Holger Habich gibt sich siegesgewiss: „Das schaffen wir!“ Allerdings klingt der Optimismus des Zwingenberger Rathauschefs sehr bemüht, denn eigentlich weiß er: Diesen Wettbewerb kann er nicht für sich entscheiden, denn ungleicher könnten die Kräfte nicht verteilt sein. Seit Montag tritt die Stadtverwaltung gegen die Melibokusschule im Rahmen der Aktionstage „Zu Fuß zur Schule“ an - die Grundschule unter Leitung von Rektorin Ulla Heß hat das Rathaus herausgefordert und das Aktionsmotto für den Wettpartner aus diesem Anlass etwas abgeändert: „Zu Fuß zum Arbeitsplatz“, so lautet im ältesten Bergstraßenstädtchen für den zweiwöchigen Aktionszeitraum die Devise.
Ungleiche Kräfteverteilung
Doch zurück zur Kräfteverteilung: Die Schule bietet rund 300 Teilnehmer auf, die Stadtverwaltung keine 40. Eigentlich arbeiten bei der Stadt noch viel mehr Menschen, aber Habich wollte ein fairer Wettpartner sein: Die Teams der kommunalen Kitas zum Beispiel wurden außen vor gelassen, weil dort viele Erzieherinnen arbeiten, die von außerhalb kommen und aufs Auto angewiesen sind - sie können nicht „zu Fuß zum Arbeitsplatz“ kommen. So beschränkt sich die Mannschaft der Kommune tatsächlich auf Mitarbeiter des Rathauses, die allerdings um die Ehrenbeamten des Magistrats - also die Stadträte mit Erster Stadträtin Karin Rettig an der Spitze - verstärkt wurden.
Ziel der alljährlich zum Schulanfang terminierten Aktionstage „Zur Fuß zur Schule“, die vom Deutschen Kinderhilfswerk in Kooperation mit dem Verkehrsclub Deutschland und dem Verband Bildung und Erziehung veranstaltet werden, ist das Sammeln von „Füßen“: Jeder Teilnehmer darf für jeden Hin- und Rückweg zur Schule - oder im Falle der Rathausmitarbeiter zum Arbeitsplatz - einen „Fuß“ in sein Teilnehmerheft malen. Nach zwei Wochen wird Bilanz gezogen: Wer die meisten „Füße“ nachweisen kann, der hat gewonnen.
„Du, Bürgermeister...“
Rathauschef Holger Habich, der auch abseits der Aktionstage häufig zu Fuß in Zwingenberg unterwegs ist und nahezu jeden Morgen zu einem Zeitpunkt ins Rathaus läuft ist, zu dem auch die Grundschüler in die Melibokusschule gehen, hat sich einen witzigen Wetteinsatz ausgedacht: Weil die Kinder unterwegs immer viele Fragen an ihn haben, die meisten mit „Du, Bürgermeister…?“ beginnen, wird er sich bei vier jeweils einstündigen Fragerunden „löchern lassen“. Falls die Stadt unterliegt - was höchstwahrscheinlich so kommen wird - wird Habich in jeder der vier Jahrgangsstufen zu Gast sein und bringt überdies für jedes Kind einen Pausensnack mit.
Verliert - wider Erwarten - doch die Schule, dann werden die Kinder im Rathaushof als großer Chor auftreten und dem Wettpartner ein Ständchen singen. „Das werden wir nicht erleben“, blieb Sibille Selinger, die im Rathaus das Parlamentarische Büro betreut, beim Pressegespräch in dieser Woche realistisch: „Die Kinder werden uns schlagen!“ Schulleiterin Ulla Heß spendete schon einmal vorsorglich Trost und stellte schmunzelnd in Aussicht: „Vielleicht singen wir ja trotzdem!“
Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/zwingenberg_artikel,-zwingenberg-schule-und-stadt-zwingenberg-im-wettstreit-wer-ist-haeufiger-zu-fuss-unterwegs-_arid,1998234.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/zwingenberg.html