Kommunalpolitik

Zwingenberger Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen gegründet

Am Mittwoch wurde im Alten Amtsgericht ein Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen gegründet. Die Zwingenberger Grünen „haben Großes vor“.

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Michael Ränker
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In Zwingenberg hat sich ein Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen gegründet. Unser Bild zeigt den Gründungsvorstand (von links): Tanja Simon-Gebhardt, Stefan Juchems, Sophia Kriesch und Evelyn Berg. Auf dem Bild fehlt Sybille Kaiser, die in Abwesenheit gewählt wurde. © Thomas Zelinger

Zwingenberg. Grün so weit das Auge reicht: Auf dem Weg zum Vereinsraum des Alten Amtsgerichts wehen am Dienstagabend grüne Beach Flags, im Inneren flackern Kerzen umhüllt von grünen Gläsern, Stehtische sind mit grünen Hussen versehen, auf ihnen stehen grüne Windrädchen - und in einer Ecke des Raumes ist ein grünes Roll-up aufgebaut, dort soll später der neugewählte Vorstand abgelichtet werden. Der Schriftzug „Bündnis 90/Die Grünen“ in Verbindung mit einer stilisierten Sonnenblume ist an diesem Abend das beherrschende Logo, und auf einem Tisch liegen - ebenfalls grün verpackt - Werbegeschenke wie Straßenmalkreide, Kartenspiele mit dem Titel „Grünes Städte-Quartett“, Kugelschreiber und - natürlich - Eintrittsformulare für die Partei.

„Tolle Möglichkeit zur Mitgestaltung für Bürgerinnen und Bürger“

Der Kreisverband Bergstraße von Bündnis 90/Die Grünen hat alles aufgefahren, was es an Kulisse und Devotionalien in der Geschäftsstelle so gibt - und das aus gutem Grund: „Wir haben Großes vor“, begrüßt Vorstandssprecherin Sarah Hoeller gemeinsam mit ihren Vorstandskollegen Franz Beiwinkel und Markus Pfefferkorn die Teilnehmenden im quasi „ausverkauften“ Vereinsraum. Und sie macht keinen Hehl daraus, dass ihr auch ein wenig feierlich zumute ist: „Wann kann man schon einmal einen neuen Ortsverein gründen?“ Mit einigen Versen aus Wolf Biermanns Gedicht „Ermutigung“ schließt sie ihre Begrüßung: „Das Grün bricht aus den Zweigen, wir woll‘n das allen zeigen, dann wissen sie Bescheid.“

Um Ermutigung geht es auch im anschließenden Grußwort von Stefan Juchems, der ein maßgeblicher Initiator für die an diesem Abend anstehende Gründung eines Bündnis 90/Die Grünen-Ortsverbands in Zwingenberg ist: Der Seeheim-Jugenheimer, der ein „grünes“ Parteibuch besitzt und bei der jüngsten Bürgermeisterwahl im ältesten Bergstraßenstädtchen als unabhängiger, aber von der Gemeinschaft für Umweltschutz und Demokratie (GUD) - den Zwingenberger „Grünen“ - unterstützter Kandidat angetreten ist, sieht in der Erweiterung des örtlichen Parteienspektrums aus CDU, FDP, GUD und SPD „eine riesige Chance“ und eine „tolle Möglichkeit zur Mitgestaltung“ für die Bürgerinnen und Bürger.

Auf der Agenda steht nun der Beschluss einer Satzung für den neuen Ortsverband, stimmberechtigt sind alle Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen, und zwar unabhängig vom Wohnsitz. Zehn Grüne aus dem Kreisverband Bergstraße und ein Grüner aus dem Nachbarlandkreis Darmstadt-Dieburg stehen auf der Anwesenheitsliste - und mit elf Ja-Stimmen erfolgt auch der Satzungsbeschluss. Jetzt geht‘s um die Vorstandswahl, schnell sind unter der Leitung von Sarah Hoeller aus dem Kreis der Grünen-Mitglieder Kandidierende gefunden und - geheim - gewählt.

