Zwingenberg. Die ersten zwei Entscheidungen sind getroffen. Das Schulparlament der Zwingenberger Melibokusschule hat ein eigenes Wappen – und auch eine eigene Bezeichnung: Schülerparlament, so heißt das Gremium, das jetzt zum ersten Mal tagte und gleich zweimal abstimmen musste, nämlich über ein Hoheitszeichen sowie einen Namen.
Die Idee zur Etablierung dieser Form der Schülervertretung hatte Sozialpädagogin Corinna Fritz, die als Ubus-Kraft an der örtlichen Grundschule arbeitet. Ubus steht für „Unterrichtsbegleitende Unterstützung durch sozialpädagogische Fachkräfte“. Frau Fritz will mit ihrer Initiative „demokratische Fähigkeiten und das Gemeinschaftsgefühl fördern, indem wir es den Schülerinnen und Schülern ermöglichen, Ideen einzubringen, Probleme zu lösen und Verantwortung zu übernehmen“. Überdies könne das Schülerparlament auch die Schulleitung mit wertvollem Feedback versorgen.
Klassensprecher der zweiten bis vierten Klassen bilden das Parlament
Das Schülerparlament der Zwingenberger Grundschule besteht aus den Klassensprecherinnen und Klassensprechern der zweiten bis vierten Klassen und ihren Stellvertretungen. Die ersten Klassen nehmen nicht an den Sitzungen teil, die zunächst einmal im Monat stattfinden werden. Besprochen werden sollen schulweite Themen wie beispielsweise die Schulhofgestaltung, Schulfeste oder allgemeine Regeln.
An der Auftaktsitzung, die auch von Ubus-Kraft Michael Antoni begleitet wurde, nahm die stellvertretende Schulleiterin Carolin Gärtner teil, die den 22 Mädchen und Jungen aus den elf Klassen der Jahrgangsstufen 2, 3 und 4 ein großes Lob für ihr Engagement zollte. Es sei schon eine „wunderbare Sache“ von den Kindern gewesen, zur Klassensprecherwahl anzutreten - „da gehört Mut dazu“ -, aber sich nun auch noch im Schülerparlament zu engagieren, „das ist beachtlich“. Zudem die Entscheidungen, die in dem Gremium getroffen werden, ja immer auch noch den Erwachsenen vorgetragen werden müssen.
Entscheidungen über Wappen und Bezeichnung des Gremiums
Initiatorin Corinna Fritz hatte die Kinder zuvor im Schülerparlament als einem Ort begrüßt, „an dem ihr gehört werdet und sowohl Anregungen als auch Sorgen benennen könnt“. Dabei erinnerte sie die Mädchen und Jungen daran, dass „ihr die Stimmen eurer Klassen seid“. Und mit dem Wissen, welche (Mehrheits-)Entscheidungen in den jeweiligen Klassen über die Wappen- und die Namens-Frage getroffen wurden, erprobten die Klassensprecherinnen und Klassensprecher sowie ihre Stellvertretungen gleich in der Premieren-Sitzung, wie Abstimmungen in der großen Parlamentsrunde funktionieren.
Zuerst ging es um das Festlegen des Wappens: Die Schülerinnen und Schüler der zweiten bis vierten Klassen hatten in ihren Lerngruppen jeweils bereits eine Vorentscheidung getroffen, so dass nun in der Mitte des zum Parlament umfunktionierten Klassenraums eine Auswahl von Wappen-Vorschlägen lag. Nun durften die „Abgeordneten“ entscheiden: Sie verfügten jeweils über eine Stimme in Form eines Glassteins, den sie am Hoheitszeichen ihrer Wahl ablegen mussten. Mit 15 von 22 Stimmen vereinte der Vorschlag der Klasse 4a die meisten Stimmen auf sich. Er zeigt als Wappentier einen weißen Vogel auf blauem Grund sowie – jeweils links und rechts darunter angeordnet – die Bergkirche auf gelbem Grund und ein Buch mit „ABC“ als Titel auf rotem Grund.
Dann folgte mit dem gleichen Abstimmungsprozedere die Entscheidung über die Bezeichnung für das Schulparlament. Wieder gab es Vorschläge aus den Reihen der Schülerschaft, darunter Begriffe wie „Kids-Parlament“, „Meli-Schulparlament“ oder „Melibokusparlament“. Am Ende machte mit 13 von 22 Stimmen der Begriff „Schülerparlament“ das Rennen.
„Wünschewand“ wird an den Bürgermeister übergeben
„Und wie war das erste Schülerparlament für euch?“, wollte Corinna Fritz am Ende der 30-minütigen Sitzung von den „Abgeordneten“ wissen – offenkundig war die Premiere ein Erfolg: 22 Daumen zeigten nach oben. Beim nächsten Treffen wird es dann um die Aufgaben und Rollen gehen. So ein Schülerparlament braucht beispielsweise einen „Zeitwächter“, der darauf achtet, dass die Debatten nicht ausufern. Ein Symbol, das zum Reden berechtigt, das gibt es bereits: Bürgermeister Sebastian Clever hat dem Gremium eine „Cittaslow“-Schnecke als Plüschtier geschenkt, sie wird künftig zum Einsatz kommen: Wer die „Redeschnecke“ in Händen hält, der darf sprechen.
Und einen ersten „offiziellen“ Termin gibt es auch schon: In dieser Woche kommt es zu einem Zusammentreffen des Schülerparlaments mit dem Zwingenberger Rathauschef. Die Kinder übergeben dem Bürgermeister die große Wünschewand, auf der die Mädchen und Jungen beim diesjährigen Weltkindertag-Fest ihre Vorschläge für ein neues Spielgerät auf einem der Zwingenberger Spielplätze notiert haben.
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