Wald-Michelbach - Das Gelände in Ober-Mengelbach soll umgestaltet werden / Tiere und Brutstätten sollen nicht gestört werden

Alter Steinbruch wird neuer Erlebnisort

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nk
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Der ehemalige Steinbruch von Ober-Mengelbach soll nun für Touristen und Einheimische zugänglich werden. Baubeginn für das neu geplante Erlebnisareal könnte schon Mitte des kommenden Jahres sein. © Kopetzky

Wald-Michelbach. Die Hektik des Alltages vergessen, sich an der Natur erfreuen, dabei der Geschichte auf den Grund gehen und selbst ein Teil von ihr werden – was sich romantisch anhört, soll im alten Steinbruch von Ober-Mengelbach – das zu Wald-Michelbach gehört – schon bald Wirklichkeit werden. Wo sich die Natur das von Menschenhand Geschaffene langsam, aber sicher wieder zurückholt, wird ein Erlebnisort für Einheimische und Touristen entstehen.

Wenn es nach Landschaftsarchitekt und Stadtplaner Rolf Schepp geht, könnten die Arbeiten Mitte 2019 beginnen. Die Pläne stellten Schepp und seine Kollegin Claudia Eckell jetzt der Wald-Michelbacher Gemeindevertretung vor. Demnach gibt es im Steinbruch drei Komponenten, die sie bei ihrer Planung beachtet haben: Geschichte, Natur und Gebäude werden miteinander verbunden.

So soll die alte Fahrzeuggrube erhalten und zu einem Rückzugsort für Tiere werden. Mittels Sichtfenster können die Besucher des Steinbruchs dann alles genau beobachten – unter dem Motto „Auf Augenhöhe mit Insekten und Turmfalken“.

Der „Gang über die Kante“ soll der Höhepunkt sein: Hier könnte eine Aussichtsplattform entstehen, die etwa zwei Meter über den Felsvorsprung reicht. Durch den verglasten Boden entsteht Nervenkitzel, da der Blick bis nach unten an den kleinen See reicht. Ein ähnliches Erlebnis gibt es etwa beim sogenannten „Skywalk“ am Grand Canyon.

Gipfelsturm und Sprengungen

Ein Gipfelturm inmitten der Anlage ist als weitere Aussichtsplattform gedacht, wobei am Ende des Weges ein rustikaler Schuppen als Schlechtwetterschutz dient. Gleichzeitig werden hier Vogelstimmenhörer eingebaut. Weiter südlich steht noch der alte Sprengturm, „den wir weiter im Osten platzieren möchten“, so Claudia Eckell. Dafür sollen weitere Bereiche erschlossen sowie neue Wege angelegt werden.

Freistehende Felsformationen sollen das Flair des Steinbruchs erhalten. Im Sprengturm selbst soll es eine audiovisuelle Zeitreise geben: Mit Countdown und fiktiver Sprengung wird der Besucher in die Vergangenheit zurückversetzt. Wo derzeit verblasste Graffiti das Bild prägen, sollen historische Fotos angebracht werden. Direkt daneben gibt es ein Angebot für Kinder: Vorgesehen sind Kraxelsteige, Rutschen, Seile und andere Geräte.

Die Verbindungswege werden mit Beton, einem Holzsteg, aufgerauten Asphalt- und Schotterflächen sowie Wasserläufen gestaltet. Durch die verschiedenen Elemente soll sich spontane Vegetation ausbreiten dürfen. Ebenso sollen die Besucher dazu angehalten werden, die Wege nicht zu verlassen, um unter anderem die Brutstätten des Uhus nicht zu gefährden. Damit die Besucher den Steinbruch finden, werden an den Zufahrtsstraßen Hinweisschilder angebracht und vor Ort ein Parkplatz angelegt.

Nach Schätzungen des Planungsbüros liegen die Kosten des Projekts zwischen 239 000 und 298 000 Euro. Fördermittel des Bundes werden diese weitgehend decken. Zwischen zehn und 30 Prozent wird die Gemeinde beisteuern müssen. Die Kosten sind allerdings noch mit Vorsicht zu bewerten, da sich die Gemeindevertretung im kommenden Frühjahr erst noch einmal selbst ein Bild vor Ort machen möchte. Danach soll final entschieden werden, welche Elemente verwirklicht werden.

Vorsitzender Nothung Köhler bat das Planungsbüro, auch die Brutstätten zu berücksichtigen. „Die Wege sollen so angelegt werden, dass kein Tier gestört wird“, versicherte Eckell. Wie Schepp ergänzte, haben sich die Planer strickt an das Artenschutzgutachten gehalten: „Brutstätten werden nicht gestört, aber erlebbar.“

Kein Massentourismus

Köhler ist es wichtig, dass das neu geschaffene Areal ein naturnahes Erlebnis bleibt und nicht zweckentfremdet wird. „Hier soll kein Massentourismus entstehen“, sagte er. Ein gastronomisches Angebot ist laut Schepp nicht geplant. Die Besucher können sich am Picknickplatz selbst versorgen oder in die umliegenden Ortschaften fahren. Zum Thema Sicherheit sagte Schepp: „Wir können nicht jede Gefahr ausgrenzen. Kinder werden dort nicht alleine spielen können, das können sie aber auch nicht am Felsenmeer. Die Verkehrssicherung ist aber auf jeden Fall gegeben.“ nk

Das Projekt „Geozentrum“

2016 wurde die Gemeinde Wald-Michelbach gemeinsam mit Abtsteinach, Grasellenbach und Rimbach unter dem ArbeitstitelGeozentrum Tromm“ in den Kreis der Premiumprojekte des Förderprogramms „Nationale Projekte des Städtebaus“ aufgenommen. Aufgelegt wurde dieses vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung.

Damit können Maßnahmen gefördert werden, die ohnehin bereits in der Schulade lagen, aber wegen der knappen Haushaltslage kaum umsetzbar gewesen wären.

Der Bund wird eine Förderung von bis zu 90 Prozent der entstehenden Kosten zuschießen.

Um in das Programm aufgenommen zu werden, mussten die vier Gemeinden Projekte mit Kostenvoranschlägen in Gesamthöhe von 3,1 Millionen Euro anmelden und begründen. nk

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