Bergstraße. Die größten Arbeitgeber der Region haben auch im vergangenen Jahr wieder mehr Arbeitsplätze geschaffen als im Jahr zuvor. Das zeigt die aktuelle Übersicht des Bergsträßer Anzeigers über die Beschäftigungsentwicklung. Unter dem Strich stieg die Zahl der Arbeitsplätze der 80 größten Arbeitgeber im Jahr 2024 um rund zwei Prozent auf mehr als 25.000 Stellen.
Ein Plus an Stellen verzeichnen vor allem Arbeitgeber im öffentlichen, sozialen sowie pflegerischen Bereich. Verunsicherung und tendenziell Stellenabbau zeigt sich bei einigen Industrieunternehmen. Mittelständische Firmen hingegen expandieren mit neuen Produkten und auf neuen Märkten, was stets mit neuen Arbeitsplätzen einhergeht.
Bei Dentsply Sirona, der Konzern führt nach wie vor die Liste der größten Arbeitgeber an der Bergstraße an, endete letztes Jahr zwar die Kurzarbeit in Bensheim zwar vorzeitig. Aber es wird nach wie vor auf Sicht gefahren. „Wir bleiben vorsichtig optimistisch, haben dabei aber Risiken und Unsicherheitsfaktoren im Blick“, sagte Ted Julius, Mitglied der Geschäftsleitung in Bensheim, vor kurzem dem BA.
Überraschende Kurzarbeit bei TE Connectivity
Die Zahl der Beschäftigten blieb einigermaßen stabil. Aber nicht unbedingt aus konjunkturellen Gründen. In den nächsten 15 Jahren geht bei Dentsply Sirona rund ein Drittel der Gesamtbelegschaft in den Ruhestand. Die Demografie macht auch hier nicht halt, wenn die geburtenstarken Jahrgänge ins Rentenalter kommen. Das Unternehmen steuert schon jetzt dagegen. Die Zahl der Azubis und der dualen Studenten liegt derzeit rund um die Hälfte höher als noch vor wenigen Jahren.
Nummer zwei der größten Arbeitgeber ist unverändert der Kreis Bergstraße. Hier legte die Mitarbeiterzahl, wie schon in den Jahren zuvor, zu. Wie der Kreis mitteilt, ist die höhere Mitarbeiterzahl primär durch die Zunahme von Fallzahlen in den verschiedenen Arbeitsbereichen begründet, vor allem im Sozialamt. Ursächlich seien hier zum einen die Neuregelung von Wohngeld, zum anderen die Zunahme von Fallzahlen in der Hilfe zur Pflege und der Asylbewerberbetreuung. Mehr Stellen habe zudem die Ausländerbehörde (ebenfalls hohe Fallzahlen) sowie die Schul-IT (Digitalisierung) zu verzeichnen. Bei Jugendamt und Neue Wege (Jobcenter) seien neue Stellen auch aufgrund der Steigerung der Fallzahlen notwendig geworden, teilt der Kreis weiter mit.
Überraschend Kurzarbeit in diesem Jahr angemeldet hat der drittgrößte Arbeitgeber, TE Connectivity. Der Hersteller von Steckverbindungen, die den Fluss von Daten, Strom und Signalen in Autos steuern, leidet derzeit unter der weltweit mangelnden Nachfrage nach E-Autos. Vergangenes Jahr wurden konzernweit Rekordgewinne eingestrichen, und auch die Zahl der Mitarbeiter stieg noch. Im mehrjährigen Vergleich ist die Beschäftigung stabil.
Die meisten neuen Arbeitsplätze entstanden bei einem Bibliser Unternehmen
Über einen Stellenabbau entschieden hat die BASF in Lampertheim. Der Konzern schließt dort eine Mehrzweckanlage. Wie das Unternehmen mitteilte, soll die Anlage, in der Spezialchemikalien für die Kunststoff- und Automobilindustrie hergestellt werden, im dritten Quartal 2026 stillgelegt werden. In den vergangenen Jahren war die Zahl der Beschäftigten mit rund 550 stabil, doch nun stehen 60 Arbeitsplätze auf der Kippe.
