Altstadt

Ein wundervoller Weihnachtsmarkt in Zwingenberg

Der 45. Zwingenberger Weihnachtsmarkt wusste am Wochenende zu überzeugen und ging teilweise sogar in die Verlängerung.

Von 
Gerlinde Scharf
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Der Zwingenberger Weihnachtsmarkt war am Wochenende eine beliebte und stimmungsvolle Anlaufstelle. © Thomas Neu

Zwingenberg. Heute ist schon wieder alles vorbei. Bis zum zweiten Adventwochenende 2024. Budenzauber und der Duft von Glühwein sind verflogen, Lichterketten eingepackt, Tassen und Suppenschüsseln gespült, recycelbare Trinkbecher ordnungsgemäß entsorgt.

Heute sind die Männer vom Bauhof gefragt: An die vierzig Holzhüttchen rund um den festlich geschmückten Marktbrunnen werden abgebaut und bis zum nächsten Fest verstaut. Der 45. Zwingenberger Weihnachtsmarkt ist Geschichte und Dutzende von Ausstellern – zu neunzig Prozent Vereine und ihre Mitglieder – können die Füße ein bisschen hochlegen und sich zu Hause aufwärmen beziehungsweise ausruhen.

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Begonnen hat einer der schönsten und stimmungsvollsten Weihnachtsmärkte an der Bergstraße am Freitag mit dem traditionellen Glockengeläut der kleinen Bergkirche – und tatsächlich mit einer erstmaligen, einstündigen Verlängerung am Eröffnungstag bis in die späten Abendstunden. „Der Besuch war einfach phänomenal. Die Buden wurden erst eine Stunde nach dem offiziellen Ende geschlossen. Alle haben sich hier wohlgefühlt“, verrieten einige Aussteller am Tag darauf. Und alle waren natürlich hochzufrieden ob des Andrangs und der großen Nachfrage.

Dampfend heiße Warmmacher

Schließlich waren es vor allem Zwingenberger Vereine, die den Besuchern an drei Tagen Süßes und Saures auftischten, dampfend heiße Warmmacher-Getränke (ohne, mit ein wenig oder ganz viel alkoholischen Muntermachern) einschenkten, um so ihre Vereinskasse aufzubessern, die Jugendarbeit zu forcieren oder dringend notwendige Neuanschaffungen ins Visier zu nehmen.

Dazu gesellten sich der städtische Kindergarten, die Melibokusschule samt Förderverein und einige (sehr wenige) private Hobbykünstlerinnen. Dass auch der Nikolaus den Weg in die Altstadt nicht scheute und natürlich nicht mit leeren Händen gekommen war, ließt Kinderaugen leuchten.

Musikalische Darbietungen und Tanzeinlagen gehörten zum Programm

Zum Zwingenberger Weihnachtsmarkt gehört sei jeher ein Rahmenprogramm, das die Vorfreude auf das kommende Fest steigert und zum Mitmachen, Mitsingen oder einfach zum stillen Genießen animiert. Schülerinnen und Schüler der Melibokusschule, die Feuerwehrkapelle und die Projektchöre des Gesangvereins Sängerkranz 1832 und der Christen an der Bergstraße unterhielten die Besucher an drei Tage im Wechsel mit weihnachtlichen Liedern und Musik, das Ballett des Karnevalvereins Narrhalla hingegen überraschte mit einer feinen Tanzpräsentation.

Die Feuerwehrkapelle sorgte mit ihrem Auftritt für eine musikalisch passende Einstimmung auf die Festtage. © Thomas Neu

Eine ökumenische Andacht der katholischen und evangelischen Kirchengemeinde auf der Marktplatz-Bühne und unter Mitwirkung des katholischen Kirchenchors fand ebenfalls große Aufmerksamkeit. Bürgermeister Holger Habich hatte zuvor alle Gäste, insbesondere Familien und Kinder, auf dem historischen Marktplatz willkommen geheißen und sich bei allen Mitwirkenden bedankt.

