Aktienranking

Merck zieht das Depot Südhessen/Bergstraße nach unten

Die Depots Rhein-Neckar und Rhein-Main können hingegen zulegen. Ein neuer Dax ist für SAP im Gespräch.

Von 
Michael Roth
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Bergstraße. Ein Witz beim Darmstädter Merck-Konzern geht so: Was macht die Pharmaforschung bei Merck? Die Antwort: Sie forscht. Allerdings sind schon seit geraumer Zeit sind keine nennenswerten Erfolge der Pharmaforschung in Form von umsatz- und gewinnträchtigen Medikamenten zu erkennen.

Zuletzt floppten die Hoffnungsträger Evobrutinib (gegen Multiple Skleros) und Xevinapant (gegen Krebs). Und wenn die eigene Forschung nicht vorankommt, wird eben zugekauft. Dieser Tage wurde bekannt, dass Merck den US-Krebsspezialisten Springworks Therapeutics kaufen will. Das könnte mit der Zeit auch dem Aktienkurs wieder einen Schub geben.

Denn mit knapp 133 Euro stand kürzlich ein neuerliches Vierjahrestief auf der Kurstafel. Thibault Boutherin von der US-Investmentbank Morgan Stanley sieht Merck zwar im Life-Science- und Elektronik-Bereich in der Spur, er moniert aber schwaches Wachstum im Healthcare-Segment (Pharma) und die limitierte Forschungspipeline. Zudem gebe es Ausführungsrisiken bei Übernahmen. Generell fehlen ihm Kurstreiber für die Aktie aus Darmstadt.

ei der BASF wird darüber spekuliert, ob nach einem Ende des Kriegs in der Ukraine Gas wieder billiger wird. © picture alliance/dpa

Und so war es vor allem die Merck-Aktie, die das Depot Bergstraße/Südhessen im Aktienranking des BA zuletzt nach unten zog. Da half auch das Kursplus der Aktie von TE Connectivity nicht viel. Unter dem Strich stand im Depot für die letzten vier Wochen ein Minus von drei Prozent. Und das in einer Zeit, in der der Deutsche Aktienindex in Rekordhöhen notiert. Deutlich positiv schnitt mit einem Plus von 11 Prozent das Depot Rhein-Neckar ab, was vor allem der SAP-Aktie zu verdanken war. Sechs Prozent an Wert gewann das Depot Rhein-Main. Hier waren alle Aktien im Depot an der positiven Kursentwicklung beteiligt.

Im Depot Bergstraße-Südhessen konnte der Elektrotechnikkonzern TE Connectivity die Merck-Schwäche nicht ganz ausgleichen. Immerhin lag die Aktie kräftig im Plus. Da tat es auch keinen Abbruch, dass im Bericht zum ersten Quartal von schwachen Automärkten in Europa und Nordamerika die Rede war. Für China wird hingegen Wachstum vermeldet. Für das nächste Quartal werden starke Margen bei Umsatzwachstum trotz rückläufiger Autoproduktion avisiert. Voranbringen soll das Geschäft auch künftig das Wachstum von E-Auto-Nachfrage und immer mehr Elektronik in Fahrzeugen.

Die Aktie von Dentsply Sirona war im Februar wieder auf Talfahrt

Beim Zwingenberger Biotechnologieunternehmen Brain hat sich der Abwärtstrend seit Jahresbeginn fortgesetzt. Was nicht weiter verwundert, da abermals ein höherer Verlust gemeldet wurde. Da half der Aktie auch die gute Liquiditätslage nicht. Die resultiert unter anderem aus einer Lizenzvereinbarung. Verkauft wurden die Lizenzrechte an dem Wirkstoff Deucrictibant. Der soll der Behandlung einer seltenen Erbkrankheit mit Schwellungen der Haut und Schleimhäute dienen (hereditäres Angioödem).

Nach lichten Momenten im Januar war die Aktie von Dentsply Sirona im Februar wieder auf Talfahrt. Unter Finanzanalysten, die die Aktie regelmäßig beobachten, hat die Sympathie zuletzt nachgelassen. Keiner empfiehlt sie zum Kauf. Es wird Zeit, dass das Management kundtut, was es gegen den Kursverfall zu tun gedenkt. In den letzten zwölf Monaten hat das Papier fast die Hälfte an Wert verloren. Vielleicht gibt es ja Ende des Monats erfreuliche Neuigkeiten für die Aktie, wenn Geschäftszahlen vorgestellt werden.

Drei Regionen – drei Depots: Das Aktienranking des Bergsträßer Anzeigers

  • Der Bergsträßer Anzeiger hat verschiedene regionale Aktiendepots zusammengestellt und berichtet in regelmäßigen Abständen über die Entwicklung dieser (fiktiven) Geldanlagen .
  • Im Depot Bergstraße/Südhessen sind die Anteilsscheine des Dentaltechnikweltmarktführers Dentsply Sirona enthalten, ebenso die Papiere von TE Connectivity. Beide Konzerne sind an US-Börsen notiert. Für den besseren Vergleich werden Euro-Wechselkurse verwendet. Mit von der Partie sind die Anteilsscheine des Flurfördertechnikunternehmens Jungheinrich und des Zwingenberger Biotechunternehmens Brain. Nicht fehlen darf natürlich der Dax-Konzern Merck aus Darmstadt.
  • Im Depot Rhein-Neckar liegen Aktien des Softwarekonzerns SAP, des Mannheimer Energieversorgers MVV, von Südzucker, dem Schmierstoffkonzern Fuchs Petrolub sowie der BASF.
  • Das Depot Rhein-Main enthält Papiere der Deutschen Bank und der Commerzbank, sowie von Lufthansa und Fraport. Hinzu kommt der Bad Homburger Fresenius-Konzern. mir

