Bergstraße. Im kommenden Jahr wird es keine Heppenheimer Festspiele geben. „Vor dem Hintergrund der angespannten Haushaltslage“ wird die Stadt den Vertrag mit der TheaterLust gGmbH aus Darmstadt „zunächst nicht verlängern“, heißt es in einer offiziellen Mitteilung auf der Webseite der Festspiele. Es sei aktuell offen, wie sich der Theatersommer im Kurmainzer Amtshof zukünftig gestalten wird. Heppenheims Bürgermeister Rainer Burelbach sieht laut der Mitteilung dennoch „optimistisch in die Zukunft“. Durch die Pause im Jahr 2026 werde Raum für Planungen gegeben, wie es 2027 weitergehen kann.
Die Festspiele zählen zu den traditionsreichsten Kulturveranstaltungen in Heppenheim und haben weit über die Region hinaus zur Bekanntheit der Bergsträßer Kreisstadt beigetragen. Im Jahr 2024 feierte das Theaterfestival 50-Jahre Jubiläum. Bereits 1967 entdeckte der aus zahlreichen Kinofilmen bekannte Schauspieler Hans Richter den Kurmainzer Amtshof in Heppenheim als mögliche Spielstätte für Festspiele. Am 9. August 1974 fand die erste Premiere mit der Inszenierung von „Jedermann“ vor der Pfarrkirche St. Peter statt.
Seit 2022 war die die TheaterLust gGmbH mit Intendantin Iris Stromberger und Verwaltungsdirektor Ingo Schöpp-Stromberger für die sechswöchige Spielzeit im Kurmainzer Amtshof verantwortlich. Bürgermeister Rainer Burelbach: „2022 ist mit dem Fröhlichen Weinberg wieder die Fröhlichkeit in den Kurmainzer Amtshof eingezogen“. Durch wirkungsstarke Aufführungen und Bühnenbilder habe man kontinuierlich steigende Besucherzahlen verzeichnen können. Die Stadt Heppenheim ließ sich das etwas kosten. Im Haushalt standen im Jubiläumsjahr 100 000 Euro für die Festspiele bereit. Hinzu kamen noch sogenannte Hand- und Spanndienste, also tatkräftige Unterstützungsleistungen durch den Bauhof. Weitere Sponsoren wie die Sparkassen Stiftung, die GGEW, die Bergsträßer Winzer eG, die Odenwald-Quelle und die Merck‘schen Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft waren außerdem mit im Boot.
Den nur etwa zwei Drittel der Kosten könnten durch den Ticketverkauf gedeckt werden, wurde einem Pressegespräch im September betont. Bei diesem wurde gleichzeitig kritisiert, dass die Heppenheimer Festspiele im Gegensatz zu anderen Festspielen in Hessen wegen angeblich fehlender überregionaler Bedeutung nicht durch das Land Hessen gefördert werden. Warum könne nicht wenigstens ein kleiner Teil der Landesförderung nach Heppenheim fließen, fragten sich die Veranstalter, zumal der hessische Ministerpräsident Boris Rhein Schirmherr der Veranstaltung war und sich der Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur Christoph Degen beim Besuch der Festspiele begeistert gezeigt habe. „Wir brauchen keine goldenen Löffel, schon mit 20.000 Euro wäre uns sehr geholfen“, erklärte Intendantin Stromberger. In einem Brief an das zuständige Hessische Ministerium für Wissenschaft und Forschung machten Ensemble-Mitglieder und Mitarbeiter aus allen Gewerken nachdrücklich deutlich, dass dies aus ihrer Sicht kein akzeptabler Zustand ist und die Festspiele dringend in die Förderung aufgenommen werden müssen.
Es wurden keine weiteren Sponsoren gefunden
Die Verantwortlichen bedauerten zudem, dass es trotz intensiver Bemühungen und der Kontaktaufnahme mit mehr als 20 örtlichen Firmen nicht gelungen war, weitere Sponsoren oder Spender zu gewinnen. „Alle genießen Kultur, aber keiner will sie bezahlen“, bemerkte Iris Stromberger nicht ohne Bitterkeit. Dass ihr die Fortsetzung der traditionsreichen Festspiele persönlich sehr am Herzen liegt, war deutlich zu spüren.
Daher hatte sich Iris Stromberger und Ingo Schöpp-Stromberger eigentlich dazu entschlossen, auf eigenes Risiko weiterzumachen – mit einem Konzept, das den explodierenden Kosten Grenzen setzt. Nicht zuletzt im Personalbereich, wo im Gegensatz zu früheren Jahren alle helfenden Hände Mindestlohn bekommen, waren die Ausgaben stark gestiegen. Mit der Beschränkung auf ein einziges Stück und eine verkürzte Spielzeit wollte TheaterLust das eigene finanzielle Risiko minimieren, falls die Festspiele 2026 ausfallen müssen, weil es von der Stadt Heppenheim keine weitere Unterstützung gibt.
Die Stadt Heppenheim bedankt sich laut aktueller Mitteilung auf der Festspiele-Webseite bei Familie Stromberger und dem Festspiel- Ensemble „für ihre hochklassigen Inszenierungen und das außergewöhnlich weitreichende persönliche Engagement“. In den letzten vier Jahren hätten die Besucher „ein abwechslungsreiches und komödiantisches Theater mit Inszenierungen unter der Regie von Iris Stromberger erleben“ können. Besonders hervorgehoben werden die „Faust“-Aufführungen, die zum 50-jährigen Festspiel-Bestehen in der Kirche St. Peter gezeigt wurden. Der vergangenen Sommer stand dann ganz im Zeichen von William Shekespeare. Auf die Bühne kamen „Ein Sommernachtstraum“ in einer verdichteten eigenen Fassung mit einer außergewöhnlichen Kulisse und einem sehr überraschenden humorigen Ende. Auch „Shakespeares sämtliche Werke ... leicht gekürzt“ unter der Regie von Caroline Stolz begeisterten das Publikum.
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