Finanzen

Zwingenberger Brain AG verkauft Kosmetiktochter nach Korea

Von 
Michael Roth
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Die Zwingenberger Brain Biotech AG (Bild) trennt sich von ihrer Tochtergesellschaft L.A. Schmitt. © Brain

Zwingenberg. Das Biotechnologieunternehmen Brain trennt sich von seiner Tochtergesellschaft L.A. Schmitt aus Ludwigsstadt in Franken. Käufer ist die südkoreanische Unternehmensgruppe URI. Schmitt wurde im Jahr 1925 als Produzent und Lohnhersteller von Kosmetik- und Wellnessprodukten für Handelsunternehmen gegründet und gehörte seit 2009 zu Brain. Über die finanziellen Details wurde Stillschweigen vereinbart. An der Börse sank der Brian-Aktienkurs nach Bekanntgabe des Schmitt-Verkaufs um rund drei Prozent. Das Papier hat in letzten zwölf Monaten fast die Hälfte seines Werts verloren.

Ausweislich des Jahresabschlusses im Bundesanzeiger über das Geschäftsjahr 2020 beschäftigte Schmitt 21 Mitarbeiter. Der Umsatz lag zuletzt bei rund 2,5 Millionen Euro. Aus der Übersicht geht hervor, dass Schmitt bei einer Bilanzsumme von 2,4 Millionen Euro über liquide Mittel von 1,1 Millionen Euro verfügt, der Jahresüberschuss wird mit 186 000 Euro und für das Jahr zuvor mit 400 000 Euro ausgewiesen, die Eigenkapitalquote betrug 78 Prozent. Aus den Daten dürfte sich, zusammen mit branchenüblichen Kennzahlen (Multiples), ein Kaufpreis von etwa drei Millionen Euro ergeben, die Brain einstreichen kann.

Michael Schneiders wird neuer Finanzvorstand bei Brain



Michael Schneiders (Foto) wird ab dem 1. Oktober neuer Finanzvorstand des Biotechnologieunternehmens Brain. Der bisherige Amtsinhaber Lukas Linnig wird künftig zusammen mit Michael Krohn die Aktivitäten von Akribion Genomics (Genom-Editierungsplattform von Brain, Veränderung von DNA einschließlich Erbgut) leiten. Schneiders war bisher Leiter der Abteilung Investor Relations. Er ist im Mai 2020 nach mehr als zwanzigjähriger Tätigkeit im Investmentbanking zu Brain gekommen und war auf Bankenseite bereits am Börsengang von Brain beteiligt.

Potenzial ausschöpfen

Gemeinsam mit Linnig wird Krohn, derzeit Forschungs- und Entwicklungsleiter bei Brain, für die Akribion-Genomics-Aktivitäten verantwortlich sein. Die Genome-Editing-Aktivitäten von Brain werden unter dem Markennamen zusammengeführt, um das Potenzial dieser Technologie vollständig auszuschöpfen, heißt es in einer Mitteilung. Es ist weiterhin Absicht von Brain, nächstes Jahr eine eigene juristische Einheit für Akribion Genomics zu gründen, um darüber eigenes signifikantes Wachstumskapital einzuwerben.

Adriaan Moelker, Vorstandsvorsitzender von Brain sagte laut der Mitteilung: „Lukas Linnig und Michael Krohn haben unsere Genome-Editing-Aktivitäten in den letzten Jahren maßgeblich vorangebracht, ermöglicht durch die großen wissenschaftlichen Fortschritte unseres Forschungs- und Entwicklungsteams. Es ist nur folgerichtig, dass sie nun auch die Führung übernehmen, um Akribion Genomics auf dem Weg hin zu den gesteckten Zielen voranzubringen.

Michael Krohn wird seine Führungsrolle antreten, sobald seine Nachfolge die Leitung der Forschung und Entwicklung bei Brain übernommen hat.“ mir/Bild: Brain

Kim Dong-Myung, Chef von La Cultura Verde, ein Unternehmen der URI-Gruppe, sagte laut einer Pressemitteilung: „Der Aufbau unseres Geschäftsfelds im Bereich der Ästhetik begann mit der Vision, die Hautalterung zu verzögern, die Jugend zu erhalten und eine glücklich machende sowie gesunde Hautpflege der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“ Nachdem man nun schon seit 30 Jahren diese Vision verwirkliche, übernehme URI heute den Kosmetikhersteller Schmitt, mit 97-jähriger eigener Tradition. Mit der Übernahme von Schmitt und Produkten „Made in Germany“ wolle man nun die eigene Vision auf dem Weltmarkt verwirklichen. „Wir werden die Wettbewerbsfähigkeit von Schmitt sichern, indem wir gezielt auf qualitativ hochwertige Produkte mit erschwinglichen Preisen setzen, marktübliche Gewinne anstreben und damit den Mitarbeitern eine langfristige Job-Perspektive bieten“, sagte Dong-Myung weiter.

Lukas Linnig, Finanzvorstand von Brain erklärte in der gleichen Mitteilung: „Wir überprüfen ständig unser Beteiligungsportfolio, um festzustellen, ob Brain weiterhin der optimale Eigentümer ist. Mit unserem stärkeren Fokus auf fortschrittliche technologiegetriebene Innovationen hat die Kosmetik-Formulierung für uns eine niedrigere Priorität. Darüber hinaus verschafft der Verkauf Brain zusätzliche Liquiditätsreserven, um die ehrgeizigen Wachstumsziele in den Bereichen Industrie und Wissenschaft zu finanzieren.“

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Ivo Petschke, Geschäftsführer von L.A. Schmitt, ergänzte: „Ich schätze es auch sehr, dass wir gemeinsam einen neuen Eigentümer finden konnten, der es uns ermöglichen wird, unsere zukünftige Geschäftsentwicklung weiter zu beschleunigen. Unter der neuen Eigentümerschaft haben wir die Möglichkeit, den Umsatz deutlich auszuweiten und unsere Produktionsinfrastruktur zunehmend zu modernisieren. Wir alle bei L.A. Schmitt freuen uns darauf, dieses neue Kapitel in unserer Unternehmensentwicklung zu unterstützen.“ Im Corona-Jahr 2019 liefen die Geschäfte durch Seifenabfüllung außergewöhnlich gut, was auch den hohen Gewinn erklärt. Der war in den anschließenden Jahren wieder niedriger.

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