Prävention

Zwingenberger Sicherheitsberater warnt vor Trickbetrug

Von 
red
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Bernd Timmermann (l.), ehrenamtlicher Sicherheitsberater für Seniorinnen und Senioren in Zwingenberg und Rodau, unterstützte in Zusammenarbeit mit Kriminalhauptkommissar Martin Runzheimer (r.) die hessenweite Trickbetrug-Präventionskampagne 2022 der Polizei. Die beiden Herren händigten Informationsmaterial an die Apothekerin Doris Volk-Martienssen aus, die die Broschüren wiederum an die Zielgruppe weiterreicht. © Privat

Zwingenberg. Bernd Timmermann ist sozusagen „Polizist im Unruhestand“ - der mittlerweile in Pension befindliche Polizeibeamte engagiert sich seit geraumer Zeit als ehrenamtlicher Sicherheitsberater für Senioren in Zwingenberg und Rodau. In dieser Rolle hat Timmermann, den man in Zwingenberg vor allem durch sein langjähriges Engagement beim Verein zur Erhaltung der Traditionskerb kennt, jetzt gemeinsam mit Kriminalhauptkommissar und Schutzmann vor Ort Martin Runzheimer (Polizeistation Bensheim) die hessenweite Präventionskampagne der Polizei zur Vermeidung von Trickbetrug unterstützt.

In Kooperation mit seinem noch im aktiven Dienst befindlichen Kollegen hat Timmermann im Rahmen von zwei ersten Vor-Ort-Aktionen an Bettis Pflegedienst und die Apotheke Herms Informationsmaterial ausgehändigt, um ältere Menschen über die Maschen der Trickbetrüger aufzuklären. „Weitere Übergabe-Aktionen an Zwingenberger Institutionen werden zur gegebenen Zeit folgen, damit das wichtige Präventionsanliegen im Gedächtnis bleibt“, schreibt Bernd Timmermann in einer Pressemitteilung, in der es weiter heißt:

Wie kann da passieren?

„Aufmerksamer Bankmitarbeiter verhindert Schlimmeres – Telefonbetrüger fordern 93 000 Euro!“ Es sind Horrormeldungen wie diese, die die Zeitungsleser im ersten Moment zunächst einmal mit Fassungslosigkeit erschauern, doch im zweiten Moment auch wieder aufatmen lassen. „Puh, gerade noch einmal gut gegangen!“, ist sicherlich ein Gedanke, der aber einhergeht mit der Frage: Wie kann so etwas immer noch passieren kann?

Man liest und hört doch tagtäglich von den vielen Trickbetrügern, die sich mit ihren ebenso perfiden wie variantenreichen Maschen und psychologischem Geschick gegenüber den Seniorinnen und Senioren am Telefon vertrauensvoll als Enkel, Polizist, Rechtsanwalt, oder auch an der Haustür als überzeugender Handwerker, durstige Schwangere, eiliger Post-, bzw. Paketbote, Gaswerker im Einsatz oder sonst was ausgeben. Unter dem Vorspielen falscher Tatsachen wird massiver emotionaler und zeitlicher Druck aufgebaut.

Das Fatale hierbei ist, dass die in der Regel hochbetagten Bürger am Telefon oder an der Haustüre so dermaßen überzeugt werden können, dass diese ebenso spontan wie bereitwillig ihre finanzielle Unterstützung oder sonstige Hilfe gutgläubig anbieten. Dass die Schäden in einigen Fällen gleich mehrere zehntausend Euro und höher sein können, das zeigt, wie „lukrativ“ diese Kriminalitätsphänomene sind.

Im Jahr 2020 erbeuteten Enkeltrickbetrüger und falsche Polizisten allein im Bereich des Polizeipräsidiums Südhessen geschätzte 4,5 Millionen Euro. Die in den vergangenen zwei Jahren angezeigten Betrugsfälle in diesen Deliktsbereichen sind, so die Pressestelle im Polizeipräsidium Südhessen – im Vergleich zu den Vorjahren – damit signifikant gestiegen. Es wird davon ausgegangen, dass die Dunkelziffer (also die nicht angezeigten Fälle) zudem sehr hoch ist, weil die betagten Opfer meist aus tiefer Scham sich als solche nicht zu erkennen geben.

Erschwerend hinzu kommt, dass für diese täglich variierende Deliktsform keine sehr hohen Aufklärungsquoten bestehen beziehungsweise Festnahmen und Verurteilungen einhergehen, was Kriminelle nicht davon abhält, munter in ihrem schäbigen Wirken gegenüber der älteren Generation weiter zu machen.

Diesem Treiben einen präventiven Riegel vorschieben, also eine betrügerische Versuchs- wie Tathandlung zum Nachteil von Senioren zu erschweren, das soll mit der hessenweiten Präventionskampagne 2022 einmal mehr – proaktiv – erreicht werden. Hierbei wird nun auf das Umfeld der älteren Mitmenschen eingegangen, also mit den sozialen Einrichtungen, den Hilfsorganisationen, den Apotheken und Arztpraxen kooperiert. Diese werden nun direkt angesprochen, um sie mit entsprechendem Infomaterial für ihre lebensältere Zielgruppe auszustatten. Mit wenigen Worten und leicht verständlich macht zum Beispiel der Flyer „Ihre Polizei warnt vor falschen Verwandten und Amtsträgern am Telefon“ auf die Gefahr aufmerksam und zeigt auf, wie sich jeder vor Betrugsmaschen schützen kann.

Wie der BA bereits Anfang Januar berichtete, findet die großangelegte Präventionsoffensive eine sehr breite Unterstützung seitens der Hilfsorganisationen. Soziale Einrichtungen und Pflegedienste an der Bergstraße sensibilisieren jetzt gezielt Senioren während des täglichen Umgangs - so wie jetzt auch in Zwingenberg. red

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