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Einblicke in die Sanierung des alten Güterschuppens

Das denkmalgeschützte Gebäude wird im Auftrag der Stadt für 640 000 Euro in enger Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde nachhaltig restauriert.

Von 
Michael Ränker
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Spätestens bis zum Jahreswechsel soll die denkmalgeschützte Immobilie bezugsfertig sein. © Thomas Neu

Zwingenberg. „Entdecken Sie sonst nicht zugängliche Orte, lassen Sie sich von historischen Handwerkstechniken begeistern oder blicken Sie Experten bei Restaurierungsmaßnahmen exklusiv über die Schulter“, lädt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz alljährlich am ersten September-Wochenende dazu ein, im Rahmen des „Tages des offenen Denkmals“ „geheimnisvolle Burgen, verwinkelte Fachwerkhäuser oder prunkvolle Kirchenanlagen“ zu erkunden.

Dass es nicht immer eine wehrhafte Festungsanlage oder ein imposantes Sakralgebäude sein muss, um ein interessiertes Publikum anzulocken, diesen Beweis trat die Stadt Zwingenberg am Samstag mit ihrer Einladung an, „hinter die Kulissen“ des historischen Güterschuppens – ein eher profaner Zweckbau – zu schauen: Die Gastgeber Waldemar Seldenreich und Thomas Gibietz erledigten gerade noch letzte Handgriffe, da standen bereits die ersten Neugierigen auf der Baustelle.

Architekt und Lehmbauer liefern Informationen aus erster Hand

Architekt Seldenreich, der die voraussichtlich noch bis Ende Oktober andauernde Restaurierung des denkmalgeschützten Bauwerks auf dem Park & Ride-Gelände der Stadt Zwingenberg geplant hat, und Lehmbauer Gibietz, der für die Montage der Lehmbauplatten im Gebäudeinneren verantwortlich zeichnet, gaben ebenso kompetent wie bereitwillig Auskunft. Einen Schwerpunkt bildete dabei die Ausstellung „Nachhaltiges Bauen mit historischen Baustoffen“, die aktuelle Trends und Lösungen in diesem Bereich präsentierte.

Für den Innenausbau des Bauwerks werden unter anderem Lehmbauplatten verwendet. © Thomas Neu

Und so bot die Öffnung der Baustelle am Samstag die Gelegenheit, aus erster Hand zu erfahren und zu sehen, wofür die öffentliche Hand immerhin 640 000 Euro ausgibt: Der im Jahr 1858 auf einem Sandsteinsockel in Holzskelettbauweise errichtete Güterschuppen der Main-Neckar-Bahn gehört seit 2015 der Stadt Zwingenberg, die ihn von der Deutschen Bahn AG mitsamt dem Grundstück erworben hat, auf dem sich heute das Park & Ride-Gelände befindet. Nachdem verschiedene Vorüberlegungen für eine Nutzung angestellt worden waren – unter anderem war an die Nutzung als Fahrradparkhaus gedacht worden –, hat die Stadtverordnetenversammlung im Jahr 2022 schließlich dem Projektvorschlag des Magistrats und damit einer Reaktivierung des Güterschuppens im Rahmen des Landesprogramms „Zukunft Innenstadt“ zugestimmt.

Im Mai ging es los mit dem ersten Bauabschnitt

Der Plan: Die wegen ihrer technik- und ortsgeschichtlichen Bedeutung unter Denkmalschutz stehende Immobilie soll behutsam saniert und mittels einer „Haus-im-Haus-Lösung“ zu einem flexiblen, urbanen Büro-und Veranstaltungsraum umgebaut und anschließend vermietet werden. Und genau dieser Plan wird zurzeit in die Tat umgesetzt und mit 85 Prozent aus dem Landesprogramm „Zukunft Innenstadt“ sowie aus Mitteln der Denkmalpflege gefördert.

Im Mai startete man mit dem ersten Bauabschnitt, zunächst wurden die stark beschädigten Fachwerk- und Deckenkonstruktionen und die Fassadenschalungen erneuert. Ebenfalls instandgesetzt wurden die Dachschalung und Schäden am Dachtragwerk. Um den historischen Charakter des Gebäudes zu bewahren, erfolgten diese Arbeiten in enger Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde.

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red
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Nach dem Richtfest im Juli läuft zurzeit nun der zweite Bauabschnitt: In Holzrahmenbauweise ist ein „Haus im Haus“ entstanden, das thermisch vom Güterschuppen getrennt ist. Die Module sind auf höchste Energieeffizienz ausgelegt und entsprechen der KfW-Kategorie 55 Plus. Eine Multi-Split-Klimaanlage sorgt in Verbindung mit einer Photovoltaikanlage und einem Stromspeicher für eine CO2-neutrale Klimatisierung.

Bis spätestens zum Jahreswechsel soll das Gebäude bezugsfertig sein

Wie Erste Stadträtin Karin Rettig bei ihrer Stippvisite am Samstag erläuterte, ist der historische Güterschuppen eines von sechs weiteren ähnlichen Exemplaren in der Umgebung (Beispiel Auerbach und Hemsbach), die mittlerweile jedoch alle verfallen sind oder abgerissen wurden: „Der Erhalt des Schuppens ist daher nicht nur ein wichtiger Beitrag zur Ortsgeschichte, sondern auch darüber hinaus.“ Mit seinem Erwerb habe die Stadt Zwingenberg „ein Stück Geschichte bewahrt.“ Ziel sei von Anfang nicht allein die Sanierung, sondern eine neue, „zukunftsweisende Nutzung“ gewesen.

Bis spätestens zum Jahreswechsel soll das Gebäude bezugsfertig sein. Und wenn in wenigen Wochen der Innenausbau abgeschlossen ist, dann beginnt man im Rathaus mit der Vermarktung.

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