Bergstraße. Die drei Depots im Aktienranking des Bergsträßer Anzeigers weisen im Vergleich zum Vormonat deutliche Verschiebungen auf – und damit genau das Gegenteil dessen, was im Vergleich von Juni zu Juli als Besonderheit zu vermerken war. Vor vier Wochen waren alle drei Depots (Bergstraße/Südhessen, Rhein-Neckar und Rhein-Main) im Monatsvergleich nahezu unverändert geblieben.
Allem Anschein nach sind die zum Teil gravierenden Veränderungen keine Folge politischer Einflüsse – also weder der erratischen Zoll-Politik von US-Präsident Trump noch von Beschlüssen der Bundesregierung. Ohnehin haben politische Börsen bekanntlich kurze Beine. Vielmehr dürften die Zugewinne und Abschläge der einzelnen Papiere den Analysten zufolge im unternehmerischen Bereich zu verorten sein.
Im Aktienranking des BA waren es in den letzten Wochen erneut besonders die großen Einzeltitel, die den Wert des Depots beeinflussten. Unter dem Strich steht so für das Depot Bergstraße/Südhessen ein Plus von knapp fünf Prozent und im Depot Rhein-Main sogar ein beachtliches Plus 17 Prozent. Die Papiere aus dem Depot Rhein-Neckar dagegen verloren rund achteinhalb Prozent.
TE Connectivity bei plus 18 Prozent
Der Zugewinn im Depot Bergstraße/Südhessen wird dabei im Wesentlichen vom TE Connectivity bestimmt: Die Aktie legte um rund 18 Prozent zu, nachdem der Elektrotechnikkonzern Ende Juli eindrucksvolle Quartalszahlen vorgelegt hatte: Der Gewinn je Aktie lag bei 2,14 US-Dollar. Im Vorjahresviertel wurden 1,86 Dollar je Aktie erzielt. Der Umsatz stieg um fast 14 Prozent auf 4,53 Milliarden Dollar – nach knapp vier Milliarden Dollar im Vorjahresvergleich.
„Die starken Ergebnisse über den Prognosen zeigen, wie die Vielfalt unseres Portfolios und unsere globale Aufstellung es uns ermöglichen, in einem dynamischen Umfeld Rekordergebnisse zu erzielen und so Mehrwert für unsere Eigentümer und Kunden zu schaffen“, sagte CEO Terrence Curtin. „Die Ergebnisse des Industriesegments wurden durch die Bereitstellung von Hochgeschwindigkeits-Konnektivitätslösungen für KI-Anwendungen und das starke Wachstum unseres Energiegeschäfts vorangetrieben“, erläuterte Curtin und fuhr fort: „Im Transportsegment steigerten wir trotz rückläufiger Fahrzeugproduktion unseren Umsatz dank unserer Stärke in Asien und Innovationen in langfristigen Wachstumstrends wie Elektrifizierung und Fahrzeugdatenkonnektivität der nächsten Generation.“ Für das vierte Quartal des Geschäftsjahres 2025 erwartet das Unternehmen eine Fortsetzung der Dynamik und einen Nettoumsatz von rund 4,55 Milliarden Dollar.
Dentsply Sirona nahe am Zwölfmonatstief
Ganz anders sieht es beim zweiten Bergsträßer Schwergewicht aus. Die Aktie von Dentsply Sirona verlor im Monatsvergleich mehr als 20 Prozent an Wert, nachdem der Nettoumsatz im zweiten Quartal 2025 um 4,9 Prozent auf 936 Millionen US-Dollar zurückgegangen war, während die Marge verbessert werden konnte. „Insbesondere in der positiven Margenentwicklung zeigt sich, dass unsere Transformationsmaßnahmen Früchte tragen“, heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens. Von der Börse wird dies noch nicht honoriert; der Aktienkurs liegt in der Nähe des Zwölfmonatstiefs.
Einen Rückschlag in gleicher Größenordnung erlitt auch der Gabelstapler-Hersteller Jungheinrich, dessen Aktien allerdings nach einer Senkung des Jahresgewinnausblicks von einem Dreijahreshoch zurückfielen. Barclays-Analyst Timothy Lee sprach von einer „halbwegs überraschenden Prognosesenkung“, während Analyst Stefan Augustin von Warburg Research nach dem Kursrutsch aber immer noch ausreichend Luft nach oben sieht, wenngleich die Stimmung am Markt erst einmal angeschlagen bleiben dürfte.
Drei Regionen – drei Depots: Das Aktienranking des Bergsträßer Anzeigers
Der Bergsträßer Anzeiger hat verschiedene regionale Aktiendepots zusammengestellt und berichtet in regelmäßigen Abständen über die Entwicklung dieser (fiktiven) Geldanlagen .
Im Depot Bergstraße/Südhessen sind die Anteilsscheine des Dentaltechnikweltmarktführers Dentsply Sirona enthalten, ebenso die Papiere von TE Connectivity. Beide Konzerne sind an US-Börsen notiert. Für den besseren Vergleich werden Euro-Wechselkurse verwendet. Mit von der Partie sind die Anteilsscheine des Flurfördertechnikunternehmens Jungheinrich und des Zwingenberger Biotechunternehmens Brain. Nicht fehlen darf natürlich der Dax-Konzern Merck aus Darmstadt.
