Die Sommerpause ist eine Gelegenheit, einmal ein bisschen die Temperatur zu senken. Tatsächlich, am Meer oder am Pool. Und rhetorisch, indem man als Teil einer Koalition mit, sagen wir, angespanntem Binnenverhältnis sich an die vielen öffentlichen Gelöbnisse erinnert, weniger streiten zu wollen. Doch es haben erkennbar nicht alle Koalitionäre Interesse daran, diese Gelegenheit zu nutzen.
Aus der freien Zeit heraus meldet sich Finanzminister Christian Lindner zu Wort mit der Einschätzung, seine größte Sorge „hinsichtlich der Stabilität der Bundesregierung bis zur Bundestagswahl“ sei die SPD-Fraktion.
Angesprochen ist da Fraktionschef Rolf Mützenich. Der hatte vorher, ebenfalls ohne Rücksicht auf den Puls der Koalitionspartner, einfach mal hinter eine ganze Reihe von hart errungenen Einigungen ein Fragezeichen gemacht.
Das waren etwa die Bürgergeld-Änderungen, die geplante Raketen-Stationierung, und vor allem der Haushalt, den Lindner gemeinsam mit Olaf Scholz und Robert Habeck nur mit großer Anstrengung in Form geknetet hatte.
Die feine Art war das nicht. Aber ausgerechnet Lindner, dessen FDP-Leute in den vergangenen Jahren einen Sport daraus gemacht haben, wer getroffene Vereinbarungen mit SPD und Grünen am schnellsten untergraben kann, bewegt sich auf dünnem Eis, was Vorwürfe angeht. Und was Lindner als Ex-Fraktionschef wissen sollte: Über den Haushalt entscheidet der Bundestag. Egal, wie viele Nachtstunden sich der Finanzminister und seine Kollegen mit dem Entwurf vorher um die Ohren geschlagen haben.
Wenn das Parlament darüber nach der Sommerpause berät, wird es noch hitzig genug. Bis dahin deshalb besser: cool bleiben.
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