Freundeskreis Brisighella

Zerstörte Straßen und Wasserleitungen

Hochwasserkatastrophe in der Region der Partnerstadt war beherrschendes Thema bei der jüngsten Jahreshauptversammlung

Von 
Jeanette Spielmann
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Zwingenberg. Die jüngste Jahreshauptversammlung des Freundeskreises Zwingenberg – Brisighella stand ganz im Zeichen der aktuellen Hochwasserkatastrophe in der Emilia-Romagna, die auch die italienische Partnerstadt von Zwingenberg nicht verschont hatte.

Menschen seien zwar nicht zu Schaden gekommen, so Vorsitzende Petra Miraglia, aber insgesamt 250 Einwohner von Brisighella mussten evakuiert werden. Anders als in Faenza, das durch den über die Ufer getretenen Lamone überflutet worden sei, habe es in dem höher gelegenen Brisighella vor allem die landwirtschaftlichen Flächen getroffen und die Ernten vermutlich größtenteils zerstört.

Die größte Gefahr in der Partnerstadt ging aber von dem aufgeweichten, vorwiegend aus Gips bestehenden Untergrund aus, der zu Erdrutschen führte und weiter führen kann. Dass aufgrund der Ereignisse das im nahe gelegenen Imola geplante Formel-1-Rennen abgesagt wurde, dürfte für die Bewohner wohl das geringste Problem gewesen sein.

Denn einige der 19 Ortsteile und Weiler von Brisighella – sie liegen zwischen zweieinhalb und 19 Kilometer entfernt, seien von der Außenwelt abgeschnitten, da das Straßennetz beschädigt sei. Die einzig intakte Straße, so die Kenntnisse von Petra Miraglia, sei die Straße nach Faenza. Wie die Vorsitzende weiter ausführte, habe es eine Weile gedauert, bis sie Kontakt zu den italienischen Freunden aufnehmen konnte, da auch das Stromnetz beschädigt war.

Spendenfonds eingerichtet

Neben den zerstörten Wasserleitungen, die ein großes Problem sind, dürfte aber der Wiederaufbau der Straßen mit eine der größten Herausforderungen sein. Denn es handele sich ausschließlich um Gemeindestraßen, bei denen es auch nicht um die Beseitigung oberflächlicher Schäden ging, da der Untergrund weggebrochen sei.

Ganz aktuell hat die Stadt Zwingenberg zusammen mit dem Freundeskreis bereits einen Spendenfonds aufgelegt und zu Spenden aufgerufen (wir haben berichtet), aber der Freundeskreis wird noch ein weiteres Spendenkonto einrichten, das insbesondere das etwa drei Kilometer von Brisighella entfernte Kloster Fognano betrifft. Dort hatten die Zwingenberger Gäste schon übernachtet und bei ihrem jüngsten Besuch Ende April auf Einladung der italienischen Freunde dort zu Mittag gegessen.

Dort erfuhren sie von hohen finanziellen Aufwendungen, die benötigt werden, um das Kloster nach drei Jahren Pause wieder als Herberge herzurichten. Durch die aktuellen Ereignisse hat sich die Lage vor Ort aber verändert, da im Kloster Menschen, die obdachlos geworden sind, sowie Helfer aus der Region aufgenommen wurden.

Auch die Schüler des Bensheimer Goethe-Gymnasiums, die für Juli eine Fahrt nach Brisighella geplant haben, wollen sich mit Aktivitäten um Spenden für das Kloster bemühen. Allerdings sei zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar, ob die Reise überhaupt möglich sein wird. Das gelte im Übrigen auch für den geplanten Gegenbesuch aus der Partnerstadt in der zweiten August-Hälfte.

Insofern hatte die Zwingenberger Reisegruppe noch Glück, dass sie die Partnerstadt und die reizvolle Umgebung der Emilia-Romagna im April noch in ihrer ganzen Schönheit genießen konnte. Mit einer Videopräsentation können sich die Teilnehmer der Reise beim Nachtreffen am 16. Juni in der „Post“ in Rodau alles noch einmal in Erinnerung rufen.

In ihrem Bericht vom vergangenen Jahr schaute die Vorsitzende insbesondere auf die zweite Jahreshälfte zurück, in der nach den Corona-Beschränkungen wieder einige Aktivitäten aufgenommen werden konnten. Besonders erwähnenswert war dabei die mit dem SV Eintracht in den Herbstferien initiierte Fahrt der Zwingenberger Fußballjugend nach Brisighella.

Die dort ausgetragenen Fußballbegegnungen mit verschiedenen Mannschaften aus der Region hatten nicht nur großen Spaß bereitet, sondern führten auch zu einer Einladung seitens der Zwingenberger Eintracht. Sie will anlässlich ihres 75-jährigen Vereinsjubiläums vom 26. bis 30. Juni eine 30-köpfige Gruppe von Nachwuchsfußballern willkommen heißen. Sie werden in der Heppenheimer Jugendherberge untergebracht.

Ein besonderer Nebeneffekt dieser ganzen Aktion: Mit Eintracht-Jugendleiter Holger Jungbluth hat der Freundeskreis ein weiteres von insgesamt acht neuen Mitgliedern in seinen Reihen aufnehmen können. Aktuell unterstützen 63 Personen die Aktivitäten des deutsch-italienischen Partnerschaftsvereins.

Dazu gehörten im vergangenen Jahr auch das Aufräumen und Ausmisten der Vereinsgarage und die Anschaffung eines Pavillons für den Abendmarkt, der in diesem Jahr wieder im Rathaushof stattfindet. Der Verein nutzt diese beliebte Veranstaltung für den Verkauf von Produkten aus Brisighella und der Emilia-Romagna. Mit dem Erlös kann der Verein den früher auf dem Weihnachtsmarkt erzielten Gewinn ausgleichen.

Außerdem konnte damit das im gemeinnützigen Bereich des Vereins erzielte Minus nicht nur kompensiert, sondern insgesamt ein kleiner Überschuss erwirtschaftet werden, so dass sich auch Kassenwartin Gertrud Tessmann in ihrem Bericht mit dem Ergebnis durchaus zufrieden zeigte. Ebenfalls zufrieden und ohne jegliche Beanstandungen waren die Kassenprüfer – die einstimmige Entlastung des Vorstandes war reine Formsache.

Die ursprünglich im Rahmen der Jahreshauptversammlung im Foyer der Melibokushalle vorgesehene Ehrung von Brigitte Krause und Holger Habich für ihre jeweils 20-jährige Mitgliedschaft im Verein war nicht möglich, da beide zu Ehrenden verhindert waren. Die vorbereiteten Geschenkboxen und Urkunden werden bei nächster Gelegenheit überreicht.

Freie Autorin

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