Brüssel/Beirut. Die EU ruft die Konfliktparteien in Syrien zu einem Ende der Kämpfe auf. „Wir verfolgen die Entwicklungen sehr aufmerksam und sind äußerst besorgt über die Sicherheit und das Wohlergehen der Zivilbevölkerung“, sagte ein Sprecher der neuen EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas in Brüssel. Man fordere alle bewaffneten Gruppen dringend auf, das humanitäre Völkerrecht unter allen Umständen zu respektieren. Er ergänzte, die EU rufe weiterhin zu einer Waffenruhe in ganz Syrien auf.
Für die EU sind die Entwicklungen in Syrien auch deswegen relevant, weil die erneute Eskalation des Bürgerkrieges einen Anstieg der Flüchtlingszahlen zur Folge haben könnte. Zuletzt hatte es in Brüssel eigentlich sogar die Hoffnung gegeben, dass in Zukunft wieder mehr Menschen in ihre Heimat zurückgeflogen werden könnten. Dafür warb eine Gruppe von EU-Staaten wie Italien und Österreich auch für engere Kontakte zur Regierung unter Staatschef Baschar al-Assad. Konkret schlug sie unter anderem die Ernennung eines Syrien-Beauftragten vor.
Unterdessen sind vom Iran unterstützte Milizen nach Angaben von Aktivisten vom Irak nach Ostsyrien eingereist, um die unter Druck geratene syrische Regierung beim Kampf gegen die Rebellen zu unterstützen. Etwa 200 Kämpfer hätten die irakisch-syrische Grenze seit Sonntag überquert, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London mit. Der Chef der Milizen-Bündnissens, Faleh al-Fajad, dementierte die Berichte.
Die sogenannten Volksmobilisierungseinheiten (PMU) operierten nicht außerhalb des Iraks, sagte er. Die PMU sind ein irakisches Bündnis aus mehrheitlich schiitischen Milizen, das 2014 zur Bekämpfung des IS gegründet wurde und heute eine bedeutende politische und militärische Kraft im Land darstellt.
Ein von der Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) geführtes Bündnis war es zuvor gelungen, syrische Regierungstruppen in kürzester Zeit aus Aleppo zu verdrängen und am Wochenende die Kontrolle über die Stadt zu übernehmen. Syriens Machthaber Baschar al-Assad hat eine Gegenoffensive angekündigt. Der Iran und Russland sind im syrischen Bürgerkrieg Unterstützer der Regierung und haben dazu beigetragen, dass Syriens Präsident Baschar al-Assad die Rebellen vor Jahren zurückdrängen konnte. Beide Verbündete sind aber derzeit in andere Konflikte eingebunden. Russland kämpft in der Ukraine, der Iran ist durch den Konflikt mit der Hisbollah im Libanon mit Israel militärisch geschwächt.
Im Zuge der neuen Gefechte den zwischen islamistischen Rebellen und Regierungstruppen sind Aktivisten zufolge mehr als 500 Menschen getötet worden. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die mit einem breiten Netz an Informanten stets gut informiert ist, waren unter den Todesopfern auch 92 Zivilisten. dpa
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