Im Depot Rhein-Neckar liegen Aktien des Softwarekonzerns SAP, des Mannheimer Energieversorgers MVV, von Südzucker, dem Schmierstoffkonzern Fuchs Petrolub sowie der BASF.
Das Depot Rhein-Main enthält Papiere der Deutschen Bank und der Commerzbank, sowie von Lufthansa und Fraport. Hinzu kommt der Bad Homburger Fresenius-Konzern. mir
Bleiben im Depot Bergstraße/Südhessen die Aktien des Zwingenberger Biotechunternehmens Brain, die sich auf niedrigem Niveau leicht erholt zeigen, sowie der Darmstädter Merck-Konzern, dessen Aktien ebenfalls minimal im Plus liegen.
Kräftiger Rückschlag für Softwarekonzern SAP
Anders als im Depot Bergstraße/Südhessen war es im Depot Rhein/Neckar besonders ein Wertpapier, das für ein kräftiges Minus sorgte: Die Aktie des Softwarekonzerns SAP gab um gut zehn Prozent auf unter 240 Euro nach. Angesichts der laufenden Transformation vom klassischen Cloud Computing zur „AI-Cloud“ veränderten sich die Geschäftsmodelle von Anwendungssoftware-Anbietern, die ihre Produkte bisher hauptsächlich als abonnement-basierte Lösungen offerierten, schrieb Analyst Armin Kremser von der DZ Bank. Diese Anbieter sähen sich nun stärkerer Konkurrenz durch KI-Fabriken oder „KI-native“ Wettbewerber ausgesetzt. SAP könnte perspektivisch in Bereichen wie Kundenbeziehungs- oder Lieferkettenmanagement mehr Wettbewerb erfahren. Analysten anderer Häuser sehen dagegen gute Kurschancen für SAP und nennen Kursziele in einer Größenordnung von 265 bis 310 Euro.
Ebenfalls deutlich im Minus liegt die Aktie des Schmierstoffkonzerns Fuchs Petrolub. Analyst Peter Spengler von der DZ Bank schreibt, das operative Ergebnis habe wegen einer schwachen Nachfrage in Europa als Folge der US-Zollstreitigkeiten im zweiten Quartal deutlich unter den Markterwartungen gelegen.
Leicht schwächer notiert die Südzucker-Aktie nach den Zahlen zum ersten Geschäftsquartal, die nach Einschätzung von Analyst Axel Herlinghaus von der DZ Bank im Rahmen seiner ohnehin nicht sonderlich ambitionierten Erwartungen gelegen hätten. Etwas rosiger sieht es aus bei BASF (deren Aktien um vier Prozent zulegten) und MVV (plus zwei Prozent).
Zwei bärenstarke Banken im Depot Rhein-Main
Durchweg deutlich bis sehr deutlich im Plus liegen dagegen alle Papiere im Depot Rhein-Main. Den größten Sprung machte die Aktie der Deutschen Bank mit einem Plus von 22 Prozent. Analyst Kian Abouhossein von der US-Bank JPMorgan hob das Kursziel deutlich an und begründete dies mit dem starken zweiten Quartal der Bank. Auch die Aktie der Commerzbank legte eindrucksvoll um knapp 20 Prozent zu. Analyst Abouhossein hob auch hier das Kursziel an: Höhere Erträge und niedrigere Steuern, teilweise kompensiert durch höhere Kosten, nannte er zur Begründung. Noch etwas besser als die Commerzbank präsentierte sich Flughafenbetreiber Fraport, dessen Aktie um 21 Prozent zulegte.
Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat das Kursziel für Fraport von 90 auf 94 Euro angehoben. Analyst Patrick Creuset begründete dies mit einem verschobenen Bewertungszeitraum. In die Zukunft blickend, erwähnte er, dass ein 17-jähriger Investitionszyklus am Frankfurter Heimatflughafen mit der Fertigstellung des Terminal 3 zu Ende gehe.
Vergleichsweise bescheiden nimmt sich gegenüber den anderen drei Aktien das Plus bei Lufthansa (immerhin auch gut neun Prozent) und Fresenius mit gut sieben Prozent aus. Analyst Jaime Rowbotham von der Deutschen Bank spricht bei Lufthansa von unerwartet starken Quartalszahlen der europäischen Netzwerk-Fluggesellschaften. Alex Irving vom US-Analysehaus Bernstein Research schreibt mit Blick auf Sorgen um den Verkehr auf den Nordatlantik-Strecken, dass der Rückgang auf diesen Routen moderater ausfalle als von ihm bisher erwartet.
Auch sinkende Treibstoffpreise und der US-Dollar-Wechselkurs wirkten sich positiv aus. Im Blick auf die Fresenius-Aktie lobte David Adlington von der US-Bank JPMorgan das „weitere solide Quartal“ des Krankenhausbetreibers und Medizinproduktherstellers. Fresenius arbeite an einer Erfolgsbilanz, die zu einer höheren Bewertung führen sollte.
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