Pop:

Ti:Ye verzaubert mit Emotionen und Facettenreichtum in Mannheim

Die Sängerin Ti:Ye gibt ein Sommerkonzert im Mannheimer Theaterhaus G7. Die Darkpop-Künstlerin bringt nachdenklich stimmende Impulse unter das Publikum.

Von 
Tanja Capuana
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Ti:Ye beim Sommerkonzert im Theaterhaus G7 in Mannheim. © Tanja Capuana

Mannheim. Bereits bevor Ti:Ye überhaupt den ersten Ton gesungen hat, zieht sie das Publikum in ihren Bann mit ihrer geheimnisvollen Aura. Das liegt einerseits an ihrem raffiniert geschnittenen schwarzen Outfit samt originellen Kopfschmuck, das ihr eine göttinnengleiche Ausstrahlung verleiht. Andererseits ist es ihre unaufgeregte Bühnenpräsenz, die sich wohltuend, wie eine liebevolle Umarmung, ums Herz legt.

Ein Abend voller Emotionen

Bei ihrem Auftritt im Theaterhaus G7 im Rahmen der Reihe Sommerkonzerte hat die Sängerin am Samstag mit tiefsinnigen Texten und eingängigen Melodien einen Abend voller Emotionen kreiert. Dabei hat Klara Troung, wie sie mit bürgerlichem Namen heißt, ihren facettenreichen Musikstil präsentiert. Popakademie-Absolvent Gavin Gabriel, der Mitproduzent ihres aktuellen Albums „Is This War?“ ist, hat am Synthesizer den einzigartigen Sound von Ti:Ye komplettiert. Mit dem melancholischen, ruhigen Stück „The Storm“ eröffnet sie ihren Gig unter freiem Himmel.

Ti:Ye beherrscht auch virtuos die Gitarre und zeigt eine weitere, powervolle Facette ihrer wunderschönen Stimme. © Tanja Capuana

Gefühlvoll wird es bei ihrem Song „Like Water“, der sich als bittersüße Ballade entpuppt. Dabei begleitet sich Troung selbst am Keyboard. Im Mittelpunkt steht jedoch ihre wunderschöne, klare Stimme. Die Mezzo-Sopranistin verzaubert in tiefen Tonlagen, beherrscht jedoch auch die hohen Töne mit ihrer außergewöhnlichen Klangfarbe. Damit unterstreicht die in Mannheim aufgewachsene junge Frau die ernsten Themen ihrer Werke.

Nachdenklich stimmende Impulse

Eindrucksvoll singt Ti:Ye über die transgenerationale Vergangenheit wie Traumata sowie kulturelle Konflikte. „Im aktuellen Album geht es auch um die Perspektive von Kriegsüberlebenden“, sagt die Singer/Songwriterin. „Meine Eltern sind in den Achtzigern aus Vietnam gekommen und es müssen schlimme Dinge passiert sein.“ Im Song „Us Against the War“ gibt sie gedankliche Impulse, die Geschehnisse gemeinsam statt allein und isoliert zu verarbeiten. „Wir sind doch ,Wir gemeinsam gegen den Krieg‘ und nicht ,Wir gegeneinander‘ oder?“, fügt sie nachdenklich hinzu.

Ti:Ye im Theaterhaus G7, links davon Gavin Gabriel am Synthesizer. © Tanja Capuana

Musikalisch setzt die Darkpop-Künstlerin ihren einzigartigen Stil mit fast schon sanften Pianoklängen um, würzt diese mit wohldosierten Trip-Hop-Beats, die mal stärker in Kraft treten um dann aber wieder eher eine Nebenrolle einnehmen. Bei dem soulig anmutenden Stück „Leaves“ klingt Ti:Yes Stimme engelhaft, während sie bei der Akustik-Nummer „Faith“ einen kompletten Stimmungswechsel antritt. „In dem Lied geht es um Weltschmerz“, kündigt sie an.

Eindringliche Songs und Tagebucheinträge

Die Künstlerin greift zur Gitarre, was dem Lied ein rockiges Klanggewand verleiht. Virtuos beherrscht sie auch das Saiten-Instrument und zeigt eine weitere, powervolle Facette ihrer wunderschönen Stimme. „Ich fasse meine Songs wie Eindrücke und Tagebucheinträge auf“, sagt sie, bevor sie leicht sentimentale „Happy“ zum Besten gibt. „Man schwebt in einer Stimmung und schreibt es nieder, und dann ist es auch gut, wenn man das Buch wieder zuschlägt.“ „Damage“ etwa ist eine kraftvolle Popballade, die sie mit viel Pathos präsentiert.

Gegen Ende ihres Konzerts wird es bei Troung auch tanzbar. Mit satten elektronischen Songs bringt die sympathische Sängerin pure Lebensfreude unters Publikum. Fetzige Klänge und Technofeeling machen etwa das lebhafte „Let Go“ aus, das für einen würdigen Abschluss sorgt – und viel Beifall erntet.

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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