Bergstraße. Initiativen und Organisationen aus allen Teilen des Bundeslandes, Traditionsvereine, Chöre und Musiker aus Lampertheim: Der 11. Hessische Familientag hat am Samstag nach Angaben der Veranstalter etwa 15 000 Menschen in die Stadt gelockt. „Ich habe den heutigen Hessischen Familientag als informative Veranstaltung erlebt, bei der die Familien viel Spaß hatten und ein schönes Fest feierten“, zog Bürgermeister Gottfried Störmer (parteilos) ein positives Fazit. Es sei eine gute Entscheidung gewesen, sich für die Ausrichtung des Familientages zu bewerben.
Chöre sorgen für Ambiente
Schon vor der offiziellen Eröffnung des Familientags auf dem Schillerplatz, strömten zahlreiche Besucher in die Lampertheimer Innenstadt. Hessens Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn (Grüne), hob in ihrer Begrüßungsrede hervor, dass gerade Eltern und Kinder in den vergangenen Jahren stark unter Druck standen, sei es aufgrund der Corona-Pandemie, der Inflation oder wegen hoher Energiekosten. „Familien haben in den letzten Jahren verdammt viel einstecken müssen“, sagte Dorn. Doch gebe es in der Zivilgesellschaft auch zahlreiche Initiativen, die sich täglich für Familien einsetzten. Das sei auch ein Grund zu feiern.
So bot das unter anderem vom Ersten Stadtrat Marius Schmidt (SPD) und seinem Team organisierte Fest eine ausgewogene Mischung aus Unterhaltung, gesellschaftlichem Diskurs und Engagement. Schmidt selbst nannte die Veranstaltung eine „Leistungsschau“ für sämtliche Hilfsangebote, die es in Sachen Familie gibt. Auch wenn die vergangenen Wochen den Veranstaltern viel Energie abgetrotzt habe, der Familientag sei auch ein schöner Erfolg für Lampertheim: „Es wurde alles gut, weil wir daran geglaubt hatten“, sagte Schmidt, der auch Sozialdezernent der Stadt ist.
Es gab auch berührende Momente
Zahlreiche Initiativen und Selbsthilfegruppen hatten ihre Stände, die oftmals auch Mitmach-Angebote für Kinder und Erwachsene boten, bereits in den frühen Morgenstunden aufgebaut. Gleichzeitig zeigten die Lampertheimer Chöre, wie gut ihre Darbietungen in den Ablauf des Festes passten.
Während zahlreiche Menschen zwischen Kaiserstraße und Stadtpark unterwegs waren, sorgten die Chöre auf drei Bühnen – am Europaplatz, am Schillerplatz und im Stadtpark – für berührende Momente. Ebenso trugen die Musikschule im Stadtpark und die Lampertheimer Walking Band auf den Straßen dazu bei, dass eine festliche Atmosphäre herrschte.
Lob für das Engagement
In Lampertheim brachten sich am Samstag die Schulen, Kindergärten, Verbände, Vereine, Beratungsstellen, Selbsthilfegruppe und Kirchen mit viel Schwung ein.
Veranstalter des alle zwei Jahre stattfindenden Familientags ist das Hessische Ministerium für Soziales und Integration sowie die Karl-Kübel-Stiftung für Kind und Familie in Kooperation mit der jeweils gastgebenden Kommune.
Die Veranstalter zogen ein positives Resümee nach der Zwangspause vor zwei Jahren aufgrund der Corona-Pandemie. Der Familientag in Lampertheim habe gezeigt, dass das Motto „Familie. Lebendig, Vielfältig, Modern“ in Hessen längst lebe, wie der Minister für Soziales und Integration, Kai Klose (Grüne) hervorhob. Den 120 beteiligten Organisationen und ihren engagierten Helfern, die zu dem rundum gelungenen Tag beigetragen hätten, dankte Klose. Menschen, die an Lebendigkeit und Wandlungsfähigkeit der „Ressource Familie“ interessiert habe man zusammengebracht.
