Rodauer Kerb

Weinprinzessin Katja Simon verteilt selbst gebastelte Krönchen

Am Sonntag schlängelte sich ein farbenfroher und lauter Umzug durch die Straßen. Die Kinderfeuerwehr warb für die „Baumpflanz-Challenge 2.0“ und verteilte Setzlinge an die Zuschauer.

Von 
Niklas Wagner
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Die Deutsche Weinprinzessin Katja Simon aus Zwingenberg verteilte beim Rodauer Kerweumzug selbst gebastelte Krönchen. © Thomas Zelinger

Zwingenberg. Wenn sich an einem Sonntagnachmittag der Platz vor dem Rodauer Dorfgemeinschaftshaus und der Freiwilligen Feuerwehr füllt, dann bedeutet das nur eins: Es ist Kerb. Und die wird im Zwingenberger Stadtteil immer mit ganz besonders viel Leidenschaft und Hingabe gefeiert. Das Highlight des Wochenendes ist der traditionelle Kerweumzug, bei dem sich die Dorfgemeinschaft Jahr für Jahr als verschworener Haufen präsentiert.

Die Sonne scheint zwischen den Wolken hindurch, als sich der Zug am Sonntag in Bewegung setzt. Traditionell wird er von der Freiwilligen Feuerwehr angeführt, die seit Oktober über ein neues Gerätehaus verfügt. Die Bauzeit erstreckte sich über zwei Jahre. Im neuen Jahr soll dann auch das Fahrzeug ersetzt werden.

Direkt im Anschluss folgte die Fußgruppe der Kinderfeuerwehr unter der Leitung von Matthias Schneider, die auf eine besondere Aktion aufmerksam machte. Auf dem kleinen Wagen befand sich ein kleiner Tannenbaum umgeben von Gießkannen und Schaufeln. An der Seite des Wagens prangte die Aufschrift „Baumpflanz-Challenge 2.0“. Dahinter steckt eine Nachhaltigkeitsoffensive. Der Nachwuchs verteilte kleine Setzlinge mitsamt Anleitung an die Anwohner und Zuschauer am Wegesrand. Ihnen obliegt es, selbst einen kleinen Baum zu pflanzen, anderenfalls kann dieser wieder an die Feuerwehr übergeben werden, die dann die Pflanzung übernimmt.

Bekanntlich fanden sich vor zwei Jahren keine Erwachsenen, die in die Rolle der Traditionsfiguren für die Kerb schlüpften. Seinerzeit hatte man aus der Not eine Jugend gemacht und mit den Geschwistern Wilhelm, Johannes und Henriette Volk ein Trio im Alter von fünf bis sieben Jahren zu den jüngsten Traditionsfiguren in der Kerwegeschichte ernannt. Ein Appell für den Erhalt des Brauchtums in der Zukunft lieferten Maximilian und Lenni aus Hähnlein, die auf ihrem Rasenmähtraktor Werbung für den Kerwevadder im Jahre 2035 machten und dabei beide eine blendende Figur abgaben.

Bei sonnigem, aber kaltem Wetter schlängelte sich am Sonntag der Kerweumzug durch Rodau. © Thomas Zelinger

Die Jugend war auch bei den anderen Wagen und Gruppen omnipräsent. So zum Beispiel beim Verein Sonnenkinder, die mit mehreren Eseln durch die Straßen zogen und dabei Äpfel und Karotten an die Passanten verteilten. Bei den Sonnenkindern handelt es sich um eine Initiative für Menschen mit und ohne Behinderung jeden Alters. Damit setzt der Verein ein starkes Zeichen für Inklusion und lädt dazu wöchentlich immer sonntags zum offenen Hofcafé am Begegnungshof in Rodau ein - so auch nach dem Umzug.

Der Kindergarten Rodau wirkte ebenfalls mit und das erstmals unter der neuen Leitung von Bernd Brockenauer. Der örtliche Sportclub verfügt über viele junge Nachwuchskicker, die ihr fußballerisches Können unter Beweis stellten. Doch der SC Rodau ist weit mehr als nur Fußball. Seit Mitte Oktober bietet er sogar Yoga an. Immer mittwochs von 17.30 bis 18.45 Uhr finden im Dorfgemeinschaftshaus die Übungsstunden unter der Leitung von Petra Tengel statt. Passenderweise hieß es auf einem der Wägen: „Der SCR ist der Hit, hält sogar mit Yoga fit.“

Die Zumba-Abteilung unter der Führung von Stefanie Gellert sorgte in bunten Outfits für gute Unterhaltung, während die Gymnastikabteilung in Bienenkostümen auf sich aufmerksam machte.

Natürlich war auch wieder der Verschönerungsverein (VVR), dessen erster Vorsitzender und stellvertretender Ortsvorsteher Peter Götz wieder für eine gelungene Organisation des Umzugs sorgte, mit mehreren Wagen vertreten. Im ersten grüßten Kerwevadder Michael Borger mit seinem Mundschenk Kerstin Münster und der diesjährigen Kerwekönigin Bärbel Pfeifer das Fußvolk, selbstverständlich mit einem Glas Wein in der Hand. Der Motivwagen des VVR nahm die immer umfangreichen Auflagen für Umzüge humorvoll aufs Korn: „Die Regeln könne mer net verstehn, drum sagen wir: Auf Wiedersehen.“ Auch der zweite Motivwagen rückte die Jugend in den Mittelpunkt und zwar die Rodauer Kerwejugend, „mit Liebe zur Rorrer Kerb“.

Aus Zwingenberg war der Geschichtsverein in seinem Planwagen angereist und machte Werbung für seine Fahrten hinauf zum Melibokus. Rathauschef Sebastian Clever, Landtagsabgeordnete Birgit Heitland und Patrizia Germann, neue Parteivorsitzende der Zwingenberger CDU, sorgten für den politischen Touch. Katja Simon, seit kurzem 77. Deutsche Weinprinzessin und Botschafterin der Bergstraße, verteilte gebastelte Krönchen an die jüngeren Zuschauer.

Selbstredend war auch der Verein zur Erhaltung der Zwingenberger Traditionskerb zugegen. Er fand in seinem Anliegen, die Tradition der Kerb aufrecht zu erhalten, Unterstützung aus der örtlichen Nachbarschaft. So waren die Kerwevereine aus Hähnlein und Auerbach vertreten und versorgten die durstigen Gäste mit einem kleinen Kaltgetränk. Laut wurde es von den Wagen des Heppenheimer Verkehrs- und Heimatvereins sowie der Kerwebosch aus Balkhausen. Zu den Partyhits „Johnny Däpp“ und „One (Always hardcore)“ dröhnte es so sehr aus den Musikboxen, das für einen kurzen Moment die Worte von Markus Meyer, der den Umzug kommentierte, nicht mehr zu verstehen waren. Die etwas sanftere musikalische Unterhaltung übernahm der Musikzug Starkenburg, der mit einer kleinen Choreografie nicht nur aus muskalischer Sicht den wohl wichtigsten Sonntagnachmittag im Zwingenberger Stadtteil zu einer runden Sache machte.

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