Zwingenberg. Ein alter Gewölbekeller in Zwingenberg, die Lichter sind aus, es ist etwa 20.15 Uhr. Zwar ist erst Samstag, doch aus den Boxen ertönt bereits die unverkennbare Tatort-Titelmusik von Klaus Doldinger, und die Leiche, Pianistin Steffi, hängt über dem Klavier. Einen echten Krimi müssen die Zuschauer im Theater Mobile allerdings nicht über sich ergehen lassen. Vielmehr parodiert das Comedy-Quartett „Schöne Mannheims“ in diesen gut zwei Stunden Klassiker der Film- und Musikgeschichte.
Comedy-Quartett beeindruckt mit Dialekt und Alltagshumor
Und wer könnte das besser als die vier Power-Frauen aus der Kurpfalz? Seit 14 Jahren stehen Stefanie Titus, Anna Krämer, Smaida Platais und Susanne Back gemeinsam auf der Bühne und haben in dieser Zeit tausende Kilometer auf deutschen Autobahnen zurückgelegt. Das sind umgerechnet exakt „783 geplatzte BH-Träger“. Es sind vor allem Geschichten aus dem Alltag, die die vier Künstlerinnen erzählen – und sie tun das mit einer kurpfälzischen Gelassenheit, dass es fast egal sein mag, worüber die „Schönen“ eigentlich reden. Denn allein der Dialekt reicht, um das Publikum auf Touren zu bringen. Selbst ein stolzer Hesse dürfte neidisch werden, wenn er den „Mannemerischen Gesang“ hört.
Alte Hits im neuen, pfälzischen Gewand
Apropos Gesang: Davon gibt es in der Zwingenberger Kulturstätte genug. Denn das Comedy-Quartett versteht es, alte Schinken aus den Siebzigern und Achtzigern mit dem Pfälzer Dialekt wieder aufzuwärmen. Zur Melodie von „Footloose“ singen die vier „Es wird knapp, ich bin ganz neben der Kapp“, und „Bloß nicht im Stau stehen, ich muss gut aussehen“.
Optisch sind die Entertainerinnen wie gewohnt eine Augenweide, farblich in knalligen Farben gekleidet, und zugleich aufeinander abgestimmt. Dabei würde der Blick auf die Garderobe den vier Ausnahmekünstlerinnen nicht gerecht werden. Es sind vielmehr die Stimmen, vor allem die von Anna Krämer, die hervorstechen. Die Songwriterin geht Ende des Jahres mit einem eigenen Programm auf Tour – und der Abend am Samstag zeigte einmal mehr, dass Krämer auch ohne ihre drei kongenialen Kolleginnen das Publikum unterhalten kann. Mit ihrer tiefen, groovigen Stimme, die gar ein wenig an Amy Winehouse erinnert, könnte sie wohl selbst aus jedem Ballermann-Schlager einen Soul-Hit zaubern.
Den vielleicht stärksten Auftritt hat Krämer, als sie „Bohemian Rhapsody“ von Queen interpretiert. Aus der Zeile „Mama, life had just begun“ wird dann ein langgezogenes „Mannem“, „quadratisch, praktisch, gut“. Doch am besten harmonieren die vier Kurpfälzerinnen immer noch zusammen. So gibt es klassische Dialoge zwischen Bekannten zu hören, die sich das erste Mal nach vielen Jahren wieder sehen: „Du hast dich ja gar nicht verändert“, sagt die eine, wohlgemerkt gut gemeint. „Ich hab 26 Kilo abgenommen“, entgegnet dann die andere. Oder es gibt Weisheiten aus dem Leben: „Früher habe ich mehr abgebissen, als ich verdauen konnte.“
Dem Publikum gefällt‘s, je länger der Abend dauert, desto länger wird der Applaus. Dass es im Theater Mobile mal wieder proppenvoll ist, trägt wohl auch dazu bei, dass die vier Frauen zu Höchstform auflaufen. So wie vor zwei Jahren, als sie das letzte Mal in der Zwingenberger Kulturstätte gastierten. Für die Zuschauer gibt es daher wieder kostenlose, nicht ganz ernst gemeinte Fakten obendrauf. Die Abkürzung GBM steht nicht etwa für „Gewerkschaft der Berufsmusiker“, sondern für „Griminal-Bolizei Mannem“.
Volles Haus und Begeisterung bis zum Schluss
Womit die vier wieder beim Tatort wären. Schließlich muss noch der Mord an der Pianistin Steffi aufgeklärt werden. Und das dauert, obwohl sich die Leiche, die über dem Klavier hängt, regelmäßig zu Wort meldet („Ich hab Rücken“). Doch die nicht besonders gelenkige Spurensicherung ist vor allem damit beschäftigt, unter dem Absperrband zum Tatort durchzukriechen. Den Zuschauern kann das egal sein. Denn spätestens nach dem Abend ist allen klar: Ein Konzert mit den Schönen Mannheims ist sicher kein Ort mit Mord und Totschlag. Vielmehr ist es eine Reise zu den Orten, wo das Leben blüht.
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