Wiesbaden. Der Unterschied ist enorm: An einer Stelle einer Autobahn im Rhein-Main-Gebiet kommen am Tag fast 150 000 Fahrzeuge durch. Auf einer Autobahn in Nordosthessen sind es im gleichen Zeitraum knapp über 800. Diese Ergebnisse kann man der aktuellen Straßenverkehrszählung entnehmen.
Eigentlich wäre 2020 als Zähljahr dran gewesen, aber aufgrund der Corona-Pandemie waren weniger als Menschen als sonst unterwegs, daher wurde die Zählung um ein Jahr verschoben. Gezählt wurde von April bis Oktober 2021. Nun liegen die Daten aufbereitet vor.
Rhein-Main-Gebiet an der Spitze
Die verkehrsreichsten Stellen im Land finden sich im Rhein-Main-Gebiet. Auf hessischen Bundesstraßen war der Verkehr am dichtesten auf der B 45 nördlich von Weiskirchen, einem Stadtteil von Rodgau im Kreis Offenbach. An der dortigen Zählstelle 59190312 wurden laut Hessen Mobil 75 900 Kraftfahrzeuge in 24 Stunden gezählt.
Auf hessischen Landstraßen war die Belastung auf der L 3005 zwischen Eschborn und Rödelheim am größten, die Stelle liegt am Frankfurter Nordwestkreuz. An der Zählstelle 5817053 wurden rund 31 800 Fahrzeuge in 24 Stunden gemessen.
Auf den Autobahnen liegt der am meisten belastete Abschnitt auf der A 3 zwischen dem Offenbacher Kreuz und Obertshausen. Laut Bundesanstalt für Straßenwesen (Bast) fuhren dort 2021 durchschnittlich 148 281 Kraftfahrzeuge am Tag durch. Der Schwerverkehrsanteil betrug knapp 16 Prozent.
Am wenigsten dicht war der Verkehr an den Landesgrenzen. Auf hessischen Bundesstraßen gab es den wenigsten Verkehr auf der B 278 bei Obernhausen, einem Stadtteil von Gersfeld im Kreis Fulda, Richtung bayerische Landesgrenze. An der Zählstelle 55250304 kamen laut Hessen Mobil gerade mal 900 Kraftfahrzeuge in 24 Stunden durch.
Auf den Landstraßen war der wenigste Verkehr auf der L 3241 an einer Stelle im Werra-Meißner-Kreis, die etwa im Dreieck zwischen Bad Sooden-Allendorf, Großalmerode und Waldkappel liegt. An der Zählstelle 47250563 wurden ganze 45 Fahrzeuge in 24 Stunden gezählt.
Auf den Autobahnen war es am ruhigsten auf der A 49 zwischen Neuental und Borken im Schwalm-Eder-Kreis. Dort kamen 2021 durchschnittlich gerade mal 819 Kraftfahrzeuge pro Tag vorbei. Der Schwerverkehrsanteil lag bei sieben Prozent.
Vergleiche mit der vorletzten Zählung sind nur bedingt möglich, wie ein Sprecher der Bundesanstalt für Straßenwesen (Bast) betont. Baumaßnahmen, Umleitungen, gesperrte Anschlussstellen oder weniger Verkehr in der Corona-Pandemie lassen keinen direkten Vergleich zu. Was Autobahnen angeht, hat der Verkehr auf der A 49 am Kreuz Kassel zwischen 2015 und 2021 laut Bast am meisten Verkehr dazubekommen. Die Steigerungsrate lag bei knapp 60 Prozent. Am meisten zurück ging der Verkehr zwischen 2015 und 2021 auf der A 49 zwischen Neuental und Borken, wo mehr als 80 Prozent weniger Autos unterwegs waren.
Bevölkerungsentwicklung wichtig
Die Zählungen liefern nach Einschätzung des hessischen Verkehrsministeriums „wichtige Daten für die Verkehrsplanung auf allen Ebenen“, wie ein Sprecher sagte. „Aber in diese Planungen fließen noch viele andere Faktoren ein, zum Beispiel mittelfristige Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung oder auch Planungen zur Siedlungs- und Gewerbeflächenentwicklung.“ Verkehrsprojekte würden in der Regel „nicht aufgrund jährlicher Veränderungen geplant, sondern aufgrund einer fundierten Abschätzung des zukünftigen Bedarfs“.
Auch wenn sich aus der alle fünf Jahre stattfinden Zählung kein unmittelbarer Handlungsbedarf ableitet, findet der ADAC eine solche regelmäßige, flächendeckende, differenzierte Zählung dennoch „wichtig und notwendig“, wie Verkehrsexperte Wolfgang Herda erklärte. Die jüngsten Zahlen bestätigten den langfristigen Trend: Der Verkehr nimmt zu, am deutlichsten ist der Zuwachs im Güterverkehr. Hessen ist wegen seiner zentralen Lage besonders stark belastet. „Wir gehen davon aus, dass auch so bleibt.“ Daher müsse weiter in den Erhalt der Infrastruktur investiert werden.
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