Zweiter Tag stand im Zeichen des Regens

Nach einem Auftakt nach Maß und mit Rekordbesuch folgte am zweiten Tag des Weihnachtsmarktes ein kräftiger Dämpfer. Ab dem frühen Abend regnete es nicht nur Bindfäden, es schüttete wie aus Kübeln. Dass sich trotzdem nicht wenige Menschen, die Lust auf Gesellschaft, aber eben keinen Bock auf die übliche Samstagabend-Fernsehunterhaltung verspürten, mit Kapuzenjacke und Schirm auf den Weg machten, um mit Freunden oder Nachbarn unter den schützenden Pavillon-Dächern, im Zelt oder in der Skihütte des SC Rodau einen würzigen Glühwein oder schmackhaften Punsch zu genießen, machte das Wetterdesaster ein bisschen weniger dramatisch. Zur Versöhnung trug schließlich der Finaltag am Sonntag bei.

Dass sich der Trend zu immer mehr Kulinarischem und weg von Ständen mit handgefertigten Bastelarbeiten und dekorativen Objekten noch einmal verstärkt hat, war unübersehbar. Verständlich zwar aus Sicht der Vereine, die zum einen ihre Mitglieder mobilisieren und einteilen, zum anderen an ihre Einnahmen denken müssen. Schade aber ist es allemal, da es doch ein wenig an Sinn und Ambiente eines solchen Marktes knabbert. Nur ganz vereinzelt wurden hübsche, dekorative aber auch praktische Dinge für den Gabentisch von Ausstellerinnen angeboten.

„Eine Art von Sucht“

Da war eine Dame aus Oggersheim bei Ludwigshafen, die ihre Premiere auf dem Zwingenberger Weihnachtsmarkt feierte und die Hoffnung hatte, dass ihre mit viel Liebe gemachten Handarbeiten einen neuen Besitzer finden. Oder Nina Gerhard-Lehmann, die das ganze Jahr unermüdlich Stirnbänder und Mützen in allen möglichen Farben, Größen und Mustern häkelt und mit Bommeln aus unechtem Pelz aufpeppt und mit Perlen verziert. „Es ist eine Art von Sucht“, verriet sie lachend.

Und da waren der VfL mit wärmenden Stricksocken und Schmuckkerzen, der Förderverein der Melibokusschule mit selbstgebackenen Plätzchen und Eltern der städtischen Kita mit Weihnachtsbäumen aus Holz, die den großen Vorteil haben, dass sie nicht nadeln und mehrere Winter schadlos überstehen.

Eine besonders kreative Bastelkünstlerin aus Sonderbach stellte ihre „Lichter in Flaschen“ vor, die sie mit Engel- und Tiermotiven verziert hatte. Schön war auch die Idee des Gewerbekreises, an Kinder kleine Rucksäcke mit süßem Inhalt zu verteilen. Selbstgebackene Plätzchen gab es im Übrigen an mehreren Buden.

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eh/red
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Geradezu überwältigend und fast nicht zu toppen waren hingegen die Kreationen und Variationen, die den Magen füllten und den Durst löschten. Los ging es mit Karotten-Kartoffel-Kürbis-Suppe, mit Punsch und Langos, der „weit und breit besten Feuerzangenbowle“ aus Bordaux-Wein und mit Zesten von apulischen Zitronen, Olivenöl, Weine und Salami vom schwarzen Schwein aus der Partnerstadt Brishigella, Whisky aus Tetbury, heißem Apfelwein, Schaumküssen, Wildschweinbratwurst, Burger, „Mafiosi“, gebratenen Champignons mit Knoblauch, Eierpunsch vom Kleintierzuchtverein, Bergsträßer Kracher, Schweinebraten mit Krautsalat, Winzerglühwein vom Rebenhof, Stockbrot beim CVJM und vieles andere mehr. Die Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollzähligkeit.

Im nächsten Jahr soll übrigens nach Wunsch von Bürgermeister Habich Punsch und Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt nur noch in einheitlichen Tassen ausgeschenkt und Becher und sonstiges Sammelsurium der Vergangenheit angehören.

Eine gewisse Skepsis, wie sinnvoll und machbar eine solche Umstellung ist, war bei dem einen oder anderen Budenbeschicker nicht zu überhören.

Freie Autorin Seit vielen Jahren "im Geschäft", zunächst als Redakteurin beim "Darmstädter Echo", dann als freie Mitarbeiterin beim Bergsträßer Anzeiger und Südhessen Morgen. Spezialgebiet: Gerichtsreportagen; ansonsten alles was in einer Lokalredaktion anfällt: Vereine, kulturelle Veranstaltungen, Porträts. Mich interessieren Menschen und wie sie "ticken", woher sie kommen, was sie erreiche haben - oder auch nicht-, wohin sie wollen, ihre Vorlieben, Erfolge, Misserfolge, Wünschte etc.

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