Bergstraße. Warum müssen junge Talente speziell gefördert werden? Weil sie darauf warten! Für Werner D’Inka war es bereits der dritte Besuch beim Jahrestreffen des Netzwerks Talente in Bensheim. Der Journalist gehört seit dem Jahr 2005 zum Herausgebergremium der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und ist Chef des Regionalteils Rhein-Main-Zeitung. D’Inka ist ein Überzeugungstäter, der sich für eine konsequente Förderung motivierter und leistungsstarker Schüler einsetzt.
Das mittlerweile fünfte Treffen des Netzwerks war wieder stärker dialogisch orientiert als im vergangenen Jahr. Die Talkrunde mit Werner D’Inka und dem Astronauten Thomas Reiter wurde knapper gehalten als im vergangenen Jahr – dafür hatten die regionalen Schüler beim Gastgeber Dentsply Sirona mehr Raum für persönliche Fragen an die beiden Promis und hiesigen Unternehmensvertreter, die am Montagabend im Innovationszentrum des Weltmarktführers für Dentalinstrumente zusammen gekommen sind.
Eine Art Mini-Speed-Dating
Vertreten wird die Initiative von Ursula Massoth, ehemalige Rektorin der Auerbacher Schlossbergschule, und der Bensheimer Unternehmerin Stefanie Dietz. Zwei Frauen an der Front, wie es der ehemalige Bensheimer Bürgermeister Thorsten Herrmann formulierte, der das Netzwerk angestoßen und mit gegründet hatte. „Ohne Schulen und Lehrer gäbe es uns nicht“, betonte Herrmann in seiner ehemaligen Kommune. Zum vierten Mal ermöglichte das Netzwerk jetzt heimischen Ausnahmeschülern, mit Personalchefs, Geschäftsführern und Firmengründern ins Gespräch zu kommen. An den Stehtischen waren die Talkrunden branchenspezifisch markiert. Nach 15 Minuten fanden sich die Gesprächspartner neu zusammen.
Eine Art Mini-Speed-Dating, das durch seine intime Natur und exklusive Qualität einzigartig ist: Denn hier sprechen die Schüler nicht mir irgendwem. Unter den Gästen waren unter anderem der Sparkassenvorstand Eric Tjarks, GGEW-Chef Carsten Hoffmann, Ingenieur Carsten Scholz (Schweiger & Scholz) sowie HTV-Gründer Edbill Grote und der junge Reckeweg-Geschäftsführer David Reckeweg-Lecompte. Aber auch Ute Dechert aus dem Management der Brain AG und IT-Fachmann Leonhard Henkes von der Lorscher Inhive-Gruppe waren unter den Akteuren, die den Jugendlichen Rede und Antwort standen. Die Lehrer regionaler Gymnasien und Berufsschulen hatten einige ihre besten Köpfe mitgebracht.
Diese hörten nicht nur eine informative Begrüßung von Michael Geil, dem Geschäftsführer von Dentsply Sirona am Standort Bensheim, sondern auch eine unmissverständliche Aufforderung zu informellen Gesprächen mit namhaften Akteuren aus der regionalen Wirtschaft.
MINT-Garage auf Goethe-Campus
Zuvor bilanzierte Stefanie Dietz ein lebendiges Jahr mit etlichen positiven Entwicklungen. Neben einer Laptop-Spende der GGEW für die MINT-Garage auf dem Campus des Bensheimer Goethe-Gymnasiums sei das vom Netzwerk initiierte Projekt auf einem sehr guten Weg. Interessierte Schüler aus dem Kreis Bergstraße können hier eigene Ideen umsetzen und ihrer wissenschaftlichen Kreativität freien Lauf lassen. Als außerschulischer Lernort habe sich die Garage unter der federführenden Leitung von Lehrer Olaf Harjes gut entwickelt. Dietz dankte allen Pädagogen, die sich für dieses Angebot engagieren. Jüngst hatte sich auch die Wirtschafts-Vereinigung Bensheim (WVB) für eine dauerhafte finanzielle und ideelle Förderung des Projekts entschieden.
Nicht zu früh festlegen
„Unsere Partner werden mehr“, so Stefanie Dietz, die ankündigte, dass auch die digitale Schulung von Grundschülern künftig noch stärker ins Visier genommen werden soll. Jüngst wurde ein Workshop mit dem IT-Experten Leonhard Henkes aus Lorsch erfolgreich abgeschlossen. Auch ehemalige Schüler bleiben der Garage erhalten. Bestes Beispiel ist Ben Breitinger. Das Ausnahmetalent aus dem Weltmeisterteam von Goethe RobotX wird sich weiterhin an seiner ehemaligen Schule engagieren: „Schüler sollten weiterhin die Chance haben, hier zu experimentieren.“ Die MINT-Garage sei förderungswürdig. Das Netzwerk habe dafür die nötigen Voraussetzungen geschaffen.
Astronaut Thomas Reiter rät jungen Leuten, sich auf ihrem Berufsweg nicht zu früh festzulegen und sich stets alternative Optionen offen zu halten. Der Kurs ins Ziel sei nicht immer gerade, sondern auch von Kurven und Abzweigungen geprägt. „Es ist vor allem wichtig, dass man für ein Thema brennt.“ Auch bei ihm selbst sei es nicht absehbar gewesen, dass der Kindheitstraum Astronaut irgendwann tatsächlich wahr werden würde. Über die Ingenieurtechnik und die Fliegerei habe es dann schließlich doch geklappt. Reiter betont: „Auch Rückschläge gehören dazu.“
Gute Lehrer, Professoren und andere Akteure, die junge Menschen in ihrer Begeisterung förderten, seien oftmals entscheidend für erfolgreiche Karrieren, so der Raumfahrer, der in der zweiten Hälfte des nächsten Jahrzehnts mit einer erneuten bemannten Mission zum Mond rechnet. Touristische Trips zum Erdtrabanten würden aber noch einige Zeit dauern. Wenngleich der Aufwand und die Kosten für eine solche Reise gigantisch wären, könne er die Motivation dahinter durchaus nachvollziehen: „Mit eigenen Beinen auf einem anderen Planeten zu stehen ist das Faszinierendste, was ich mir vorstellen kann.“
Beim Werben um die klügsten Köpfe als Nachwuchskräfte kommt ...
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