Im Vorfeld lobte Erster Stadtrat Marius Schmidt, die Mitwirkenden hätten „unheimliches Engagement“ gezeigt, das vor allem vor dem Hintergrund der nach Corona stark schwindenden Mitgliederzahlen in Vereinen nicht hoch genug einzuschätzen sei. wol/sm
Wie bereits vom Deutschen Wetterdienst (DWD) prognostiziert, hatte sich der Himmel über der Stadt am frühen Nachmittag verdüstert, zudem fielen einige Regentropfen. Insgesamt wirkte sich das schwülwarme Wetter aber nicht negativ auf die Stimmung aus.
Aus Sicht vieler Initiativen hat sich die Teilnahme an dem Landesfest gelohnt. „Wir sind am frühen Morgen aus Marburg gekommen, um hier teilzunehmen“, sagte beispielsweise Daniela Diel, die gemeinsam mit Andre’ Butschak am Stand des Vereins „Väteraufbruch“ stand und am Samstag zahlreiche Gespräche führte.
Der bundesweite Verein setzt sich seit 1988 für eine gleichwertige Elternrolle von Mutter und Vater ein – auch nach einer Trennung. Dadurch soll vor allem der Entfremdung getrennt lebender Eltern entgegengewirkt werden, was sich wiederum positiv auf die Kinder auswirken dürfte. Am Tauchcontainer des Lampertheimer Ortsverbands der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) herrschte ebenfalls Andrang. So konnten die Besucher durch Fenster dabei zuschauen, wie sie Taucher in dem 32 000 Liter fassenden Container mit voller Ausrüstung bewegten.
Bei Talkrunden auf den drei Bühnen wurden inmitten der Unterhaltung aus Musik, Tanz und Show auch über gesellschaftliche Themen wie etwa Inklusion oder Kinderrechte diskutiert. Doch gab es auch Angebote, die mitten im Trubel die Möglichkeit zur Entspannung boten. So konnten Besucher etwa am Stand des Litauischen Gymnasiums Traumfänger aus Stroh basteln, eine Tradition für die sich in dem baltischen Land früher Eltern und Kinder zusammentaten und familiäre Gemeinschaft erlebten.
In Lampertheim konnte auch Andrea Twardella von der Mutter-Kind-Klinik in Bad Wildungen ihre Infos vermitteln. „Ich hatte sehr gute Gespräche“, sagte die Klinikleiterin, die schon am Freitagabend aus Nordhessen gekommen war. Kuren, die sowohl für Mütter als auch für Väter mit ihren Kindern angeboten werden, seien Kassenleistungen, die gerade aktuell gebraucht werden. „Wir sehen, dass viele Familien nach der Pandemie unter Erschöpfung leiden. Dagegen lässt sich etwas tun. Deshalb bin ich nach Lampertheim gekommen“, sagte sie.
„Der Tag ist ein Ausrufezeichen“
Die Kombination aus Hilfsangeboten und Engagement sowie Unterhaltung war für den 11. Hessischen Familientag in Lampertheim prägend. Wie der frühere Landrat im Kreis Bergstraße und jetzige Stiftungsratsvorsitzende der Karl-Kübel-Stiftung für Kind und Familie, Matthias Wilkes, sagte, ist das Landesfest mittlerweile zu einem einzigartigen Erfolgsmodell.
Es sei wichtig, Familien durch bedarfsgerechte Angebote und tragende Netzwerke in ihrem Umfeld zu stärken. Dies, zumal mittlerweile Millionen Kinder in Deutschland unter oder knapp an der Armutsgrenze leben müssten. Die Umschreibung, dass die Familie die Keimzelle der Gesellschaft sei, treffe zu. Daher sei es wichtig, ein Bewusstsein für die Bedürfnisse zu schaffen. „Aufmerksamkeit ist wichtig für die Belange der Familien. Deshalb ist dieser Tag auch ein Ausrufezeichen“, sagte Wilkes. /sm
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