Deutlich im Plus war die Aktie des Chemiekonzerns BASF. Dafür gab es auch mitunter verwunderliche Erklärungen. Die Wiederaufnahme von Gaslieferungen von Russland nach Deutschland im Falle einer Beendigung des Krieges in der Ukraine sei vorstellbar, so Analyst Peter Clark von Bernstein Research. Für Europas Chemiekonzerne wäre in diesem Fall entsprechendes Aufwärtspotenzial vorhanden. Auch Chetan Udeshi von der US-Bank JPMorgan spekuliert mit der Frage, welche Auswirkungen ein im Zuge eines möglichen Waffenstillstands zwischen Russland und der Ukraine ein stark fallender Gaspreis auf die europäischen Chemiekonzerne hätte. Dann wäre unter den Unternehmen mit einer relativ hohen Energieintensität wie die BASF wahrscheinlich ein bevorzugtes Investment.

Der Softwarekonzern SAP ist in neuen Rekordhöhen der mit wachsendem Abstand wertvollste Konzern im Deutschen Aktienindex Dax und mittlerweile zu groß für den Index. Ein steigender Börsenwert ist für SAP Fluch und Segen zugleich, denn die Kappungsgrenze für das maximale Gewicht jedes einzelnen Unternehmens im Dax liegt bei 15 Prozent des Wertes aller 40 Indexmitglieder. Wie das Wirtschaftsmagazin „Capital“ nun berichtet, reagierte die Deutsche Börse auf die Übergewichtung der SAP-Aktie im Dax. So entwickelt der Börsenbetreiber einen zweiten Dax ohne Kappungsgrenze, der neben dem bisherigen Börsenindex laufen werde. Die SAP-Aktien könnten dadurch für einen größeren Kreis an Investoren attraktiver werden.

Im Gleichschritt nach oben gingen die Aktienkurse von Deutscher Bank und Commerzbank

Stabil hielten sich zuletzt die Aktien des Energieversorgers MVV und Südzucker. Letztgenannter meldete schlechte Geschäftszahlen und zollfreie Zuckerimporte aus der Ukraine machen sich weiterhin negativ in den Geschäftszahlen bemerkbar. Gut im Plus waren hingegen die Aktien von Fuchs (früher Fuchs Petrolub). Da haben sich offenbar einige Anleger die Hinweise aus dem Aktienranking vom Januar zu Herzen genommen und gekauft. Vor vier Wochen hatten Analysten auf Einstiegschancen hingewiesen.

Im Gleichschritt nach oben gingen die Aktienkurse von Deutscher Bank und Commerzbank. Chris Hallam von der US-Investmentbank Goldman Sachs sieht Erstere auf einem guten Weg, die Eigenkapitalrendite in diesem Jahr fast zu verdoppeln. Die Commzerbank-Aktie ist nach wie vor von den Übernahmeplänen der italienische Großbank Unicredit beeinflusst. Und das wird auch noch eine Weile anhalten. Unicredit-Chef Andrea Orcel setzt im Übernahmepoker um die Commerzbank auf eine neue Bundesregierung. Zudem wurde ein Stellenabbau sowie eine Ausschüttung des kompletten Gewinns als Dividende an die Aktionäre angekündigt.

Höhere Ticketpreise für Flüge aber auch höhere Kosten sowie Neueinstellungen beeinflussen das Zahlenwerk der Lufthansa, heißt es unter Finanzanalysten. Zuletzt dominierten die Erlöse, der Aktienkurs legte zu. Der Flughafenbetreiber Fraport dürfte unter niedrigeren Verkehrszahlen leiden, meint Analyst Harishankar Ramamoorthy von Deutsche Bank Research. Der Gegenwind für europäische Flughafenbetreiber nehme zu, so Analyst Graham Hunt vom Analysehaus Jefferies in Ausblick auf die Berichtssaison. Er bleibe sehr vorsichtig.

Immer mehr Freude macht der Krankenhausbetreiber und Anbieter von Infusions- und Ernährungstherapien Fresenius seinen Aktionären. Die Aktie notiert knapp unter einem Dreijahreshoch. Christian Ehmann vom Analysehaus Warburg Research meint, dass die Bad Homburger solide Quartalszahlen vorlegen dürften. Der Fokus liege aber auf Wachstum und Kapitalverwendung im neuen Jahr.

Warnende Worte hingegen findet Aktienanalyst Graham Doyle von der Schweizer Großbank UBS. US-Investoren begegneten europäischen Herstellern von Medizintechnik eher teilnahmslos. Die Fresenius-Aktien seien mittlerweile höher bewertet als ihre Pendants in den Vereinigten Staaten und gleichzeitig drohten von der neuen Trump-Regierung Importzölle.

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