Kultur - Szenische Collage erinnert an die Aufführung des „Zirkus Konzentrazani“ am 27. August 1933 im KZ Börgermoor und damit an den Widerstand gegen die Nazis

Mobile zeigt „Dreiunddreißig“ als Film

Von 
red
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Vor fünf Jahren feierten das Mobile-Ensemble und der Bessunger Chor „Bahela“ mit der szenische Collage „Dreiunddreißig“ im Zwingenberger Kellertheater Premiere. Jetzt wird ein Video der Inszenierung gezeigt. © Ernst Lotz

Zwingenberg. Im April 2013 feierte das Stück im Theater Mobile erfolgreich Premiere, jetzt – fünf Jahre später – wird es erneut aufgeführt, allerdings als Film: „Dreiunddreißig“, so lautet der Titel dieser Gemeinschaftsproduktion der Zwingenberger Mobilisten und des Bessunger Chors „Bahela“; Autor und Regisseur war Gunter von Stritzky. Am 26. August, Sonntag, 18 Uhr, wird ein Video der szenischen Collage aus Geschichte, Musik, Schauspiel und Tanz gezeigt, mit der das Ensemble einen neuen Blick auf das Jahr 1933 und seine Folgen ermöglichen wollte.

Der Zeitpunkt der Filmvorführung ist bewusst gewählt: In Erinnerung an die „wahrscheinlich überraschendste und ergreifendste Kulturveranstaltung des Jahres 1933“ – die Aufführung „Zirkus Konzentrazani“ am 27. August 1933 im Konzentrationslager Börgermoor – erfolgt die Präsentation nun 85 Jahre später am Vorabend des historischen Ereignisses. Gunter von Stritzky formulierte vor der Premiere im Jahr 2013: „Wir werden Menschen hervorheben, die es selbst unter den damaligen Bedingungen und oft unter Einsatz ihres Lebens gewagt und geschafft haben, ihre menschliche Größe zu bewahren und sich entsprechend zu verhalten.“

„Wir sind die Moorsoldaten“

Zum Hintergrund: Im Konzentrationslager Börgermoor bei Papenburg im Emsland wurden vorwiegend politische Gegner des Nazi-Regimes gefangen gehalten. Mit einfachen Werkzeugen wie dem Spaten mussten sie das Moor dort kultivieren. 16 Häftlinge – überwiegend ehemalige Sänger des Solinger Arbeitergesangvereins – sangen bei einer Veranstaltung mit dem Titel „Zirkus Konzentrazani“ das als „Moorsoldatenlied“ bekanntgewordene Lied.

Die „Revue“, die das Theater Mobile und der Chor „Bahela“ gemeinsam unter Anleitung von Gunter von Stritzky entwickelten, wollte auf Ereignisse und Errungenschaften aufmerksam machen, „die wir heute – in Frieden und Freiheit – oft für selbstverständlich nehmen, obwohl sie ohne das Leid im Dritten Reich wahrscheinlich nicht entstanden wären, wie zum Beispiel das Grundgesetz“. Den äußeren Rahmen bildete eine im Heute stattfindende Handlung, die immer wieder von geschichtlichen Ereignissen und dazu assoziierten Liedern, Musik-, Tanz- und Spielszenen unterbrochen wurde. Dabei ging es um die menschliche Möglichkeit und Fähigkeit, selbst in Zeiten bitterster Not und unter widrigsten Umständen auf die Herausforderungen des Lebens nicht mit blinder Gegenwehr oder Resignation zu reagieren, sondern sich zu besinnen, über sich hinaus zu wachsen und dann von einer anderen Ebene her zu antworten.

Freier Eintritt

Gunter von Stritzky formulierte vor der Premiere im Jahr 2013: „Statt zu belehren, anzuklagen oder Altes wieder aufzuwühlen, führen wir das auf, was uns Menschen neben allem Leid und Schicksal auch gegeben ist: Die zeitlose und in jedem Moment vorhandene Entscheidungsfreiheit, uns den Fragen des Lebens gegenüber so oder so zu verhalten. Wir hoffen, das Publikum damit anzuregen, die beispielhaft gezeigten Chancen der Versöhnung auch im Persönlichen zu erkennen und sich nicht – wie so oft – angesichts des Leids rat- und hilflos abzuwenden oder zu verschließen.“

Für die Film-Vorführung von „Dreiunddreißig“ gibt es keine Karten, der Eintritt ins Theater Mobile unter dem Alten Amtsgericht (Obertor 1) ist frei. red

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