Medien

Neues SWR-Herzstück „auf der Funkhöhe“

Die Rundfunkanstalt eröffnet in wenigen Monaten ihr neues Medienzentrum in Baden-Baden. Rund 60 Millionen Euro kostet der Gebäudekomplex. Daran gibt es auch Kritik

Von 
Stefan Jehle
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Baden-Baden. Zwei Länder und drei Standorte. Auch nach der Fusion von Südwestfunk und Süddeutschem Rundfunk 1998 blieben dem neu gebildeten Südwestrundfunk (SWR) drei Hauptstandorte erhalten: Stuttgart, Mainz und Baden-Baden. Bis heute ist der Standort Baden-Baden – nach Arbeitsplätzen – nahezu gleich groß wie Stuttgart. In der Kurstadt wird nun zum Jahreswechsel ein neues Medienzentrum eröffnet. Bei dem Neubau soll auf Gelder aus dem allgemeinen Haushalt des Senders SWR verzichtet werden. Die Art der Refinanzierung weckt derweil Spekulationen.

In Baden-Baden mit seinen rund 55 000 Einwohnern ist der SWR der mit Abstand größte Arbeitgeber. Auf dem hügeligen SWR-Areal arbeiten derzeit etwa 1845 feste und freie Mitarbeiter – in Halbhöhenlage, oben „auf der Funkhöhe“, wie man diese vor Ort zuweilen nennt.

Der Standort Baden-Baden hat Tradition. Dass der Sender einst in der Stadt ansiedelte, ist vor allem den Franzosen zu verdanken – Baden-Baden war von Juli 1945 an das Hauptquartier der alliierten Besatzungsmacht. Zur Fläche, die seither im Besitz des Senders ist, gehört auch ein etwa 49 000 Quadratmeter großes Areal unweit der heutigen Sendergebäude. Die Fläche „Am Tannenhof“ ist angesichts der Grundstückspreise recht wertvoll. Der Verkauf soll einen Teil der Baukosten decken.

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2015 hatte der Sender zwei städtebauliche Wettbewerbe ausgelobt. Östlich der Hans-Bredow-Straße sollte auf einem Grundstück von etwa 8000 Quadratmetern ein neues Medienzentrum entstehen. Das im Besitz des Senders befindliche Areal „Am Tannenhof“ sollte veräußert und mit hochwertiger Wohnbebauung neu gestaltet werden. Der Bodenrichtwert in dieser Gegend liegt bei mindestens 420 Euro pro Quadratmeter, so könnten beim Verkauf mehr als 20 Millionen Euro an Erlösen erzielt werden.

Inzwischen ist der Neubau weit fortgeschritten. Die beiden Wettbewerbe hatten einst ohne Problem die Gremien des Stadtrats passiert. Doch nun ist auch die Kubatur des Gebäudes erkennbar. Der Baden-Badener Stadtrat und FDP-Fraktionsvorsitzende Rolf Pilarski nennt es ein Gebäude für gehobene Ansprüche. „Bürgerlich gesprochen wird das ein Palast“, sagt er.

Die Baukosten sind zwischenzeitlich deutlich gestiegen. 2015 rechnete man noch mit rund 50 Millionen Euro. Der SWR räumt nun in einer aktuellen Stellungnahme ein, dass die neueste Prognose sich auf 59,3 Millionen Euro belaufe, wie eine Sprecherin mitteilt. In der Hanglage mussten mit vielen Einzelsprengungen 42 000 Kubikmeter Gestein entfernt werden, wie der SWR-Projektleiter Marcus Menzel voriges Jahr mitteilte.

„Die bauen mit komfortablem Geld, die Erstellungskosten sind deutlich über dem Standard“, sagt Reinhard Domke, Freier Architekt in Bad Herrenalb. 14 000 Quadratmeter entstehen im Gebäudetrakt. Die von Domke errechneten Erstellungskosten je Quadratmeter Nutzfläche sind nach Einschätzung des Architekten recht hoch.

Die SWR-Gremien hatten 2015 festgelegt, dass die Finanzierung des Neubaus durch Verkaufserlöse, die Umwidmung von Sanierungsrückstellungen sowie geringere Betriebskosten für das neue Medienzentrum finanziert werden sollten. Mittel aus dem Haushalt oder aus Gebührengeldern sollen demnach nicht fließen. Das 2015 aufgestellte Finanzierungsmodell bleibe „auskömmlich“, so die SWR-Sprecherin.

Auch von den Aufsichtsgremien ist keine Kritik zu hören. Der SWR habe „immer sehr gut aufgeklärt und transparent die Kosten offengelegt“, sagt etwa Cindy Holmberg, SWR-Verwaltungsrätin und gewählte Landtagsabgeordnete der Grünen aus Metzingen (Wahlkreis Hechingen-Münsingen). Sie zeigt sich überzeugt, dass es mit den drei Säulen zur Refinanzierung klappe.

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