Vorsorge - Fraßgift soll verhindern, dass sich die Nachkommen des Eichenprozessionsspinners auf Eichen ausbreiten / Der Kontakt mit ihren Brennhaaren ist riskant

Mit Spritzmittel gegen gefährliche Falter-Raupen

Von 
Sina Roth
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Zwingenberg. Wenn es draußen warm wird, schlüpfen sie allmählich – die Raupen des Eichenprozessionsspinners. In den vergangenen Jahren haben sie immer häufiger für Aufregung gesorgt, aufgrund ihrer Brennhaare, die für den Menschen gefährlich werden können. Damit die kleinen Tierchen in Zwingenberg erst gar nicht zum Problem werden, hat die Stadt eine Spezialfirma damit beauftragt, die besonders gefährdeten Eichen auf dem Melibokus-Parkplatz vor den gefräßigen Raupen zu schützen.

Der Eichenprozessionsspinner ist ein Nachtfalter aus der Familie der Zahnspinner. Wie der Naturschutzbund (Nabu) berichtet, ist der ausgewachsene Falter unauffällig grau gefärbt und fliegt zwischen Ende Juli und Anfang September. Kurz nach dem Hochzeitsflug im August legen die Weibchen die Eier in Reihen angeordnet im oberen Kronenbereich von Eichen auf dünnen Ästen ab, die besonders sonnig gelegen sind. Den Winter über leben die Embryos des Falters in den Eiern und schlüpfen, wenn es draußen warm genug für sie ist. Ab dem dritten Larvenstadium bilden sich die für den Menschen gesundheitsgefährdenden Brennhaare.

Schädlingsbekämpfer im Einsatz

In Zwingenberg hat man für diesen Zeitpunkt bereits vorgesorgt, wie Manfred Rossi, Hilfspolizeibeamter und zuständig für die Bereiche Ordnungsamt und Friedhofsachbearbeitung der Stadt, berichtet.

„Für die Eichen auf dem Melibokus-Parkplatz haben wir erneut eine Fachfirma beauftragt. Schädlingsbekämpfer haben die Bäume professionell gespritzt, da dort schon Eichenprozessionsspinner vorgekommen sind“, so Rossi.

Da auf dem Parkplatz die Eichen relativ frei stehen, habe der Schädling ein relativ leichtes Spiel. „Gerade da es sich um einen öffentlichen Parkplatz handelt, haben wir schon länger ein Auge darauf.“

Gespritzt werden kann übrigens nicht nach Belieben. „Man muss sich zum Beispiel an die Witterung anpassen: Es darf beispielsweise nicht unmittelbar danach regnen, da das Fraßgift in die Pflanzen einziehen muss“, erklärt Rossi. Außer auf besagtem Parkplatz seien übrigens keine großen Stellen in und um Zwingenberg bekannt, die besonders anfällig für den Schädling sind.

„Generell muss man aber auch sagen, dass der Eichenprozessionsspinner nicht auf jeder Eiche, die befallen ist, automatisch bekämpft wird“, so Rossi, denn einzelne Bäume im Wald, könne man beispielsweise leicht umgehen. Wenn man den Schädling allerdings an öffentlichen Orten entdeckt, sollte man dies bei der Stadt melden. „Die entsprechende Stelle wird dann entweder abgesperrt oder die Fachfirma kommt noch einmal zum Einsatz, wenn es nötig ist.“ Auch wenn momentan keine Gefahr bestehe, solle man vorsichtshalber einmal nach oben schauen, bevor man sich unter eine Eiche setzt, rät Rossi. „Generell haben wir aber alle möglichen Stellen kontrolliert und es sollten keine Eichenprozessionsspinner bei uns vorkommen.“

Verwechslungsgefahr

Dies bestätigt auch Mark Trautmann, Geschäftsführer des Bauhof-Zweckverbands: „Wir haben in diesem Jahr kein vermehrtes Vorkommen der Eichenprozessionsspinner in und um Zwingenberg bemerkt. Gerade auf Spielplätze haben wir immer ein Auge. Doch bis jetzt mussten wir noch keine Bereiche absperren.“ Bürgermeister Holger Habich kennt sich mit dem Schädling aus und weiß, dass er gerne mit der sogenannten Gespinstmotte verwechselt wird. „Die Gespinstmotte taucht seit ein paar Jahren verstärkt in der Region auf – kleinere Bäume und Sträucher überzieht sie mit einem Gespinst und frisst sie nahezu völlig kahl. Dennoch ist sie im Gegensatz zum Eichenprozessionsspinner ungefährlich.“

Die Gespinstmotte ist Nabu-Informationen zufolge beispielsweise auf Traubenkirschen zu finden, aber auch auf Weißdorn, Pfaffenhütchen, Pappeln, Weiden oder auch Obstbäumen. Der Eichenprozessionsspinner hingegen bleibt seinem Namensgeber – der Eiche – bei der Wahl der Eiablage treu. Die Brennhaare der Raupen des Eichenprozessionsspinners sind innen hohl und enthalten das Eiweißgift Thaumetopoein.

Vom Ausschlag bis zum Schock

Wenn sie mit der Haut in Kontakt kommen, können sie allergische Reaktionen auslösen, die zu Hautirritationen, Augenreizungen, Fieber, Schwindel oder sogar zu allergischen Schocks führen können. Atmet man die feinen Härchen ein, kann man Bronchitis oder auch Asthma bekommen. Ein spezielles Medikament gibt es laut Nabu noch nicht, nur die Symptome könnten gelindert werden.

Der Eichenprozessionsspinner sei hauptsächlich in Süd- und Mitteleuropa verbreitet, erste Nachweise für Deutschland stammen aus dem Jahre 1826, so die Angaben des Naturschutzbundes. Seit etwa 1993 breite er sich in Deutschland weiter aus. Ein Grund könnten Veränderungen im Zuge des Klimawandels sein. Das besonders starke Auftreten des Eichenprozessionsspinners seit 2003 habe inzwischen allerdings wieder deutlich nachgelassen.

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