Zwingenberg. Bernd Timmermanns Ziel ist es, möglichst viele ältere Menschen vor Kriminellen zu schützen. Er ist Polizist im Ruhestand und ehrenamtlicher Sicherheitsbeauftragter für die Senioren in Zwingenberg und Rodau. Er will für kriminelle Tricks und Maschen sensibilisieren. So auch im Rahmen einer Einladung zu einem Vortrag durch den Seniorenclub Freude im Alter. Bei dem monatlichen Treffen des Vereins im Foyer der Melibokushalle gab Timmermann nun wichtige Tipps, die berücksichtigt werden sollten, um nicht Geschädigter betrügerischer Absichten zu werden.
So reagiere nicht jeder rational auf einen Anruf, bei dem sich Kriminelle zum Beispiel als Polizeibeamte ausgeben und die Dreistigkeit besitzen, Bargeld und Schmuck der Opfer direkt an deren Haustür abzuholen, um die Wertgegenstände angeblich vor Dieben in Sicherheit zu bringen. In der Regel sind die späteren Opfer im Moment des Anrufs so verunsichert, dass sie auf Maschen wie diese hereinfallen und damit am Ende viel Geld verlieren. „Ich werde jedenfalls nicht bei Ihnen anrufen und sagen, ich brauche Geld“, scherzte Bernd Timmermann zwischendurch. In der Realität hat es sogar schon Anrufe gegeben, bei denen sich Kriminelle als Polizisten von Interpol vorgestellt hätten.
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In den Jahren 2020 und 2021 seien rund 45 Millionen Euro als Schaden im Rahmen von Betrugsmaschen ergaunert worden, berichtete der Referent. Dabei werde auch vom Ausland aus agiert.
Timmermann wies darauf hin, dass sich Banken und Versicherungen nie per Telefon, sondern immer per Brief melden, wenn es um sensible Daten oder konkrete Geschäfte geht. Eine zusätzliche Sicherheitsstufe sind lokale Bank-Berater, die ein Auge auf die Konten der Kunden haben und diese warnen, wenn es zu Unregelmäßigkeiten kommt.
Darüber hinaus machte er auf die Möglichkeit aufmerksam, auf dem Smartphone Rufnummern blockieren zu können, um sich vor Telefonbetrügereien zu schützen. Er warnte vor Rückrufen bei Rufnummern, die mit den Zahlen 008 beginnen. Hier könne es durchaus vorkommen, dass der Anrufende 15 Euro pro Minute zahlt. „Hände weg von E-Mails, die man nicht kennt und die einen entsprechenden Anhang haben“, riet Timmermann zudem davon ab, E-Mail-Nachrichten von unbekannten Absendern zu öffnen.
Sicherheitsberatung ist kostenlos
„Es geht um Information und Beratung“, so der Referent, der in der Region bekannt und gut vernetzt ist. Durch seinen jahrzehntelangen Dienst bei der hessischen Polizei hat Timmermann entsprechend viel Erfahrung mit Betrugsdelikten und weiß um die Problematik rund um Betrugsmaschen. In seinem Vortrag ging er ebenso auf den sogenannten Enkeltrick ein und informierte über Betrugsfälle durch falsche Polizeibeamte. Die Corona-Pandemie sorgte ebenfalls für neue, kriminelle Energie. Dinge, die in Vergangenheit keine Rolle spielten, trieben im Rahmen der Pandemie teils ungeahnte Blüten. Als Sicherheitsberater ist ihm sehr daran gelegen, Senioren und Seniorinnen sowie deren unmittelbares Umfeld aufzuklären, damit sie möglichst nicht zu Opfern von kriminellen Machenschaften werden. Seine Beratung ist kostenfrei und neutral.
Zu seinem „neuen Job“ kam Bernd Timmermann nach seiner Pensionierung. Er suchte im Ruhestand nach einer sinnvollen, ehrenamtlichen Aufgabe. Weil er selbst zur Altersgruppe derer gehört, die er berät, kann er mit seinen „Klienten“ auf Augenhöhe und ohne Distanz kommunizieren. „SfS“ – Sicherheitsberater für Senioren – lautet das Kürzel, das er als Ehrenamtler führt. Diese Bezeichnung wurde 2016 hessenweit eingeführt.
Die Sicherheitsberater für Senioren werden speziell geschult, um bestimmte Verhaltensempfehlungen des Landeskriminalamts verständlich und zielgerichtet vermitteln zu können. Auf diesem Feld profitiert Timmermann gleichfalls von seinem reichen polizeidienstlichen Erfahrungsschatz. Als SfS wird er angefragt und nicht selbst aktiv. Das ist Teil des Beratungskonzepts.
Bernd Timmermann ist sich sicher, der Bedarf nach Informationen und Beratung ist auf jeden Fall vorhanden. Er selbst sieht sich dabei nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu den ehrenamtlichen Angeboten und Institutionen außerhalb der Polizei. In Zwingenberg war die Nachfrage entsprechend groß. Das zeigt, wie wichtig solche Angebote sind.
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