen wir zum weit bekannten Schnatterloch, das ebenfalls zum Verweilen einlädt, und der Innenstadt mit dem Stadtmuseum. Hier können wir es uns nach bereits weit über 100 bewältigten Kilometern ruhig einmal kurz gut gehen lassen in einem der belebten Cafés.
Endlich am Main angekommen
Es ist also vollbracht – wir haben den drittlängsten Rheinzufluss erreicht. Wir folgen ihm flussaufwärts und kommen in das nicht minder schöne, aber weniger stark frequentierte Bürgstadt, einem kleinen Markt, der quasi fließend aus Miltenberg hervorgeht. Bevor wir weiter auf den letzten Anstieg des Weges hasten, können wir uns auch hier noch mal stärken. Bürgstadt bietet hierfür einige schöne Restaurants, allerdings ohne direkten Mainblick.
Vorbei an der Martinskapelle aus dem vorletzten Jahrtausend geht es zum Wannberg hinauf. Auf dem Weg passieren wir die Centgrafenkapelle mit einem weiteren der heute zahlreichen vorhandenen herrlichen Ausblicke aufs Maintal. Das verfallene Bauwerk aus dem in dieser Region verbreiteten Buntsandstein ist zudem sehr schön anzuschauen und gut für Erinnerungsfotos geeignet. Wir passieren am Eichenbühl einen weiteren Ringwall, der allerdings aus jüngerer Zeit stammt und „nur“ gut 1000 Jahre alt ist.
Dann erreichen wir endlich ein Mal unseres Erfolgs: das letzte Gipfelkreuz am Wannenberg auf 556 Metern Höhe. Dahinter können wir noch einen letzten Abstecher zum Räuberschlösschen nehmen, dem man leider bei der offiziellen Wegführung keine Beachtung geschenkt hat.
Wer jedoch bereits zu sehr auf das Endziel fokussiert ist, dem sei dies ebenfalls gegönnt. Denn jetzt geht es nur noch bergab, ein letztes Highlight wartet dabei aber noch auf uns: Einen weiteren tollen Mainblick eröffnet uns die Ruine Freudenberg oberhalb des gleichnamigen Städtchens. Die Ruine einer klassischen alten Höhenburg am Main ist erst im Laufe der Nachkriegszeit durch eine Bürgerinitiative wieder hergerichtet und schließlich Ende des vergangenen Jahrhunderts der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Dafür gilt sie nun als umso schönerer Treff- und Aussichtspunkt, auch für Mainradfahrer. Uns dient sie als festlicher Aussichtspunkt am Ende unseres Weges.
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