Nicht um Arbeitsplätze, sondern um neue Eigentümer gibt es Diskussionen bei Unilever in Heppenheim. Denn die Eiscremesparte (Magnum, Capri, Flutschfinger) soll an die Börse gebracht werden. Was bedeutet das für die betroffenen Beschäftigten in Heppenheim? Darum ging es zuletzt in Verhandlungen auf europäischer Ebene zwischen dem Unternehmen und den Arbeitnehmervertretern. „Wir haben mit Unilever schon letzten Sommer vereinbart, dass alle Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten erhalten bleiben. Das wollen wir nochmals vertraglich für die Zeit nach dem Börsengang langfristig absichern“, erklärte Hermann Soggeberg, Vorsitzender des Konzernbetriebsrats bei Unilever Deutschland.
Mit die meisten neuen Arbeitsplätze in der Region unter den privaten Unternehmen schuf vergangenes Jahr Fiege-Logistik. Das Bibliser Unternehmen ist Dienstleister für den Haushaltswaren-Discounter Action, der in ganz Deutschland und auch europaweit auf Expansionskurs ist. Eine Filiale pro Tag zu eröffnen ist das Ziel. „Durch die erfolgreiche Geschäftsentwicklung (Kundenwachstum, neue Filialen) wurde die Zahl der Mitarbeiter für die Abwicklung im Lager erhöht“, teilte Fiege auf BA-Anfrage mit.
Klamme Finanzlage macht sich auch in Bergsträßer Rathäusern bemerkbar
Seit Jahren durch Mitarbeiterwachstum glänzt Infectopharm in Heppenheim. Das Erfolgsrezept: „Wir sind innovativ und wachsen stark, unter anderem durch Produktzukäufe und Internationalisierung“, teilt das Pharmaunternehmen mit. Ähnliches gilt für das Bensheimer Traditionsunternehmen Sanner, das erst kürzlich seinen neuen Standort im Gewerbegebiet Stubenwald einweihte, was mit einem Mitarbeiterplus einherging. Durch geschäftliches und auch Mitarbeiterwachstum glänzen, ebenfalls seit längerem schon, die Herbert Gruppe und Dr. Franz Köhler Chemie aus Bensheim, die Erdt-Gruppe aus Viernheim sowie der Ikea-Zulieferer Bürstadt Furniture, der zuletzt seine Kapazitäten erweiterte. Nach einem Beschäftigungsrückgang zuvor, legte die Mitarbeiterzahl bei Dr. Reckeweg aus Bensheim im vergangenen Jahr wieder zu.
Unter den öffentlichen und gemeinnützigen Arbeitgebern stieg die Zahl der Mitarbeiter fast durch die Bank. Neben dem Kreis Bergstraße verzeichneten auch die Behindertenhilfe Bergstraße und das Kreiskrankenhaus in Heppenheim Zuwächse in der Beschäftigung. Des weiteren meldete aus dem Gesundheitswesen auch die Vitos-Klinik in Heppenheim ein Mitarbeiterplus. Das zur Artemed-Gruppe gehörende Heilig Geist Hospital in Bensheim stockte ebenfalls seine Belegschaft auf. Stabil blieb die Beschäftigtenzahl bei der Schön-Klinik in Lorsch.
In den Rathäusern an der Bergstraße macht sich die zunehmend klamme Finanzlage langsam auch in der Beschäftigung bemerkbar. Nach teils kräftigem Zuwachs an Mitarbeitern stagnierte letztes Jahr die Zahl der Beschäftigten. Der Mehrjahresvergleich zwischen 2022 und 2024 zeigt für Bensheim und Heppenheim in den Rathäusern ein Plus von 10 Arbeitsplätzen, in Lampertheim sogar 22 und in Viernheim 20.
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