Frankfurt. Mit rund einer halben Millionen Menschen, die täglich durch ihn hindurch hasten, gehört der Frankfurter Hauptbahnhof zu den wichtigsten Verkehrsknotenpunkten bundesweit. Damit die Reisenden und Pendler das historische Gebäude möglichst reibungslos durchqueren können, muss eigentlich immer irgendwo gewerkelt, repariert oder umgebaut werden. Die größte der derzeitigen Baustellen befindet sich im ersten Untergeschoss, der B-Ebene.
Diese dunkle sowie stellenweise schmutzige und übelriechende Passage soll in neuem Glanz erstrahlen. Die Deutsche Bahn verspricht einen „einladenden, lichtdurchfluteten Bereich mit Einkaufsmöglichkeiten“. Der erste Bauabschnitt soll bis zur Fußball-EM im kommenden Jahr fertig sein, damit die Fans gut vom Zug zur S-Bahn oder Straßenbahn in Richtung Stadion gelangen können. Die Bahn listet zudem mehr als 20 weitere Projekte auf, die derzeit in dem Gebäude laufen.
Unabhängig von Bauarbeiten gibt es Menschen, die im Hintergrund sicherstellen, dass der Betrieb an dem im Jahr 1888 eröffneten Verkehrsknotenpunkt läuft – wie Florian Prehl, Leiter des Facility-Managements. Klemmt eine Tür, versagen Aufzüge und Rolltreppen ihren Dienst, dann sind er oder seine Mitarbeiter gefragt. Vandalismus ist auch ein häufiges Problem am Hauptbahnhof, dann müssen zerborstene Scheiben ersetzt und Graffitis entfernt werden.
Der 32-Jährige erinnert sich auch an einen Rohrbruch tief unten im vierten Untergeschoss des Gebäudes, einem dunklen und muffigen Ort, zu dem viele Treppenstufen führen, die kein Reisender jemals betritt. In den Räumen befindet sich eine riesige Lüftungsanlage, direkt darunter rollen die S-Bahnen. Der Rohrbruch führte dazu, dass es auf die Gleise tropfte, weshalb eine schnelle Reaktion erforderlich war. „Wenn alles läuft, dann hört man uns nicht und sieht man uns nicht, aber wenn es eine Störung gibt, müssen wir sofort los“, sagt Prehl.
Kunstvoll verzierte Decke
Andere Tiefebenen des zur Zeit seiner Eröffnung größten Bahnhofs Europas dienen heute etwa als Lagerraum. Hier wurden früher Wurststullen für Reisende geschmiert und Postsendungen transportiert. Bei Arbeiten im Südflügel wurde unter Spachtelmasse auch die kunstvoll blau-weiß-verzierte Decke des alten Herren-Waschraums wieder entdeckt und restauriert. Nun soll hier ein Besprechungsraum entstehen.
Ohnehin ist Prehl in seinem Job nicht nur von neuester Technik umgeben. Teils ist diese deutlich älter als er selbst. „Das ist dann anspruchsvoll, die verlässlich am Laufen zu halten“, berichtet er. Der stetige Wandel des 135 Jahre alten Hauptbahnhofs mache seine Arbeit interessant: „Ich wüsste kaum keinen Tag, an dem hier im Bahnhof nicht irgendwo etwas zu tun ist oder gebaut wird“, sagt Prehl.
Auch künftig wird es nicht langweilig, denn die Pläne für die nächsten Baumaßnahmen stehen schon. Zusammengefasst sind sie in einem „Masterplan Frankfurter Hauptbahnhof“. In der Halle hinter dem Haupteingang soll ein großer Teil des Bodens entfernt werden, so dass eine Galerie entsteht. Natursteinfassaden werden nach dem historischen Vorbild wiederhergestellt. Auch der Bahnhofsvorplatz soll neu gestaltet werden. Diese Arbeiten sollen Anfang der 2030er Jahre abgeschlossen sein.
Der Kopfbahnhof soll mit einem neuen Tiefbahnhof ergänzt werden, der über einen Fernbahntunnel angebunden werden soll. Bundesweit erwartet sich die Bahn davon einen flüssigeren Verkehr, denn der Knotenpunkt Frankfurt ist die Ursache zahlreicher Verspätungen, die sich weithin auswirken. Das Konzept wurde vor zwei Jahren veröffentlicht. Bis die ersten Züge unterirdisch zum Hauptbahnhof rollen, wird es aber noch dauern: Die bisherigen Pläne sehen den Baubeginn für die 2030er Jahre und die Inbetriebnahme für die 2040er Jahre vor. lhe
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