Vier Frauen und ein Mann bilden den Gründungsvorstand

Evelyn Berg, die seit vielen Jahren für die örtliche GUD in Zwingenberg - zurzeit als Stadträtin - Kommunalpolitik macht, aber für die Bergsträßer Grünen auch schon zur Landrats- und Bundestagswahl antrat, gehört dem Gründungsvorstand an. Aus dem Kreis der GUD, allerdings ohne kommunalpolitisches Mandat, stammt auch die Zwingenbergerin Tanja Simon-Gebhardt, die nach eigenem Bekunden „seit 14 Tagen Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen“ ist und sich nun ebenfalls im Vorstand engagiert. Gewählt sind auch die Zwingenbergerin Sophia Kriesch, die bereits dem Vorstand der Grünen Jugend Bergstraße angehört, sowie - in Abwesenheit verpflichtet - die GUD-Stadtverordnete Sibylle Kaiser. Sozusagen „Hahn im Korb“ und einziger Nicht-Zwingenberger im Vorstand ist Stefan Juchems.

Für die Stadt passende „Duftmarken“ setzen

Wer künftig für den Vorstand spricht, die Kasse verwaltet oder die Protokolle führt, das wird demnächst in einer konstituierenden Vorstandssitzung festgelegt. Was indessen schon feststeht, zumindest ist das die Zusage von Evelyn Berg: Man wolle als Bündnis 90/Die Grünen-Ortsverband in Zwingenberg - „hier gibt‘s viel zu tun“ - „Duftmarken“ setzen, und zwar „passend zu Zwingenberg“ und „nicht parteipolitisch“. Stefan Juchems wiederum kündigt an, in einen „Diskurs mit den Mitgliedern“ eintreten zu wollen, von denen es gegenwärtig 15 in Zwingenberg gibt. Dazu will er einmal im Monat zu einem „Stammtisch“ einladen: „Da können wir uns kennenlernen und Themen sammeln.“

Gemeinsame Liste von Grünen und GUD bei den Kommunalwahlen im Gespräch

Bevor anschließend die Sektkorken knallen, meldet sich Uschi Heyden zu Wort. Das „Urgestein“ der Gemeinschaft für Umweltschutz und Demokratie, früher selbst GUD-Stadtverordnete, möchte doch noch gerne wissen, wie die Protagonisten des neuen Ortsverbands von Bündnis 90/Die Grünen mit denen umgehen werden, die in Zwingenberg seit den 1980er-Jahren „grüne Politik“ machen. In der Tat: Das hat an diesem Abend noch gar keine Rolle gespielt.

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Stefan Juchems beruhigt: Er verfüge zwar „nicht über eine Kristallkugel“, aber die Tatsache, dass drei der Vorstandsmitglieder aus den Reihen der GUD stammten und er selbst für die GUD als Bürgermeisterkandidat angetreten sei, spreche dafür, „dass es kein Gegeneinander geben wird“. Auf gar keinen Fall wolle man die GUD „übernehmen“. Das bisher Geleistete solle gewürdigt und die Parteigründung „als Angebot für weitere Menschen zum Mitmachen“ verstanden werden. Mit Blick auf die Kommunalwahl am 15. März 2026 und die „identischen Werte“ der beiden Gruppen lädt Juchems fragend ein: „Was spricht gegen eine gemeinsame Liste?“

Offensichtlich spricht nichts dagegen: Ulrich Kühnhold, Fraktionsvorsitzender der GUD, der der Zwingenberger Grünen-Gründung als stiller Beobachter beiwohnt, hat bereits vorab in einer Pressemitteilung festgestellt: „Als GUD begrüßen wir die Gründung des Ortsverbandes und bieten Gespräche an, eine gemeinsame Liste für die Kommunalwahl aufzustellen.“

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