Bergstraße. Am Ende hat Anja Beyer alles richtig gemacht. „Ich nehm’ die 290 000 Euro und trink’ noch einen Schluck Bier“, sagte sie zum Schluss. Die Lampertheimerin hat sich im Lauf der Woche zur echten TV-Quiz-Entertainerin entwickelt und den Fernsehzuschauern beim „Drei Millionen Euro-Special“ von „Wer wird Millionär“ am Donnerstagabend große Unterhaltung geboten. Und am Ende sorgte sie für ihr ganz persönliches Happy End: Sie traf die richtige Entscheidung.
Denn bei der vorletzten Frage, die ihr 900 000 Euro eingebracht hätte, war sie auf dem falschen Dampfer. „Was gehört zu den so genannten Akren?“ lautete die Frage. „Finger und Zehen“, schloss sie als eine der vier angebotenen Antwortmöglichkeiten von vornherein aus, tendierte stattdessen in Richtung „Zugspitze und Montblanc“ – und hätte damit klar daneben gelegen. Sie entschied sich, lieber nicht ins Risiko zu gehen und den bis dahin erspielten Geldbetrag einzustreichen. Als Akren bezeichnet man übrigens die äußersten endenden Körperteile – also Finger und Zehen.
Auch ihr Mann Bernd Beyer, der im Studio mit seiner telegenen Gattin mitfieberte, war am Ende glücklich, dass ein stattlicher Betrag für den neuen heimischen SwimmingPool, die eigene Brauerei und noch für etwas mehr übrig bleibt. „Boah, alles richtig gemacht“, konstatierte sie erleichtert. Vom Ehemann gab’s zwei erhobene Daumen.
Voll ins Risiko
Drei bewegte Tage hat Anja Beyer hinter sich. Mit einem Betrag von 125 000 Euro hatte sie sich ins Finale am Donnerstag gespielt und war dort nochmal ins Risiko gegangen. Moderator Günter Jauch bot ihr als Garantiesumme einen Grundbetrag von 40 000 Euro. Dafür musste sie jedoch wieder von vorne mit dem Quiz beginnen. Den Deal ging die Lufthansa-Angestellte direkt ein. Und sammelte mit ihrer authentischen, unterhaltsamen und souveränen, so gar nicht aufgeregten Art jede Menge Sympathiepunkte. „Die Fragen sind aber viel schwerer als beim letzten Mal“, beklagte sie sich augenzwinkernd. Ganz nebenbei betrieb sie clevere Werbung für das eigene Lampertheimer Braubeuter-Bier: Für jede richtige Antwort trank sie mit dem Moderator einen Schluck der Spargelstädter Spezialität. Eine bessere Werbung gibt’s nicht.
Also musste sich Anja Beyer wieder langsam nach oben arbeiten, begleitet von manch witzigem Wortgefecht mit dem Moderator – und aus dem Hintergrund trocken kommentiert von Ehemann Bernd Beyer. Die 125 000-Euro-Frage meisterte Beyer noch weitgehend problemlos: Welches ist kein lusophones Land? Vietnam, Angola, Brasilien oder Portugal? Da kam der Lampertheimerin ihr Job als Chef-Stewardess bei der Lufthansa zugute. Ist sie doch mittlerweile in 102 Ländern gewesen. Und sie wusste, dass nur in Vietnam nicht portugiesisch gesprochen wird. Die Gemeinsamkeit der anderen Länder genügte ihr als Ausschlusskriterium, ohne letztlich zu wissen, dass Lusitania der Name für die damalige römische Provinz des heutigen Portugal ist.
Bei der 250 000 Euro-Frage half Geschäftspartner und Freund Jürgen Sassmann als Joker: Er wusste, dass es sich bei dem Begriff Rascasse um die Kurve einer Formel 1-Strecke handelt, und brachte sie damit auf die richtige Spur, nämlich dass nur Formel-1-Fans mit den Begriffen Beau Rivage, Piscine, Rascasse und Casino etwas anfangen können: Es sind alles Kurven der Strecke in Monte Carlo. „Sie machen mir heute so gar keine Freude“, kommentierte Jauch die souveränen Antworten, die ihm keine Möglichkeit für eine Verunsicherungsstrategie ließ. Am Ende freute sich jedoch auch Jauch herzlich mit der unterhaltsamen Kandidatin aus Lampertheim.
Anja Beyer zockt erfolgreich
Erstmals in der Geschichte der Rateshow „Wer wird Millionär“ konnten die Kandidaten drei Millionen Euro gewinnen. Gewonnen hat diesen Betrag allerdings keiner.
Fürs Finale am Donnerstagabend qualifizierten sich alle, die in den Tagen zuvor mindestens 16 000 Euro erspielt hatten.
Die Chance aufs große Geld mussten sich die Kandidaten allerdings erkaufen: Moderator Günter Jauch bot eine geringere Garantiesumme als der bereits erzielte Gewinn. Das war der Einsatz für die Chance auf die drei Millionen.
Anja Beyer zockte erfolgreich. Günther Jauch bot 30 000 Euro als Garantiesumme, sie wollte 50 000 Euro. Jauch erkannte wohl das Showtalent der Lufthansa-Chef-Stewardess und bot 40 000 Euro. Sie verzichtete somit zwar auf sichere 85 000 Euro. Am Ende gewann sie allerdings 250 000 Euro plus die garantierten 40 000 Euro aus der Vorrunde. bjz/sm
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