Zwingenberg. Bereits seit 55 Jahren ist Reinhard Sillus als nebenberuflicher Organist für die evangelische Kirche tätig. Über die Hälfte der Zeit spielte er in seinem Heimatstädtchen Zwingenberg die Orgel der Bergkirche. Im Gottesdienst am Sonntag, 3. Juli, ab 11 Uhr soll nun das 30-jährige Engagement des Musikers in seiner Heimatgemeinde gewürdigt werden.
Mit dem Orgelspielen hat Reinhard Sillus bereits im Konfirmandenalter begonnen – und bis heute nicht damit aufgehört. Adam Höfle, der ehemalige Pfarrer von Zwingenberg, ermutigte den damals 13-Jährigen, das Instrument zu erlernen. Seinen ersten Orgelunterricht trat er beim Sohn des Pfarrers an. Es sei ein „Gottesgeschenk“, so der 72-Jährige, dass er die Möglichkeit hatte, das Orgelspiel erlernen zu dürfen.
Im Jahr 1965 trat er im Alter von 15 seine erste Organistenstelle in der evangelischen Kirchengemeinde Bickenbach an. Es folgten zahlreiche Fortbildungen, etwa beim damaligen Kantor der Darmstädter Pauluskirche, Erich Fischer, oder dem Leiter des Darmstädter Bachchores, Horst Gehann.
Sein Erfolg als Organist habe er vor allem seinen Mentoren zu verdanken. „Nur bei strengen Lehrern kann man etwas lernen“, erzählt Reinhard Sillus. So habe er den Maßstab der Lehrer, die jeden seiner gespielten Töne genau kontrollierten, irgendwann auch auf sich selbst übertragen. Damit konnte er die C-Prüfung, eine kirchenmusikalische Ausbildung für den nebenberuflichen Dienst als Organist und Chorleiter, erfolgreich meistern.
Von 1967 bis 1975 spielte Reinhard Sillus in der evangelischen Gemeinde Alsbach, anschließend bis 1992 erneut in Bickenbach. Seit 1992 ist er als nebenberuflicher Organist in Zwingenberg tätig, hauptberuflich arbeitete er bis zu seinem Ruhestand beim Amtsgericht. Auch nach 30 Jahren arbeitet der Musiker noch immer gerne in seiner Heimatgemeinde und freut sich, die Orgel der Bergkirche spielen zu dürfen. Da er als Kind selbst die Kirche in Zwingenberg besuchte und hier konfirmiert wurde, bestehe natürlich auch eine besondere emotionale Verbindung zur Gemeinde.
In seiner langen Zeit als Organist hat Reinhard Sillus auch ein gutes Stück Kirchengeschichte miterleben können. Die Kirche habe sich stark verändert, seit er als kleiner Junge mit dem Orgelspielen begann, berichtet er. Früher sei es selbstverständlich gewesen, Mitglied in einer Kirche zu sein. In der jungen Generation heute sei das nicht mehr so, es sei eben eine andere Zeit.
Er selbst kann sich noch nicht vorstellen, seinen Platz an der Zwingenberger Orgel zu verlassen. „Man ist oft auch der Beschenkte, ich bekomme sehr viel zurück“, berichtet der Organist, der noch immer mit vollem Herzen bei der Sache ist. Obwohl über ein halbes Jahrhundert Orgelspiel hinter ihm liegen, bietet die Musik immer wieder neue Herausforderungen. „Man lernt eben nie aus“, erzählt er. Es sei wichtig, immer offen für Neues zu sein und nicht nur sein festgefahrenes Programm abzuspulen. Er selbst habe noch lange Zeit Orgelunterricht genommen, auch als er bereits als Organist tätig war.
Mit dem Gottesdienst am 3. Juli in der Zwingenberger Bergkirche, bei dem Bärbel Andreas-Sillus, die Ehefrau des Organisten, als Prädikantin dabei sein wird, soll das 30-jährige Jubiläum gefeiert werden. Zu diesem Anlass wird Reinhard Sillus eine herausfordernde Triosonate von Bach spielen. Dabei werden linke Hand, rechte Hand und die Pedale unabhängig und einstimmig geführt. Die Sonate besteht aus drei Sätzen, die den Gottesdienst untermalen werden. Die beiden Sängerinnen Christiane Opfermann und Andrea Klein werden an diesem Tag den Gottesdienst musikalisch bereichern.
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