Kommunalpolitik

Zwingenberg will Landschaftspflegeverband Bergstraße beitreten

In der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses stimmten allen Fraktionen der Vorlage des Magistrats zu, den Beitritt zu dem Verband zu beantragen.

Von 
Michael Ränker
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In der Weinlage „Alte Burg“ liegt das Weinberghaus, dessen Errichtung durch den Landschaftspflegeverein „Alte Burg“ unterstützt wurde. Der Verein ist bereits Mitglied des Landschaftspflegeverbands Bergstraße. Die Stadt Zwingenberg will dem Verband nun ebenfalls beitreten. © Stadt Zwingenberg

Zwingenberg. Als es in Vorbereitung des Haushaltsplans für das Jahr 2022 in der Zwingenberger Stadtverordnetenversammlung darum ging, ein Budget in Höhe von 2000 Euro einzustellen, um bei der Gründung eines Landschaftspflegeverbands im Kreis Bergstraße vom Start weg als Mitglied dabei zu sein, lehnte eine aus CDU und FDP bestehende Mehrheit – sehr zur Ernüchterung von GUD und SPD – diesen Beitritt ab: Das Geld wurde nicht im Etat eingeplant, sondern der Beschluss gefasst, über die Mitgliedschaft „zu einem späteren Zeitpunkt“ zu entscheiden.

Der Zeitpunkt für den Beitritt ist gekommen

Jetzt, drei Jahre danach, ist dieser „spätere Zeitpunkt“ gekommen. In der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses (HFA) wurde am Mittwochabend von allen Fraktionen eine Vorlage des Magistrats unter der Leitung von Bürgermeister Sebastian Clever gebilligt, „den Beitritt zum Landschaftspflegeverband Bergstraße e.V. zu beantragen“. Das letzte Wort hat zwar die Stadtverordnetenversammlung, die in ihrer Sitzung am 25. September (Donnerstag, 19 Uhr, Diefenbachsaal des „Bunten Löwen“) darüber berät und entscheidet, aber das dürfte angesichts der einmütigen Billigung der Vorlage aus dem Rathaus im HFA nur noch eine Formsache sein.

Bei dem im Februar 2022 gegründeten Landschaftspflegeverband Bergstraße handelt es sich um einen gemeinnützigen Verein „ohne behördliche Befugnisse“, der es sich – so heißt es in der Selbstdarstellung auf der Webseite – zur Aufgabe gemacht hat, die „vielfältigen Naturpotenziale“ der Region zu pflegen und für künftige Generationen zu erhalten. Mitglieder sind zurzeit 18 der 22 Kommunen des Landkreises, sechs landwirtschaftliche Betriebe, 18 Vereine und Verbände – darunter der Zwingenberger Landschaftspflegeverein „Alte Burg“ e.V. - sowie acht Privatpersonen als fördernde Mitglieder.

Erhalt der Landschaften, der Biodiversität und der Artenvielfalt

Unter der Überschrift „Gemeinsam für unsere Natur und Landschaft“ setzen die Mitglieder „naturschutzfachliche Planungen und Maßnahmen zum Erhalt der Landschaften, der Biodiversität und der Artenvielfalt um“. Weiter heißt es: „Wir regen neue Projekte an und geben Impulse für eine nachhaltige Regionalentwicklung sowie umweltverträgliche Landnutzung. Wir helfen, ein flächendeckendes Netz natürlicher und naturnaher Lebensräume zu schaffen, die Kulturlandschaft zu erhalten oder wieder herzustellen. Dabei verschaffen wir der lokalen Landwirtschaft ein verlässliches Zusatzeinkommen, wenn sie uns bei der Umsetzung der Maßnahmen unterstützen. Wir vermitteln zwischen den unterschiedlichen Partnern und unterstützen bei Fördermöglichkeiten.“

In Zwingenberg habe man sich, so heißt es in der aktuellen Vorlage aus dem Rathaus, gegen einen Beitritt zum Landschaftspflegeverband Bergstraße entschieden, um dessen Entwicklung zunächst „eine gewisse Zeit zu beobachten“. Drei Jahre nachdem der Verband, der im Rathaus der Gemeinde Lautertal eine Geschäftsstelle mit drei Mitarbeitenden unterhält, seine Arbeit aufgenommen hat, fällt die Bewertung im ältesten Bergstraßenstädtchen nun positiv aus:

Zusammenarbeit bringt Vorteile

„Inzwischen liegen die Erfahrungen aus mehreren Jahren Verbandsarbeit vor. Diese zeigen, dass sich der Verband als wirkungsvolle Plattform für Natur- und Landschaftspflege etabliert hat. Die Rückmeldungen aus den Mitgliedskommunen verdeutlichen, dass die Zusammenarbeit zahlreiche Vorteile mit sich bringt. Besonders hervorgehoben werden die fachliche Beratung, die Begleitung bei der Beantragung und Umsetzung von Fördermaßnahmen sowie die praktische Unterstützung bei Projekten in den Bereichen Biodiversität, Landschaftspflege und Umweltbildung.“

Weiter heißt es: „Der Verband übernimmt ein breites Aufgabenspektrum. Dazu gehören Maßnahmen zum Erhalt und zur Entwicklung von artenreichem Grünland, die Pflege von Streuobstbeständen, die Sicherung und Aufwertung von Lebensräumen für gefährdete Arten wie Amphibien, Vögel oder Fledermäuse sowie die Bekämpfung invasiver Pflanzenarten. Darüber hinaus unterstützt der Verband bei der naturnahen Gestaltung kommunaler Flächen, etwa durch Blühflächen, Heckenpflege oder den Einsatz regionaler Wiesensamen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Umweltbildung: Kindergärten, Schulen und Vereine werden mit Materialien und praxisnahen Projekten eingebunden, um Kindern und Jugendlichen Natur- und Artenschutz erlebbar zu machen. Ebenso werden für Erwachsene Vorträge, Exkursionen und Schnittkurse angeboten.“

Verband berät und unterstützt die Kommunen

Neben den praktischen Maßnahmen spiele die beratende Funktion eine zentrale Rolle. Der Verband diene als Schnittstelle zwischen Kommunen, Behörden, Fachverbänden und Fördermittelgebern. Er unterstütze bei der Beantragung von Zuschüssen, koordiniere Projekte über Gemeindegrenzen hinweg und trägt so dazu bei, dass auch kleinere Kommunen Zugang zu umfangreichen Fördermitteln erhalten: „Zahlreiche Projekte konnten dadurch in den Mitgliedskommunen umgesetzt werden, die ohne die Unterstützung des Verbands nicht realisierbar gewesen wären.“

Vor diesem Hintergrund erscheint es dem Zwingenberger Magistrat nun „folgerichtig und sinnvoll, dass die Stadt dem Landschaftspflegeverband beitritt“. Abschließend heißt es: „Mit einem jährlichen Mitgliedsbeitrag von rund 1800 Euro ist der finanzielle Aufwand überschaubar, während der Nutzen durch fachliche Unterstützung, Fördermittelakquise und konkrete Projekte vor Ort deutlich überwiegt.“

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