Zwingenberg. In Deutschland soll jeder Bürger im Schnitt 10 000 Dinge besitzen. Zumindest laut der Kindersendung "Checker Tobi". Wer am Samstag durch die Zwingenberger Altstadt lief, hatte wohl eher das Gefühl, dass die Zahl zu tief als zu hoch gegriffen sein könnte.
Eine bunte Vielfalt an "Krempel und Kram" tat sich dem Auge auf, als sich durch die Gassen der Altstadt der städtische Flohmarkt zog und die eigentümliche Atmosphäre eines Basars vor einer historischen Fachwerkkulisse ausstrahlte.
Ein munteres Treiben entwickelte sich zwischen den Terrassen von Cafés, Restaurants und Bars auf dem Marktplatz und in den engen Gassen der Altstadt, die für einen Tag allein den Fußgängern gehörten.
Idealeres Wetter hätte Petrus einem belebten Flohmarktreiben nicht bescheren können. Die sommerlichen, aber nicht zu heißen Temperaturen und die trockene Witterung machten für die einen den Rundgang zu einem beschaulichen Vergnügen und für die Anbieter zu einer vergleichsweise angenehmen Aufgabe.
Den Besuchern offenbarte sich ein schier unübersichtliches Sammelsurium an Trödel, Gebrauchtem und Nützlichem, an Raritäten, Antikem und Antiquarischem. Hier die säuberlich nach Größe sortierten Schrauben, dort der ausgediente Kronleuchter aus der herrschaftlichen gute Stube. Sie standen unmittelbar neben den ausgedienten Spielesammlungen und den getragenen Schuhen. Büchertische, vor allem mit ausgelesener Kinderliteratur, reihten sich aneinander.
Durch dieses unsortierte Vielerlei schoben sich die Massen, die sich unterwegs mit feinen Häppchen von einem Backwarenstand versorgt hatten und genüsslich in die gefüllten Croissants bissen. Eine junge Dame aus Bickenbach genoss die Perspektive aus Sicht der Anbieter und schaute dem vorbeiziehenden Schwarm interessiert zu. Sie bot vor allem Küchenutensilien an, die sie schon lange nicht mehr genutzt hatte. Sie teilte sich mit ihrer Mutter einen Stand. Für die beiden kein Zweifel: Das frühe Aufstehen habe sich an diesem Flohmarktsamstag bezahlt gemacht. Die Standgebühr sei moderat und die Atmosphäre einfach klasse. Ja, einige Sachen habe sie an den Mann bringen können, bestätigte sie. Und gleich am Folgetag wollte das Duo mit seinem Stand in die nächste Stadt ziehen.
"Hier trifft sich Hinz und Kunz", sagte eine Zwingenbergerin, die jedes Jahr ihren Tapeziertisch am Brunnen aufbaut. So auch ihre Verwandten auf der anderen Seite des schmalen Durchgangs. Etliches aus ihrem Bestand wechselte den Besitzer. Zur Mittagszeit konnte die Großfamilie bereits die ersten Tische zusammenräumen.
Die Besucher schienen in Kauflaune zu sein. Viele Anbieter waren überaus zufrieden. So auch die städtische Bücherei, die vor ihrer Haustür die Verkaufstische aufgebaut hatte. Es sei zwar schleppend angelaufen, sagte Mitarbeiterin Conny Demmer. Doch am Vormittag nahm das Flohmarktgetriebe kräftig an Fahrt auf. Zur Mittagszeit waren fast alle angebotenen CDs und DVDs verkauft.
So manches Sammlerherz öffnete sich bei all dem, was sich zwischen Krempel und Krusch an Fundstücken finden ließ. Voller Stolz präsentierte ein Besucher seine Entdeckung: An einem Stand sei er auf die Früchte eines Affenbrotbaums gestoßen. An den Grüßen aus Zentralafrika mochte er nicht vorbeigehen. Sie sollen jetzt die passende Deko zwischen Palmen, Zitronen- und Orangenbäumchen auf seiner Sommerterrasse abgeben.
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