Bergstraße. Am 1. Mai beginnen im Kreis Bergstraße und der näheren Umgebung die 18. Bachtage. Eine Reihe mit acht Konzerten an Sonn- und Feiertagen in verschiedenen Kirchen, bei denen das Werk von Johann Sebastian Bach im Mittelpunkt steht. Auf Besucher wartet ein facettenreicher Musikgenuss, der von Regionalkantor Gregor Knop (Sankt Georg) und dem Freundeskreis für Kirchenmusik der evangelischen Kirchengemeinden Bensheim zusammengestellt wurde. Schirmherr ist erneut Landrat Christian Engelhardt. Im Landratsamt wurde jetzt das Programm vorgestellt.
„An Bach kommt keiner vorbei“, so Knop in Heppenheim. Die Klassikwelt nach ihm habe sich an dem Barock-Genie und seinem epochalen wie wegweisenden Werk orientiert und immer wieder auf ihn bezogen. Der Komponist (1685-1750) habe die Musik nachhaltig beeinflusst und auch andere Genres wie den Jazz inspiriert. Keine andere Musik wird so gerne bearbeitet, arrangiert, adaptiert oder zitiert. Der Meister selbst hat es mit seinem Parodieverfahren vorgemacht.
Orgel-Radtour soll Menschen mobilisieren
Es war typisch für Bach, seine Kompositionen mehrfach selbst zu verwerten und zu variieren. „Seine Musik ist omnipräsent und gehört noch immer zum Standardrepertoire von Organisten“, so Gregor Knop, der selbst bei „Bach & Bike“ am 20. Mai in der Evangelischen Kirche Lorsch (17 Uhr) dabei sein wird. Die Orgel-Radtour entlang der Bergstraße gehört zu den prominenten Terminen des Formats, weil es auch Menschen mobilisiert, die sonst nicht unbedingt in ein Klassik-Konzert besuchen würden.
Start ist um 16 Uhr in der Katholischen Kirche Erscheinung des Herrn in Heppenheim. Weiter geht es über Lorsch in Schwanheim, wo Wolfgang Portugall - Leiter des Bereichs Tasteninstrumente an der Städtischen Musikschule Frankenthal – und der Chor „Da capo“ gastieren werden.Der Abschluss des Tages findet ab 19 Uhr in der Bensheimer Michaelskirche statt, wo der Darmstädter Organist und Kirchenmusiker Lukas Euler spielen wird.
An gleicher Stelle beginnt das kreisweite Bach-Festival am 1. Mai mit Susanne Rohn (Hochschule für Musik Mainz). Die Organistin ist seit 1997 Kantorin an der Erlösergemeinde in Bad Homburg, wo sie auch einen Bach-Chor dirigiert. Beginn ist um 19.30 Uhr. Am 5. Mai wird das Duo Christian und Daniel Wolf (Klarinette und Orgel) in der Evangelischen Kirche Reichenbach erwartet (19.30 Uhr).
Auch in diesem Jahr sind die Bachtage wieder in das Bensheimer Festival „MaiWay“ (8. Mai) eingebunden. in der illuminierten Kirche Sankt Georg präsentiert das Bergsträßer Jazzfestival unter der künstlerischen Leitung von Bruno Seis Stephanie Wagner und Norbert Dömling, die als „Flute `n´Bass“ bekannt sind (Querflöte und Kontrabass).
Ihre erste gemeinsame CD „Traces“ ist für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik nominiert.
Erlös des Benefiz-Konzerts geht an Kinder in Tansania und Brasilien
Am 9. Mai (Christi Himmelfahrt) gibt der langjährige Bensheimer Pfarrer Christoph Bergner um 19.30 Uhr ein Benefizkonzert an der Michaelskirche. Der Erlös geht an Projekte in Njombe/Tansania und Padilha/Brasilien, wo die Gemeinde Projekte für Kinder unterstützt. Bergner, der 2023 in den Ruhestand ging, hat von 1976 bis 1982 in Tübingen und Rom Theologie und Musikwissenschaften studiert. Er wurde mit einer Arbeit über Bachs „Wohltemperiertes Klavier“ promoviert und ist in Bensheim durch zahlreiche Konzerte an Cembalo und Orgel bekannt und geschätzt. Zu Gehör kommen unter anderen das Präludium und Fuge e-Moll, die Triosonate Es-Dur sowie Toccata und Fuge d-Moll (Die Dorische).
Am 12. Mai gastiert die Reihe in einer kleinen Kirche, in der sonst niemals Konzerte stattfinden, wie Gregor Knop mitteilt. In der römisch-katholischen Dreifaltigkeitskirche Kocherbach (Wald- Michelbach) mit ihrem auffälligen expressionistischen Baustil steht eine Orgel mit zehn Registern, einem Manual und Pedal, die 2002 von Hey Orgelbau errichtet wurde. Es musizieren Diana Kantner und Simon Graeber (Gesang und Orgel).
Das Doppel-Finale in Sankt Georg (Bensheim) beginnt am 26. Mai mit der Frankfurter Kantorei unter der Leitung von Wolfgang Schäfer. Er war unter anderem Professor für Chorleitung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt. Am 28. Mai, ausnahmsweise ein Dienstag, gastiert bereits um 18 Uhr der Knabenchor Dudaryk aus Lwiw (westliche Ukraine) in Bensheim. Das junge Ensemble, ein Partnerchor des Mainzer Domchors, wurde 1971 auf Initiative des Dirigenten Mykola Katsal mit dem Ziel gegründet, das musikalische Erbe der Ukraine zu pflegen und weltweit bekannt zu machen. Seit über zehn Jahren wird der Chor von Dmytro Katsal geleitet.
Das Repertoire umfasst mehr als 2000 Werke unterschiedlicher Genres von über hundert Komponisten. Der Besuch an der Bergstraße soll auch auf die Lage im Heimatland der Sänger aufmerksam machen und ein solidarisches Zeichen für eine freiheitliche Ukraine setzen. Wie Gregor Knop mitteilt, werden die Gäste bereits am Nachmittag von der Kinderkantorei Sankt Georg empfangen, um einen Austausch zu forcieren.
Eva-Maria Weber vom Freundeskreis für Kirchenmusik der evangelischen Kirchengemeinden Bensheim kündigt ein facettenreiches und hochklassiges Musikmenü an. Landrat Christian Engelhardt sprach von einer charmanten Idee, die das Spektrum der Bergstraße bereits zum 18. Mal kulturell bereichern werde.
Die Bachtage haben erstmals 2003 stattgefunden und wurden seither – bis auf die Zeit der Pandemie – in jedem Jahr organisiert. Seit 2005 ist die Reihe ökumenisch.
2022 hat Knop das Programm gemeinsam mit Kirchenmusiker Christian Mause koordiniert. Er ist Propsteikantor für die Region Starkenburg-Süd mit Sitz an der Bensheimer Michaelsgemeinde.
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